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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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sehe er, wie mitten in der Nacht jemand einem Grab entsteigt. Seine ohnehin helle Gesichtshaut wurde so blaß wie Pergament. Sein ebenfalls blonder Gefährte wirkte genauso verblüfft.
    Belustigt legte Rap einen Finger an die Lippen. »Seh!« machte er. »Ich bin ein verkleideter Jotunn. Sagt es niemandem.«
     
    Die Jungen wurden knallrot. Der erste gab Rap eilig die Laterne, und der andere fand seine Sprache wieder. »Wollt Ihr heute abend essen, Sir?« Höfliche männliche Jotnar? Was war aus dieser Welt geworden? Aber Rap hatte nach dem Gefängnis noch etwas nachzuholen. »Gewiß, und mein Freund hier ebenfalls. Was steht auf der Karte?«
    Erneut tauschten die Stewards belustigte Blicke und ratterten dann eine Listen von Gerichten herunter, die Rap das Wasser im Munde zusammenlaufen ließen. Auf der Stormdancer war es ganz anders zugegangen.
    »Hört sich gut an. Wenn ich eine doppelte Portion des gegrillten Schweinefleisches haben möchte, blutig und extra fettig, glaubt Ihr, der Küchenchef könnte mir diesen Wunsch erfüllen?« Lachend schloß er die Tür vor ihrer Nase. Er hängte die Laterne an einen Haken in den Balken, wo sie wild hin und her schwang.
    Sagorn lächelte sauer über diesen Scherz. »Der Speisesaal in der Ersten Klasse? Was wißt Ihr über die Tischmanieren der Oberschicht?« »Ich glaube, das sollte mit den Kräften eines Geweihten zu bewältigen sein.« Rap hatte Augen, er konnte nachmachen, was er sah.
    Er bemerkte, daß ihm das Stehen zu anstrengend wurde und ging hinüber zu Andors Schrankkoffer und setzte sich. Der hinterhältige alte Gelehrte verbarg sicherlich etwas vor ihm. Es wurde Zeit, ein wenig herumzuschnüffeln.
    »Erzählt mir von Lith’rian.« Er sah sofort, daß er falsch geraten hatte – der alte Mann antwortete ohne zu zögern.
    »Pah! Er gelangte im ersten Jahr von Emthars Regierungszeit auf den blauen Thron, vor achtundsechzig Jahren. Über seine Herkunft ist so gut wie nichts bekannt, aber es heißt, er sei in Valdojif geboren, nicht in Valdorian selbst. Die Clan-‘jifs gehören zur Sippe der Clan’rians, dem ältesten Clan in den Eol Gens. Für die Elfen im allgemeinen ist er natürlich ein Held, und für die Clan’rians ganz besonders. Er ist High War Chief, ein äußerst ehrenvoller Titel, der nur selten verliehen wird und gleichbedeutend mit dem unumschränkten Oberherrscher der gesamten Clans – nicht, daß solche Ehren für einen Hexenmeister wirklich von Bedeutung wären, wie ich annehme. Sein Alter ist unbekannt und natürlich nicht zu schätzen, da er sowohl Zauberer als auch Elf ist, aber es sieht so aus, als habe ihn Umthrum persönlich zu ihrem Nachfolger bestimmt und ihm auf dem Totenbett ihre Worte genannt, also würde ich sagen, er war damals um die achtzehn oder zwanzig Jahre alt…«
    »Wie kommt Ihr darauf?«
    Sagorn schnaubte. »Die meisten Zauberer und Zauberinnen werden seltsam, wenn sie älter werden, und Umthrum war mindestens zweihundert. Außerdem war sie eine Merfrau.«
»Oh.«
    »Sie unterhielt ein großes Gefolge von gutaussehenden, jungen…« »Ich verstehe.« »…ausgewählt aus allen Rassen, und bekannt für ihren…«
     
    »Ich verstehe!« beharrte Rap und fühlte eine Abscheu, die nichts mit Seekrankheit zu tun hatte. »Wie könnt Ihr Euch an so viel erinnern?«
    Der alte Mann feixte. »Übung natürlich. Ich habe ein eidetisches Gedächtnis – ich kann mir alles, was ich je gesehen habe, oder jede Seite, die ich gelesen habe, ganz real vor Augen holen. Ich hätte gedacht, daß ein Geweihter ebenfalls über diese Fähigkeiten verfügt.«
    »Tatsächlich?« Rap hatte noch nicht daran gedacht, und erneut überfiel ihn eine leichte Erschütterung der Vorahnung. Nein, eine Erregung. Irgendwie war dieser Fetzen Information wichtig, und bestimmt übersah er etwas. Ein Geweihter konnte jede menschliche Fähigkeit meistern – warum nicht das Erinnerungsvermögen? Am besten sollte er in seine eigene Kabine gehen und ein wenig nachdenken. Und diese unheimlichen Vorahnungen… waren sie ein Zeichen dafür, daß sich bei ihm ein Talent zum Hellsehen entwickelte? Oder war es nur Einbildung?
    Seine Mutter war Seherin gewesen.
     
    Er hatte immer noch nicht entdeckt, welch schlechte Kunde Sagorn zurückhielt. »Glaubt Ihr, der Hexenmeister wird mir helfen?«
     
    »Ich habe keine Ahnung.« Das Verhalten des alten Mannes implizierte, daß er auch nicht gedachte, es herauszufinden.
     
    »Wann werde ich Valdorian erreichen?«
    Sagorn warf

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