Dave Duncan
selbstverständlich mit Hexenmeistern und Hexen ein Schwätzchen hält. Natürlich seid Ihr gar kein Weltlicher, nicht wahr?« Erneut zeigten sich für einen kurzen Augenblick Schmerz . und Neid. Sagorn war der Meinung, daß er und nicht Rap es verdient hatte, ein Geweihter zu sein.
»Und wie lauten die Pläne des Imperators?«
Der griesgrämige alte Jotunn verabscheute es, ausgefragt zu werden, und normalerweise hätte er stur reagiert. Vermutlich benutzte Rap seine Fähigkeiten, ob es ihm gefiel oder nicht, denn er bekam eine Antwort.
»Warme Suppe und ein weiches Bett, nehme ich an.«
Rap betrachtete das vertraute zynische Feixen. »Schlechte Neuigkeiten?«
»Wie es scheint, geht es mit Emshandars Gesundheit rapide bergab. Schade! Er war ein guter Mann… relativ gesehen. Man wird ihn vermissen.« Sagorn machte ein finsteres Gesicht, als bereue er sein Eingeständnis von Mitgefühl. »Aber das Impire macht weiter. Natürlich haben seine Berater eine Lösung gefunden.«
»Erzählt es mir!«
Widerwillig kam der alte Mann auf den Punkt. »Gerüchte – und es sind nur Gerüchte – sagen, daß der Kron-Rat seine Fühler nach Nordland ausgestreckt hat.«
»Ein Kompromiß?«
»Natürlich. Es sieht ironischerweise so aus, als habe keine der beiden Seiten in der Vergangenheit jemals groß über Krasnegar nachgedacht. Könnte das eine Auswirkung von Inissos Macht sein, was meint Ihr? Die Bürokraten des Impire haben Krasnegar immer nur als eine Art abhängiger Staat oder Protektorat gesehen; die Thans scheinen es als Jotunnterritorium zu betrachten. Es war auf jeden Fall keiner Seite jemals einen Überfall wert. Es hat wegen seines Handels einigen kommerziellen Wert, dennoch ist es keinen Krieg wert.
»Falls sich alle logisch verhalten.«
Sagorn zuckte die Achseln, als sei er nicht bereit zuzugeben, daß Rap selbst logisch denken konnte. »Man geht davon aus, daß das Impire folgendes vorschlägt: Herzog Angilki soll als König anerkannt werden, jedoch bleiben, wo er ist und wie gewöhnlich Teppiche ausmessen und Vorhänge aufhängen. Die tatsächliche Macht wird in den Händen eines Vizekönigs liegen, der in seinem Namen regiert?«
»Kalkor, nehme ich an?«
Der alte Mann gestikulierte mit seiner zerbrechlich wirkenden, weißen Hand. »Wer auch nominiert – das heißt gewählt – wird, und zwar von der Volksversammlung der Thans. Es könnte Kalkor sein, wenn er will, aber warum sollte er? Vermutlich ist es sogar ein Einheimischer, wie Foronod. Das Impire sagt, Nordland könne Krasnegar haben, wenn auch nicht dem Namen nach. Es darf regieren, solange es den Sieg nicht für sich beansprucht. Die Kartenmacher werden es immer noch als imperiales Gebiet kennzeichnen… Und bitte tötet nicht mehr Menschen als nötig, oder ihr werdet unseren Nachschub an Pelzkragen kürzen.«
Also würde man Inos vertreiben?
»Die Wächter haben diesem Vorschlag doch sicher zugestimmt?«
»Gewiß. Nur Olybino konnte die Legionen von einer richtigen Invasion in Koboldgebiet abhalten. Das steht nicht zur Diskussion.«
Inos, ihres Königreiches beraubt, wäre keine Königin mehr und… Rap schreckte entsetzt vor den Gedanken zurück, die daraus folgten. Wäre sie keine Königin, wäre sie frei, einen Stallknecht oder einen einfachen Seemann zu heiraten. Was für ein elfisches Monster war er? Er würde diese Möglichkeit nicht einmal in Erwägung ziehen.
In der Zwischenzeit war da noch etwas, das Sagorn vor ihm verbarg. Er grinste hämisch, also mußte es sich um schlechte Nachrichten handeln.
Stewards bahnten sich mit angezündeten Laternen ihren Weg über den Korridor und klopften an Türen, um sie den Passagieren anzubieten, verbunden mit einigen respektvollen Ermahnungen über die Gefahren eines Feuers auf einem Schiff.
Über ihnen refften die Seeleute erneut die Segel, während die Balken und die Seile unter dem plötzlichen Sturm ächzten. Gewiß hätte der Kapitän den Hafen nie verlassen, wenn er dieses Unwetter vorhergesehen hätte. Wieder hatte Rap das gruselige Gefühl einer Vorahnung, als übersehe er etwas Offensichtliches.
Jetzt hatten die Stewards ihre Kabine erreicht – zwei Jugendliche in hübscher weißer Livree. Als der größere der beiden gerade die Faust zum Klopfen erhoben hatte, drehte Rap sich um und öffnete die Tür. Er streckte eine Hand nach einer der kleinen Laternen aus und sagte vorschnell »Danke!«
Der blonde Junge, der die Lampe hielt, erstarrte und schaute Rap mit offenem Mund an, als
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