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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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genauso überrascht wie die anderen. Er zeigte auf den Fremden. »Ihn!«
    Foronod fragte knurrend: »Warum ihn?«
Der Fremde sagte ruhig: »Vertraut ihm!«
»Habt Ihr jemals den Damm überquert, Master?«
    »Nein.« Der Fremde klang unerschüttert. »Vielleicht will er mich deshalb. Meine Vorstellungen werden nicht mit seinen in Konflikt geraten.« Rap fragte sich, ob er einfach jemanden wollte, der an Seher glaubte. Aber da war etwas gewesen.
     
    Foronod zuckte die Achseln. »Fahrt los. Es ist Euer Hals, Fremder. Ihr habt höchstens eine Stunde, Bursche.«
    »Lin schläft dort drinnen«, sagte Rap zu dem Mann, der ihn hergebracht hatte. »Bringt ihn zu den Pferden.« Zu Foronod gewandt: »Sir, ich brauche Laternen.« Dann nickte er dem Fremden zu. »Kommt und holt Euch ein Pferd.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, stolperte er in die Dunkelheit davon. Er hatte nie zuvor erwachsenen Männern Befehle erteilt. Vertraue dir selbst! Wenn du es nicht tust, wer dann?
    Die Hand des Fremden legte sich auf Raps Schulter. Die Dunkelheit war undurchdringlich.
    Das beste, was Rap noch passieren konnte, war ein falscher Schritt und ein gebrochenes Bein. Dann würden alle es wissen, nicht wahr? Dies war ein Test: finde das Gatter. Konnte er das nicht finden, würde er auch den Damm nicht finden. Er versuchte sich zu erinnern, wo die vielen Haufen von Heu und Torf lagen, aber als er angekommen war, hatte er einen anderen Weg genommen. Er hob eine Hand, um seine Augen gegen den Schnee zu schützen, doch konnte er immer noch nichts sehen.
    Er blieb stehen.
Hindernis?
»Stimmt was nicht?« fragte der Fremde dicht an seinem Ohr.
    Rap streckte seine rechte Hand aus und berührte Heu. Er zitterte und änderte die Richtung. »Hier entlang.« Es funktionierte also auf Armeslänge. Oder hatte er nur den Wind gespürt, der um den Heuhaufen herumwehte?
    Er fand das Gatter, doch er hätte auch dem Geruch oder den Geräuschen folgen können. Er lehnte sich über den Zaun, aber er konnte kaum die großen, dampfenden Silhouetten in der Düsternis ausmachen. »Mustard? Dancer! Walrus!«
    »Tänzer, Walroß – wie wäre es mit Schwimmer und Taucher?« fragte der Fremde lachend.
    »Sir, bitte sprecht nicht mit mir!« Warum nicht? Was tat er? In seinem Kopf begann es zu hämmern. Mustard bahnte sich durch die anderen Pferde einen Weg zu ihm. Walrus, das wußte er, kauerte drüben auf der anderen Seite. Aber er wußte nicht, woher er es wußte.
    Als Lin und die anderen mit Laternen kamen, hatte Rap die drei unglücklichen Pferde von der Herde getrennt. Alle waren alt, alle würden wahrscheinlich dem Vieh zum Schlachter folgen, und ihr zähes altes Fleisch würde als Notration dienen, doch sie waren ruhig und solide. Jetzt brauchte er Gehorsam, nicht Feuer.
    Dann ging alles ganz schnell, und er fand sich am Kopf der Prozession wieder, einen Stock geschultert, von dem eine Laterne herabbaumelte. Lin und der Fremde bezogen an seinen Seiten Stellung; auch sie hielten Laternen. Eine weitere flackerte am ersten Wagen direkt hinter ihnen. Was die Lichter beleuchteten, war zumeist starkes Schneegestöber.
    Foronod sah zu ihm auf, und sein Gesicht war jetzt eine elfenbeinfarbene Maske der Angst, beinahe so weiß wie der schneebedeckte Pelz, der es umgab. »Fertig. Die Götter mögen mit dir sein, Bursche,.«
    Rap antwortete nicht, denn er wußte nicht, was er sagen sollte, und er traute sich auch nicht. Er hob und senkte seine Lampe als Signal, dann hielt er sie vor sich. Er drängte Mustard vorwärts. Das Pferd zitterte, eher vor Furcht als vor Kälte, dann streichelte Rap seinen Hals und murmelte tröstende Worte… Wie hatte er das gewußt? Er biß seine Zähne vor Wut über diese unwillkommene Macht zusammen, diese unheimlichen Fähigkeiten, die in seinem Verstand entstanden, so wenig gebeten wie die Haare, die jetzt auf seinem Körper wuchsen.
    Seine Laterne zeigte nicht viel mehr als ein wenig Weiß und einen winzigen, kaum erkennbaren Fleck am Boden, zu Füßen seines Pferdes. Der Schnee bedeckte den Kies und tötete sogar das Geräusch der Hufe und das Rumpeln der Wagen. Bei diesem ersten Teilstück hatte er keinerlei Bedenken – er konnte die Wellen zu seiner Rechten hören. Er mußte also nur dafür sorgen, daß er sich weiterhin im gleichen Winkel zum Schnee vorwärtsbewegte, der sich auf jener Seite seines Pferdes immer höher anhäufte. So führte er die Wagen am Strand entlang, und es bestanden keine Gefahren.
    Schließlich mußte er abbiegen.

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