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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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auf einen Haufen Geschirr. Mit dem Handrücken wischte er sich den fettigen Mund ab. Lin hatte Platz gefunden, sich auszustrecken und döste schon mit schweren Lidern vor sich hin. Vielleicht sollte er es ihm gleichtun, dachte Rap. Am Morgen würde es mehr als genug Arbeit geben, und die anderen in der Hütte waren schon länger da als er, also sollten sie zuerst gerufen werden.
    Ein großer Mann kam mit gebeugtem Rücken durch die Tür und blieb einen Augenblick lang dort stehen. Er schob seine Kapuze zurück, und beim Anblick seines silbernen Haares wurde es still. Sein Gesicht war ausgemergelt und bleich wie Treibholz, er hatte dunkle Schatten unter den Augen, und weiße Stoppeln bildeten beinahe einen Bart – der Verwalter. So wie er dort stand, hätte er die Arbeiter in Augenschein nehmen können, oder umgekehrt, vielleicht konnten die Truppen ihn, den Führer, betrachten. Er war ihr Symbol des Widerstandes gegen den kommenden Ansturm, seine offensichtliche Erschöpfung sowohl eine Herausforderung als auch ein Trost.
    Alle Augen, die nicht geschlossen waren, hefteten sich auf ihn. »Ist hier irgendwo ein Fahrer?« verlangte Foronod zu wissen. Rap rappelte sich gerade auf, als eine Stimme hinter ihm sagte »Ja.«
    Es war Ollo, und er war der beste. Rap setzte sich schon wieder, als Foronod Ollo zunickte, aber er erkannte Rap mit einem schwachen Lächeln, das vielleicht nächstes Jahr bedeuten sollte. Die beiden Männer gingen fort, und die Hütte versank wieder in erschöpfter Apathie. »Er hat Fahrer gesagt, nicht Seeleute«, murmelte Lin schläfrig.
    »Hast du mit dem Unsinn angefangen?«
     
    »Nein, du.« Lin rollte sich auf die andere Seite und legte den Kopf auf seinen Arm.
    Der arme Ollo… Rap wollte wahnsinnig gerne wieder einen Wagen lenken. Einmal war nicht genug. Er konnte kaum am Tisch der Fahrer sitzen, wenn er nur einmal einen Wagen gelenkt hatte, und das nur den Hügel hinunter, nicht hinauf.
    Die Körper um ihn herum hatten sich bewegt und zwängten ihn ein. Er hatte keinen Platz, um sich auszustrecken. Er war zu erschöpft, um sich einen anderen Platz zu suchen. Er stützte seine Arme auf die Knie und gähnte. Zu dieser Jahreszeit würden sie keine neuen Fahrer nehmen, nicht auf den letzten Metern.
    Sein Kopf fiel nach vorne und weckte ihn erneut. Es war gut, wieder mehr Gesellschaft zu haben – er war der ewig gleichen Gesichter der Herde müde geworden. Er fragte sich, was Inos tat. Er schalt sich, nicht albern zu sein. Er dachte an das Schloß und die Stallungen und an die Männer und Jungen und Mädchen, die er wiedersehen würde. Nur eine würde fehlen…
    Sein Kopf fiel wieder nach vorne und weckte ihn auf. Er würde sich einen anderen Platz suchen müssen, damit er sich ausstrecken konnte… wenn er nicht zusammengerollt auf der Seite liegen konnte…

    Jemand rüttelte ihn an der Schulter. »Rap? Man verlangt nach dir.«
    Er setzte sich auf, verwirrt und benommen, nicht sicher, wo er war, dann rappelte er sich auf und schleppte sich hinter seinem Führer her und stolperte über die Körper zur Tür. Draußen traf ihn die Kälte wie ein Eimer Eiswasser; er schnappte nach Luft und zog seine Kapuze hoch. Die Welt war voller Schnee, ein gelbes Leuchten drang aus der Hütte. Er eilte einem schnell kleiner werdenden Rücken nach in die Dunkelheit. Der Schnee fiel in seine Augen und auf seine Wimpern und begann, sich auf seinem Mantel festzusetzen.
    Man führte ihn zu einer Gruppe, die sich um eines der Feuer versammelt hatte, das zwischen ihren Beinen hindurchleuchtete. Der Kreis öffnete sich, um ihn einzulassen, und er sah sich unter den buckeligen, anonymen Figuren um, von denen die meisten ihre Hände gegen die wärmenden Flammen hielten. Über dem Feuer hing ein großer Kessel, aus dem es dampfte. Zitternd und blinzelnd erkannte Rap den großen Foronod auf der gegenüberliegenden Seite, und wartete darauf, daß man ihm sagte, wozu man ihn brauchte.
»Rap?« Der Verwalter starrte ihn an. Alle anderen ebenfalls. »Könntest du dem Weg dort folgen? Auf einem Pferd?«
    Rap drehte sich um und sah in die Nacht hinaus – nichts! Überhaupt nichts. Der Schnee hatte die Nacht schwarz gefärbt, nicht weiß. Er hatte in früheren Jahren gesehen, wie Wagen geführt wurden – von Männern, die mit Lampen vorausgingen – doch heute nacht würde eine Laterne nichts beleuchten außer fallenden Schnee. Die Luft war gefüllt vom Schnee, der stetig gen Süden fiel. Ohne Laterne würde man überhaupt

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