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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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die melodischen Klänge aus dem Ballsaal. Sterne waren verschwenderisch am schwarzen Himmel verteilt, aber der Wind roch nach Herbst, und die Luft auf ihrer erhitzten Haut war kühl.
    Ganz sanft legte Andor seine Hand um die ihre und drehte Inos zu sich um. Plötzlich begann ihr Herz schneller zu tanzen als all die Paare, die sie gerade verlassen hatten.
    »Inos…«
    Er hielt inne. Sie fragte sich, ob er es wohl wagen würde, sie zu küssen, und wie sie reagieren würde. Sie beide hatten nur selten einen Augenblick für sich allein, aber sie spürte, daß dies hier mehr war als ein kleines Schwätzchen. Wann würde Tante Kade sie aufspüren? Dann bemerkte sie die Sorge in seinem Gesicht.
    »Andor?«
    Er schien nach Worten zu ringen, und das war wirklich ungewöhnlich für ihn. Plötzlich wandte er sich heftig von ihr ab und schlug mit der Faust auf die Balustrade. »Ich hätte niemals herkommen dürfen.«
    »Was? Aber –«
    »Inos… Eure Hoheit, ich… ich habe es Euch gesagt, als wir uns kennenlernten. Ich sagte damals, ich könne nicht lange bleiben. Einen Monat, sagte ich. Ich bin schon fünf Wochen hier.«
    Wie ihr Herz zu tanzen aufhörte. Ihr war, als wolle es stehenbleiben. »Ihr geht fort?«
    Er legte seine Hände auf den Marmor und starrte hinaus in die dunklen Schatten der Bäume. »Ich muß! Es zerreißt mich in Stücke, aber ich muß gehen. Ich habe mein Wort gegeben.«
    Das Glück brach, zerbarst und fiel in Millionen kleiner Stücke wie brechendes Eis zu Boden. Und eine hirnlose kleine Prinzessin fand nichts Besseres zu sagen als »Wann?«
    »Jetzt! Sofort! Mein Pferd wird um Mitternacht bereit sein. Ich habe so viele Minuten gestohlen, wie ich konnte. Ich muß bei Tagesanbruch in Shaldokan sein.«
    Inos atmete einige Male tief durch und zwang sich, die Sache vernünftig zu betrachten. Sie war schließlich nur ein Kind. Andor war ein Mann von Welt – charmant, gebildet, kultiviert, erfahren…
»Es gibt einen älteren Freund…« Andor schwieg.
    »Bitte! Die Einzelheiten gehen mich nichts an.«
    Es war unvermeidbar gewesen. Sie hätte es wissen müssen. Sie hatte es gewußt, aber sie hatte es sich selbst nicht eingestehen wollen. Während eines Besuches bei Freunden, wie es die Oberschicht des Impire oft tat, hatte Andor sich eines einsamen jungen Mädchens angenommen. Er hatte sich amüsiert, indem er die Zeit mit ihr verbrachte. Es war eine nette Unterhaltung für ihn gewesen. Er hatte vermutlich nicht einmal bemerkt, daß es für sie das Leben schlechthin gewesen war, daß er ihr in der Langeweile von Kinvale den Verstand gerettet hatte, daß er ihr gezeigt hatte, was Leben eigentlich bedeutete, daß sie, auch wenn sie hundert wurde –
    »Doch, sie gehen Euch etwas an. Ich stehe bei diesem Mann in großer Schuld. Er ist gebrechlich, und er muß eine lange Reise machen. Ich habe versprochen, ihn zu begleiten, und die Zeit ist gekommen.«
    Letztlich sollte Inos dankbar sein, daß sie fünf ganze Wochen in der Gesellschaft eines solchen Mannes hatte verbringen dürfen. Die Tatsache, daß der Rest ihres Lebens eine öde Wüste sein würde…
    Andor wandte sich ihr wieder zu. Er nahm sie wieder in die Arme. »Aber ich schwöre Euch, mein Liebling, daß ich zurückkommen werde! Ich schwöre bei den Mächten und den Göttern, daß nur mein Wort, das ich feierlich gegeben habe, mich jetzt von Euch fortbringt.«
    Ihr Herz tat einen Freudensprung. Liebling?
    »Ich habe Euch nicht darum gebeten, Euch mir gegenüber zu verpflichten, und das tue ich auch jetzt nicht.« Seine Stimme klang angespannt und eindringlich. »Ich bitte Euch nur, dies eine zu glauben – daß nichts auf der Welt, außer die Ehre selbst, mich von Eurer Seite reißen kann, und daß nichts außer dem Tod mich davon abhalten wird, so schnell ich kann zu Euch zurückzukehren.«
    »Andor… O Andor! Seid Ihr in Gefahr?«
    Er lachte, als verwerfe er derart kindische Einwürfe. Er schwieg. Dann seufzte er. »Ja! Vielleicht bin ich in Gefahr. Die meisten Frauen könnte ich täuschen, aber Ihr erkennt meine Lügen. Und ich schulde Euch die Wahrheit. Wenn ich diese Aufgabe, wie auch immer, an andere delegieren könnte, meine Liebste, ich würde nicht zögern, es zu tun. Aber das wäre ein Risiko.«
    O Andor! Gefahr! Und hatte er Liebste gesagt?
    »Ich werde zurückkehren! Und wenn ich zurückkomme, meine angebetete Prinzessin, dann werde ich vor Euch auf die Knie fallen und Euch um Eure Hand bitten –« Er zog sie an sich, und die ganze Welt

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