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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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herüber.
    Inos’ Füße begannen, sich aus eigenem Antrieb zurückzuziehen. Vier fremde Männer in einem Wald zu treffen, war schon schlimm genug, aber völlig unbekleidet – das war der Stoff, aus dem Alpträume gemacht wurden.
    Sie konnte noch nicht einmal ihr dummes Unterhemd anziehen, ohne ihre Waffen aus der Hand zu legen. Die Fremden berieten sich kurz. Einer machte eine Handbewegung in Richtung Pferde, und die anderen lachten ihn höhnisch aus. Der Anführer sagte etwas, und sie lachten. Sie legten ihre Bogen nieder, ließen die Köcher von den Schultern gleiten und ließen auch diese zu Boden fallen.
    Erneut rief der Anführer ihr etwas zu, und Inos konnte genug verstehen um zu begreifen, daß er sie aufforderte, sie solle ebenfalls ihre Waffen beiseite legen. Sie hatte drei Pfeile, nur drei. Plus einen Bogen und eine weiße Fahne.
    »Wer seid Ihr?« rief sie. »Was wollt Ihr?« Sie zog sich vorsichtig noch ein paar Schritte zurück – näher zum Fluß und zum dahinterliegenden Wald, näher zu dem Haufen mit ihren Kleidern. Kade! Was hatten sie mit Kade gemacht?
    Was? rief der Anführer. Das nahm sie zumindest an – er legte eine Hand hinter ein Ohr.
     
    »Was wollt Ihr?« wiederholte sie weinerlich und schämte sich ihrer schrillen Stimme.
     
    Einer der anderen sagte etwas, und wieder lachten alle. Der Anführer rief und zeigte: Euch!
    Einer der anderen machte einen Witz, und alle lachten und bildeten schnell eine Linie. Der Anführer sah sich um und rief dann zwei oder drei Worte. Dann noch zwei…
    Auf die Plätze…
Fertig…
    Sie wollten sie zu Fuß erjagen. Sie sollte der erste Preis im Querfeldeinrennen der Männer werden.
    Und vielleicht auch der Preis für die anderen.
Wenn sie versuchte, aus der Biegung des Flusses zu entkommen, würden die Männer sie leicht einholen. Sie konnte nicht schwimmen. Krokodile waren jetzt ein geringes Übel – sie wirbelte herum und nahm die Beine in die Hand.
    Noch ein offensichtlicher Ruf: Los!
     
    Ein Blick über ihre Schulter bestätigte Inos’ Vermutung. Das Rennen ging los.
    Drei Pfeile, vier Männer, schwächer werdendes Licht… sie würde es nicht wagen, zu schießen, bevor sie in kürzester Schußweite waren, und falls die Männer sie gemeinsam schnappten, würde sie keine Zeit haben, ihren Bogen zum zweiten Mal zu spannen. Würde sie es fertigbringen, mit einem Pfeil auf einen Menschen zu zielen? Selbst der Versuch mochte dumm sein, denn falls sie einen tötete oder verwundete, wie würden sich die anderen dann rächen?
    Sie rannte wie nie zuvor in ihrem Leben, und der Fluß war entsetzlich weit entfernt. Dahinter lag tiefer Wald, wo sie sich verstecken konnte, falls sie ihn jemals lebend erreichte. Heftiges Atmen, ein laut klopfendes Herz und Büschel von Gras, die an ihren Beinen zerrten… Irgendwo verfing sich ihr nutzloses Unterhemd in einem Busch und war verloren.
    Sie würde es niemals schaffen. Sie hatte in ihrem Leben genügend Verfolgungsjagden heraufbeschworen um zu wissen, daß weibliche Beine mit männlichen nicht mithalten konnten, wenn es ums Rennen ging. Sogar als sie größer als Rap und Lin gewesen war, konnte sie sie niemals überholen.
    Da – ein Chor aus Maultierrufen in der Ferne, und das Donnern von Hufen – Azak! Mit einem erleichterten Aufschrei blieb Inos stehen und wirbelte herum. Die Männer waren bereits gefährlich nahe und umschlossen sie wie eine Kralle, aber auch sie waren stehengeblieben und hatten sich umgedreht um zu sehen, wer da kam. Und. sie hatten ihre Bogen an der Hütte gelassen! Hätte sie noch genug Luft gehabt, hätte Inos gejubelt – Azak würde sie niedertrampeln, mit Pfeilen vollpumpen und ihre Köpfe in der ersten Minute abschlagen.
    Das Maultier kam in Sichtweite, vom oberen Wasserlauf, aus der Richtung, in die Azak verschwunden war.
     
    Ein großes Maultier, ohne Reiter.
    Zitternd und nervös rannte es entsetzt und unentschlossen herum und lief dann zu den anderen Tieren hinüber. Es war Azaks Maultier. Kein Azak. Was das bedeutete, darüber wollte Inos nicht nachdenken.
    Die vier Männer lachten, schwatzten und verloren das Interesse an dem Neuankömmling. Sie richteten ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Beute. Sie standen so weit auseinander, daß es schwierig war, alle im Auge zu behalten. Der Anführer rief ihr etwas zu, und sie glaubte, einige Worte zu verstehen: Lady… Freunde… Freunde sein… Er wiederholte die einladende Geste. Inos schüttelte den Kopf und trat einen Schritt

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