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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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Er hatte kaum darüber nachgedacht, als er die sichere Gewißheit verspürte – jetzt! Jetzt schon? Er war unschlüssig, doch das Gefühl verstärkte sich. Er lenkte Mustard leicht zur Seite und drängte Walrus und den Fremden ab, bis sie gegen den Wind ritten. Das gedämpfte Rumpeln der Wagen folgte ihnen. Der Kies stieg an, senkte sich wieder, der Schnee lag dichter. Noch ein leichter Kamm, dann Schwärze – Wasser.
    »Ihr beide wartet hier!« rief er gegen den Sturm an. Dann zwang er einen widerstrebenden Mustard vorwärts, ins Wasser hinein. Es gab keine Wellen, also handelte es sich um die Lagune, aber war er in den tiefen Teil hineingeraten? Das Geräusch der Wagen hinter ihm war verstummt, und er konnte nur noch Wellen hören, irgendwo. Nach einigen endlosen Minuten sah er wieder die vage Helligkeit von Schnee unter den Füßen seines Pferdes. So weit, so gut. Er atmete wieder ruhiger. Er hatte die Furt gefunden.
    Er drehte sich um, und durch den schwarzen Nebel konnte er kaum die Lichter ausmachen, die er zurückgelassen hatte. Er winkte mit seiner Laterne auf und ab, und sie begannen, auf ihn zuzureiten. Mustard war ein wenig glücklicher, als er jetzt mit dem Rücken zum Wind stand, doch er zitterte am ganzen Körper.
    Jetzt mußte Rap das Ende des Dammes finden. Er ließ die anderen zurück, damit sie im Schrittempo der Wagen folgten, und stieß allein in den Schneesturm vor. Schnee bedeckte sein Gesicht und fiel in seinen Kragen. Seine Kopfschmerzen wurden schlimmer. Es war schwierig, Mustard zum Laufen zu bringen. Die Lichter hinter ihm wurden immer kleiner… er durfte seine Gefolgsleute nicht verlieren. Wichtiger war jedoch, daß er den Damm fand, bevor die Wagen an der falschen Stelle zum Wasser hinunterrumpelten. Mit ihnen umzukehren wäre schlimm genug; sie zu stützen, wenn sie zwischen die Felsen gelangten, könnte unmöglich sein. Er konzentrierte sich, um sich an die genaue Richtung zu erinnern, und richtete sich nach dem Wind… und er war viel zu weit rechts. Woher wußte er das?

    Er zögerte, dann vertraute er seinem Instinkt und nicht seinem Gedächtnis.
     
    Nach wenigen Augenblick trafen Mustards Hufe auf Felsen. Das war es! Er hatte es wieder geschafft.
     
    Er war ein Seher, und bei dem Gedanken schauderte es ihn. Er schreckte davor zurück.
     
    Warum ich?
    Jetzt sollte alles eine Weile einfach gehen, und es wurde ihm bewußt, daß sein Körper vor lauter Anstrengung verspannt war, und der Schweiß in seinem Hemd an ihm hinunterlief. Lin und der Fremde nahmen ihre Plätze an seiner Seite an, und sie konnten der gepflasterten Straße folgen – der Schnee hatte sie noch nicht bedeckt. Rap hielt seine Position zwischen ihnen. Die Wagen folgten den drei hellen Flecken.
    Seher: einer, der sieht. Aber er sah nicht, er wußte einfach. Er wußte etwas, ohne seine Sinne zu gebrauchen – abscheulich! Dann erinnerte er sich, daß der Spielmann geglaubt hatte, die Pferde hätten ihn an jenem Tag gar nicht hören können. Konnte er sprechen, ohne seine Stimme zu benutzen, zumindest mit Pferden? Er versuchte, Mustard im stillen ein leises Trostwort zukommen zu lassen und hatte das Gefühl, daß es angekommen war. Einbildung? Abscheulich! Ekelhaft! Freak! Seit dem Tag mit dem Spielmann hatte er nicht versucht, Firedragon von den Stuten wegzulocken, und jetzt wußte er warum – er hatte Angst davor gehabt, was das für ihn bedeuten könnte.
    Sie hatten bereits Tallow Rocks überquert. Wellen schlugen gegen die Seiten der Straße und verspritzten salzige Gischt. Auf dem Boden war kein Schnee mehr zu sehen, und der schwache Schein der Laternen reflektierte nur leicht. Schwarzes Eis – absolut tödlich, wenn man versuchte, es mit einem Pferd oder Wagen zu überqueren. Lin und der Fremde trugen jetzt die Last. Rap erwartete beinahe, daß der eine oder andere ohne Vorwarnung verschwand und über den Rand in der Dunkelheit versank und einen schnellen, kalten Tod starb.
    Walrus geriet in Panik und kam ins Rutschen. Hör auf! dachte Rap, und Walrus hörte auf. Zufall.
    Sie schlichen weiter vorwärts, und die Wellen überspülten die Straße, die sich in ein gleißendes, schwarzes Laken verwandelte. Besser als Eis. Dies war der Hauptdamm, und die Flut würde ihn jetzt erreicht haben. Nicht so tief wie letztes Mal, aber viel stärker. Das war wichtig… denk an die Hungersnot.
    »Lin!« fauchte er. »Paß auf, wo du hintrittst!« Sie kamen auf eine Biegung zu.
     
    »Ich kann nichts sehen, Rap.« Es war

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