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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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nichts sehen. Nichts!
    Verängstigt drehte er sich wieder um und sah Foronod ins Gesicht. »Zu Fuß, vielleicht.«
     
    Foronod schüttelte den Kopf. »Zu spät. Die Flut kommt.«
    War es das? Rap wollte Fahrer sein oder Soldat. Sie wollten einen Zauberer, einen Seher. Einen Freak. Einen verdammten Freak! Er hatte dieses dumme Husarenstück mit dem Wagen vollbracht, und jetzt dachten alle, er könne Wunder vollbringen. Einmal konnte man es noch abstreiten. Beim zweiten Mal hätten sie den Beweis. Und was sie da von ihm verlangten, war viel mehr als durch Wasser zu tauchen. Bei diesem Wetter könnte man vom Pferd aus kaum den Boden sehen. Seine Mutter war eine Seherin gewesen, so glaubten sie, er müsse auch einer sein. Er öffnete seinen Mund und wollte sagen »Warum ich?«, doch tatsächlich sagte er »Warum?«
    Der Kopf des Verwalters fuhr herum, und die Blässe seines Gesichtes in seiner Kapuze schien einzufrieren. »Beantworte die Frage!«
    Rap zögerte. Er konnte die Frage nicht beantworten. »Ich… warum?« »Junge!«
    »Es tut mir leid, Sir. Ich muß es wissen. Ich weiß nicht, warum. Ich meine, ich weiß nicht, warum >warum<…« stotterte Rap und verstummte schließlich unglücklich.
    »Wir brauchen einen Führer.«
    Wieder verlangte Raps Mund nach dem Warum, bevor er es verhindern konnte, Er wußte nicht, warum das Warum wichtig war, aber er hatte so das Gefühl, es müsse sein.
    Die bedrohliche Stille wurde von einem schneebedeckten Mann unterbrochen, der neben dem Verwalter stand. »Sagt es ihm! Wenn Ihr ihm vertrauen wollt, dann vertraut ihm auch!«
    Rap kannte die Stimme nicht, und das Wenige, was er von dem Gesicht erkennen konnte, war ihm nicht vertraut. Foronod starrte den Störenfried an. »Was wißt Ihr darüber? Wer zum Teufel seid Ihr überhaupt?« »Ich komme aus dem Süden«, sagte die Stimme. Es war die Stimme eines Gentleman. »Ein Besucher. Aber ich habe schon andere Seher kennengelernt. Ihr müßt ihm Euer Vertrauen schenken, sonst kann er Euch nicht helfen.«
    Foronod zuckte verdrießlich die Schultern und sah wieder zu Rap. »In Ordnung. Ich habe Angst, daß dieses der Große ist. Vielleicht auch nicht
– es ist noch sehr früh. Aber da sind noch drei Ladungen Rindfleisch, die wir unbedingt herüberkriegen müssen.«
    Trotz der beißenden Kälte des Windes war Raps Kopf immer noch so schlaftrunken und erschöpft, daß er kaum denken konnte. Der Große war der Sturm, der den Damm für den Winter unpassierbar machen würde, und er blies tagelang. Brocken von Eis und Schneewehen, zusammengebacken von gefrorener Gischt, verstopften die Straße – Menschen und Tiere konnten passieren, Wagen jedoch nicht. Er wußte, was drei Ladungen gesalzenes Rindfleisch bedeuteten, oder zumindest ahnte er es. Im Frühling, wenn die Stadt hungerte, würde es sehr gelegen kommen. Es war jedes Risiko wert, wenn dies der Große war.
    War er es nicht, würde der Verlust eines Wagens den Versorgungszug empfindlich stören. Das könnte genauso schlimm sein – sie brauchten jeden einzelnen. Er könnte sogar alle drei verlieren, wenn er in der Flut vom Wege abkam, und das wäre eine Katastrophe für Krasnegar. Foronod mußte verzweifelt sein, wenn er bereit war, dieses Risiko einzugehen und die Stadt der Verantwortung eines Jungen zu überlassen – eines Sehers.
    Ihm vertrauen? Rap begann zu zittern.
     
    Der Wind blies jetzt stärker, und die Männer schwankten und stemmten sich dagegen. Schnee fiel zischend ins Feuer und verdampfte.
    Rap drehte sich noch einmal um und sah in die Nacht. Eine Laterne würde da nur wenig hilfreich sein, selbst für die Fahrer würde es schwer genug werden, dem Weg zu folgen. Sie fragten ihn, ob er mit geschlossenen Augen hinüberreiten könnte. Er versuchte sich an das merkwürdige Gefühl zu erinnern, als er mit dem Wagen durch das Wasser fuhr. Es war etwas dort gewesen, etwas Ungewöhnliches, etwas Verderbtes. Er wollte nicht zugeben, daß er ein Verrückter war, aber da war etwas gewesen. Foronod mußte verzweifelt sein.
    Vertraue dir selbst! Rap straffte die Schultern. »Ich werde es versuchen.«
    »Du und zwei, um Euch Flankenschutz zu geben?«
Er zögerte, dann nickte er.
»Jua«, sagte der Verwalter. »Und… Binik. Geht–«
    »Nein«, sagte Rap. Das schien ihm nicht richtig. »Ich will Lin. Und…« Er wußte nicht, warum er Lin haben wollte, außer, daß er diesen Wahnsinn schon einmal überlebt hatte, also würde er nicht mit ihm streiten. Und der andere? Er war

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