Dave Duncan
the bar,
When I put out to sea.
Tennyson, Crossing the Bar
(Trauer um die Barre
Der Morgen-und der Abendstern,
Und ein klarer Ruf nach mir!
Und keine Trauer um die Barre,
Wenn in See ich steche.)
Elf
Strömende See
1
Rap bot sich an, Quip’ zu seiner Kabine zu begleiten, und mußte ihn schließlich fast den ganzen Weg tragen. Nachdem Rap es ihm so weit gemütlich gemacht hatte, wie es für einen Mann möglich war, der glaubte, bald sterben zu müssen, und zwar je eher, je besser, ging er Andor suchen.
Die Allena neigte sich jetzt stark gegen den Wind, mit längeren, langsameren Bewegungen als eine Galeere oder ein Langschiff, und vermittelte so zusätzlich das Gefühl, als flöge sie auf den Wellen dahin. Sie schlingerte spürbar, und der Wind mußte immer stärker werden, denn die Mannschaft reffte bereits die Segel.
Als er über den Korridor ging, bemerkte er, daß jeder Elf an Bord ebenso entkräftet wie Quip’ darniederlag und den Beweis lieferte, daß der elfische Zwang, immer stilvoll zu sein, sich auch auf die Seekrankheit ausdehnte. Auch impische Passagiere ergaben sich jetzt ihren Gefühlen.
Rap lokalisierte Sagorn, der lesend auf einer Bank lag, rief seinen Namen und wurde hereingebeten.
Die Allena verfügte auf ihrem Oberdeck über zweiundvierzig Luxuskabinen für Erster-Klasse-Passagiere. Raps Kabine lag weit achtern und war eine der besten; Andors lag nahe des Bug und war kleiner und einfacher. Obwohl sie an Land kaum als großer Schrank durchgehen würde, war sie immer noch größer und angenehmer als die winzigen Kabinen auf der Stormdancer oder die Zelle, die Rap vor kurzem mit Gathmor geteilt hatte. Vor den Luken hingen blumenverzierte Vorhänge, der Teppich war dick, Holz und Messing glänzten. An der Stirnwand waren zwei Kojen festgeschraubt. An der anderen Seite hing ein Spiegel mit einer Ablage für das Gepäck des Bewohners. Die obere Koje war zurückgeklappt, und der alte Mann lag entspannt auf der unteren, und seine langen, blassen Schienbeine lugten aus einem blaßblauen Gewand hervor. Vermutlich hatte Andors Freundin es bezahlt.
Rap verschränkte die Arme, lehnte sich gegen die Tür und wartete. Sagorn hatte das Buch dicht vor seine Nase gehalten, um die letzten Strahlen des Tageslichtes zu nutzen, die durch das Bullauge schienen. Jetzt schloß er das Buch, wobei er einen Finger zwischen die Seiten steckte, und betrachtete Rap mit der üblichen, verdrießlichen Mißbilligung.
»Warum habt Ihr mich nicht zu Rate gezogen?«
»Wobei?«
Sagorn preßte empört die Lippen zusammen. »Bei allem! Nach meiner Einschätzung des Gnomen-Zauberers gefragt. Was die Bedeutung der Hehren Herausforderung betrifft. Die Wahl des Opfers. Ihr seid wie eine Herde von Behemoths in Noom eingefallen.«
»Es sieht eher so aus, als habe ich genau das erreicht, was ich geplant hatte.«
»Nachdem Ihr mehrere Male zu Brei geschlagen worden seid.«
Rap zuckte die Achseln. Er hatte immer noch Schmerzen, die er noch nicht genau erfaßt hatte, und diese Geste brachte noch weitere zum Vorschein. »Ich werde es überleben.«
»Ihr habt äußerstes Glück gehabt, daß man Euch keine Knochen gebrochen hat.«
»Neun, hauptsächlich an den Fingern, aber sie scheinen sehr schnell zu heilen.«
Der alte Mann schloß den Mund und ließ dabei die Zähne klickend aufeinanderstoßen. Nach einem Augenblick antwortete er. »Das liegt also in der Macht eines Geweihten?« Ein Anfall von Neid und Verlangen zuckte über sein Gesicht.
Einige Minuten lang starrten sich die beiden aus Halsstarrigkeit nur an. Das Licht lag hinter Sagorn, doch natürlich konnte Rap jede Falte ausmachen. Der alte Mann sah auf jeden Fall jünger und gesünder aus, seit Ishist ihn überholt hatte – schade nur, daß der Zauberer sich nicht um seine Launen gekümmert hatte.
Abermals war es Sagorn, der die Stille mit dreistem Sarkasmus durchbrach. »Ihr übt Euch darin, unergründlich zu sein?«
»Ich versuche, bei Euch meine Fähigkeiten nicht anzuwenden.«
Sagorn zuckte zusammen. Er kennzeichnete die Stelle in seinem Buch mit einem Faden und legte es neben sich auf die Koje. Das gab ihm natürlich einen Moment Zeit, seine Sinne zusammenzuraffen. Er war jetzt mitleiderregend durchschaubar, und gewiß plante er irgend etwas. »Mit Erfolg?«
»Anscheinend. Bislang wart Ihr nicht sehr hilfreich.«
»Ich bin in Noom in Eurem Namen ein beträchtliches Risiko eingegangen.«
»Das war Eure Entscheidung, ich habe nicht darum
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