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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatte er es gelernt?
    Plötzlich flackerte in seinen Augen eine Warnung auf. Inos wirbelte herum, um Kade anzusehen, die die Nachhut bildete.
    Närrin! Wütend, daß sie so gedankenlos gewesen war – und daß Azak hatte bemerken müssen, was ihr entgangen war – glitt Inos aus ihrem Sattel, ließ die Zügel fallen und eilte zurück zu Kades Maultier.
    »Tante! Geht es dir nicht gut?«
»Oh, es geht mir ganz gut, Liebes. Warum halten wir an?« Die blaßblauen Augen bemühten sich redlich, ihr altes Funkeln zu zeigen – vergebens. Ganz gleich, was sie sagte, Kade machte es nicht besser, sondern immer schlimmer. Was hier auch nicht stimmte, es verlangte seinen Preis. Sie hing zusammengesunken auf ihrem Sattel und schien um zehn Jahre gealtert, und zum ersten Mal in Inos’ Leben hatte die absurd unfehlbare Heiterkeit ihre Tante verlassen.
    »Azak meint, wir sollten hier ein Lager errichten.«
    Diese Neuigkeit war nicht willkommen. Kade zuckte zusammen und sah sich offensichtlich beunruhigt um. »Oh, sicher können wir doch vor Einbruch der Dunkelheit noch ein oder zwei Meilen schaffen?«
    »Er glaubt nicht. Hier, laß mich dir herunterhelfen.«
»Ich glaube, wir sollten weiterreiten!« protestierte Kade.
»Warum?«
»Der Scheich? Königin Rasha?«
    »Der Scheich wird uns nach all dieser Zeit nicht mehr fangen, Tante. Die Maultiere brauchen eine Ruhepause.« Und du auch!
    »Nun… Vielleicht finden wir einen besseren Lagerplatz?«
»Azak besteht darauf, daß dieser hier perfekt ist«, sagte Inos fest.
    Es war zumindest zufriedenstellend: eine grüne Wiese in einer breiten Schleife des unermüdlichen Flusses, mit Wasser an drei Seiten und ungewöhnlich dichtem Wald an der vierten Seite. Selbst wenn die Maultiere sich von ihren Pflöcken losmachten, würden sie sich nicht weit entfernen, solange das Wetter nicht schlechter wurde, und im Augenblick war das Wetter perfekt: heißer Sonnenschein und eine kühle Brise. Hier und dort wölbte sich die Grasnarbe leicht und deutete auf alte Wohnhäuser hin, vielleicht eine Farm – bestimmt machte es Spaß, in einigen freien Minuten ihre Überreste zu erkunden –, und der einzige weitere Orientierungspunkt war ein kleines, niedriges Wäldchen in der Mitte – ungefähr ein Dutzend dürrer Bäume. Inos kannte Azaks Denkweise inzwischen gut genug, um seine Absicht deuten zu können. Er würde diese jungen Bäume zu einer Illusion von Schutzhütte ausschmücken, die nach allen Seiten offenes Land hätte. Praktischer Mann!
    Kade stieg, immer noch widerwillig murmelnd, vom Maultier. Azaks Tier, das bereits von Geschirr und Sattel befreit war, rollte sich in dem dicken Gras, alle vier Beine in die Luft gestreckt und stimmte offensichtlich mit Azaks Meinung über diesen Ort überein. Ungefähr eine halbe Stunde später war die Arbeit erledigt. Azak hatte im Wald junge Bäume und Zweige geschlagen und sie zu dem Wäldchen hinübergezogen, um aus ihnen einen Windschutz zu bauen. Drinnen saß Kade und kochte auf einem kleinen Feuer eine Kanne Tee. Die Maultiere gingen an der langen Leine und kauten zufrieden Gras, und Inos stand mit Azak am Ufer des Flusses. Eine kurze Überprüfung der Erdhügel hatte nicht mehr als ein paar alte Kaminplatten zu Tage gebracht; der Tag war noch nicht vorbei, und sie war sich nicht sicher, was sie als nächstes tun wollte.
    Azak schirmte seine Augen gegen die Sonne ab, als er gen Westen blickte. Wahrscheinlich versuchte er festzustellen, wie spät es war.
    Inos fragte sich beiläufig, wie es sich wohl anfühlen mochte, ihre Arme um diesen übergroßen Kameljockey zu schlingen und ihn zu küssen, bis sein Bart rauchte, um schließlich selbst so geküßt zu werden, wie Andor sie einmal geküßt hatte. Eigentlich war Andors Kuß gar nicht so spektakulär gewesen, selbst wenn er okkulte Kräfte benutzt hatte. Der Kuß, an den sie sich wirklich erinnerte, aus ihrer kleinen Sammlung, war der, den Rap ihr gegeben hatte, als er sie im Frühling mit dem Wagen verlassen hatte und… aber Rap war tot, und obwohl sie eine gewisse natürliche Neugier hinsichtlich der Frage verspürte, wie ein übergroßer Sultan mit buschigem Bart wohl küssen mochte, konnte sie doch keinerlei echte Erregung beim Gedanken daran verzeichnen. Oder irgendein echtes Verlangen, es zu versuchen, selbst wenn Rashas Fluch aufgehoben würde. In der Abteilung >Wie-verliebe-ich-mich< machte sie also wohl keine besonders großen Fortschritte.
    Sie konnte sich keinen Mann vorstellen, den sie

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