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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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versuchte sich zu erinnern, wann sie das letzte Mal völlig allein gewesen war, zog sie sich bis auf die Haut aus und watete in den Fluß. Schon bald wurde die Strömung unangenehm stark, zerrte an ihren Beinen und schwemmte den Sand unter ihren Füßen hervor. Als sie knietief im Wasser stand, wagte sie sich nicht weiter. Sie kniete sich nieder und seifte sich ein, Spülte die Seife ab und rubbelte ihren Körper trocken.
    Zwei Maultiere wieherten.
    Sie tauchte ihren Kopf ganz unter, um ihr Haar auszuspülen, dann ging sie zum Ufer zurück und drückte das Wasser aus ihrem Haar. Sie rubbelte die Feuchtigkeit mit den Händen von ihrer Haut und wünschte sich eines dieser verführerisch weichen Handtücher aus dem Palast von Arakkaran. Widerwillig kam sie zu dem Schluß, daß sie sich in feuchte Kleider hüllen mußte…
    Maultiere wieherten nicht!
     
    Da hörte sie Kade schreien.

2
    In dem Durcheinander aus Erinnerungen, die Inos von den folgenden Ereignissen behalten konnte, kam es ihr so vor, als sei die Sonne in genau jenem Augenblick untergegangen – als habe sie das Wasser bei Tageslicht verlassen, habe in einem einzigen Sprung den Sand überquert und das Ufer erklommen und sei im Dämmerlicht im Gras gelandet. Lange Schatten der hohen Waldbäume überdeckten die Wiese, als sie über sie hinwegraste, in einer Hand den Bogen, drei Pfeile und ein nasses Unterhemd in der anderen, verfolgt von jedem Grauen, das ihr Verstand sich ausmalen konnte. Zweige und kleine Kiesel gruben sich in ihre Fußsohlen, und dornige Blumen im langen Gras kratzten an ihren Schienbeinen. Sie stolperte über Grasbüschel und versteckte Buckel. Ihre feuchte Haut war kühl, passend zu dem eiskalten Grauen in ihr, und ihr Haar wie ein nasser Lappen, der gegen ihren Rücken klatschte.
    Kade! O Kade!
    Die Maultiere hatten nicht geschrien, wie sie es bei Löwen hätten tun sollen. Die Maultiere waren noch da und fraßen zufrieden. Inos konnte sie sehen, undeutliche Umrisse in der zunehmenden Dunkelheit. Das Wiehern stammte von Ponys oder Pferden.
    Warum hatte Kade nur einmal geschrien?
    Plötzlich wurde ihr schlagartig bewußt – was dachte sie sich dabei, nackt über die Wiese zu rennen? Warum, o warum nur dachte sie niemals vorher nach? Sie hätte sich die drei Sekunden leisten sollen, um sich das Kleid anzuziehen anstatt einfach den durchweichten Haufen Unterwäsche zu ergreifen, der ihr nicht viel helfen würde, wenn die Bedrohung menschlich war. Besonders dann nicht, wenn dieser Mensch ein Mann war. Diese Einsicht traf sie, als sie ungefähr die Hälfte des Weges zurückgelegt hatte; sie stolperte, stand wieder auf und beschloß, daß sie Kade nicht im Stich lassen konnte, darum lief sie weiter, ihr Herz klopfte laut vor Angst und Anstrengung.
    Zwischen den Zweigen, die Azak als Schutz zwischen den Bäumen aufgeschichtet hatte, stieg immer noch Rauch gen Himmel. Alles sah friedlich aus. Kade war drinnen oder dahinter. Mit was? Mit wem?
    Ein Maultier schrie, und alle hoben ihre Köpfe…
    Acht! Vier Maultiere und vier Pferde. Gesattelte Pferde. Richtige große Pferde, unscharf im Dämmerlicht. Seit Kade geschrien hatte, war vielleicht eine Minute vergangen; da trat ein Mann aus der Hütte hervor.
    Inos ruderte mit den Armen, blieb abrupt stehen, schnappte nach Luft, zerrte gleichzeitig an den Pfeilen unter ihrem Arm und versuchte mit ihrer freien Hand, ihre spärliche Kleidung wie einen Vorhang vor sich zu halten. Das Ergebnis war nicht sehr befriedigend.
    Er hatte sie gesehen. Er streckte ihr in einer Willkommensgeste die Hände entgegen und rief etwas. Sie konnte kein einziges Wort verstehen, aber die Bedeutung war eindeutig: Da kommt sie. An seiner Seite tauchten drei weitere Männer auf, in der Dämmerung kaum voneinander zu unterscheiden. Sie konnte nur wenige Einzelheiten erkennen, aber es waren Männer, junge Männer, und sie trug keine Kleider.
    Einen Augenblick lang starrte Inos die Männer vor lauter Entsetzen und Unglauben mit offenem Mund an – Azak war sich so sicher gewesen, daß es keine Spuren von Menschen gab. Auch die vier Fremden standen da und starrten sie an. Das waren keine primitiven Wilden; sie waren herausgeputzt mit langen Hosen und einer Art Hemd oder Tunika, alle im selben dunkelgrünen Farbton. Jeder trug eine fesche Försterkappe mit einer Feder und einen Langbogen – die längsten, die Inos je gesehen hatte.
    Der erste Mann machte eine auffordernde Bewegung und rief ihr einladend etwas zu. Kommt

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