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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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zeigte nichts weiter als Fußboden. Sie lauschte und hörte nichts außer einem leichten Tröpfeln… hoffentlich nur Wasser… und ein Widerhallen, das auf einen großen Raum hindeutete. Schließlich dachte sie daran, den Boden zu untersuchen und fand weitere Blutflekken. Sie führten zu einer weiteren Öffnung, einer weiteren Treppe, rechts von der, die sie soeben hinabgestiegen war. Sogar Darad hatte sie gefunden.
    Die zweite Treppe war noch schmaler und steiler und aus dem massiven Fels hinausgehauen. Es gab auch kein Seil, an dem sie sich hätte festhalten können. Oben in der echten Welt war die Nacht zu Ende. Hier würde niemals Tag werden, und ihre Lampe flackerte bereits; vielleicht war der Ölvorrat so bemessen, daß er kurz nach Anbruch des Morgens aufgebraucht war. Die Luft war unbeschreiblich dick und stickig. Sie zitterte krampfhaft, und sie wäre überallhin geflohen, wenn sie gewußt hätte, wie sie das hätte anstellen können. Schon fünf Männer tot! Irgendwie schien sie nur die Wahl zu haben, dem Befehl des Jotunn Folge zu leisten und ihm nachzugehen. Ihre Füße gehorchten ohne weitere Anweisungen von ihrer Seite.
    Da erhob sich vor ihr ein Monster aus der Dunkelheit – bleiche Augen in einem blutverschmierten, mörderischen Gesicht… weiße Wolfszähne wie Fänge… Riesige scharlachrote Hände griffen nach ihr, entrissen ihr die Laterne und löschten das Licht. Entsetzt und ohne etwas sehen zu können, verlor Kade das Gleichgewicht und wäre sicherlich gefallen, hätte der Riese sie nicht in seine blutbesudelten Hände genommen. Er hob sie hoch und zog sich zum Fuß der Stufen zurück.
    Atemlos und benommen fand sich Kadolan in einem kahlen Raum wieder, der einer Höhle glich; seine aus dem Fels gehauene Decke hing tief genug, um sogar sie zu bedrücken. Darad war sogar gezwungen, in die Knie zu gehen. Sie sah keine Möbel, nur einige merkwürdige Ketten, die auf einem Haufen in der Ecke lagen und verrostete Krampen in der Wand. Irgendwo konnte sie Stimmen hören.
    In den Seitenwänden gab es einige Türen, alle waren verschlossen und verbargen sehr wahrscheinlich nichts anderes als leere Zellen. Selbst für einen Kerker machte dieser Ort einen sehr unbenutzten Eindruck.
    Die Mauer gegenüber der Treppe hatte zwei Türen, direkt nebeneinander. Eine Tür war geöffnet, die Zelle dahinter war schwarz und vermutlich leer; die andere Tür war geschlossen, und durch das Gitter in der Tür strömte Licht nach draußen. Das Ganze erinnerte gräßlich an eine Kapelle: das helle Fenster und die Dunkelheit. Aus den erleuchteten Zellen kamen Stimmen.
    Die Luft verursachte Übelkeit. Kade fragte sich, wie es hier irgend jemand aushalten konnte, und sie war froh, die vielen unterschiedlichen Gerüche nicht benennen zu können. Dennoch glaubte sie, eine leichte Brise zu spüren. Schließlich würde diese Kloake sehr bald zu einer Todesfalle werden, wenn es hier überhaupt keine Luftzufuhr gäbe.
    Unbelastet von Hitze, Gestank oder religiöser Symbolik stand Darad da, lauschte und kratzte sich am Kopf. Hinter der Tür fielen Würfel, und Männer lachten. Master Rap mußte dort drin sein. Azak hatte angeordnet, daß der Gefangene jederzeit bewacht werden mußte.
    Vielleicht hatte Azak auch angeordnet, daß der Gefangene beim ersten Versuch einer Befreiung getötet werden sollte. Die Tür war ganz sicher von innen verriegelt. Sie würde für Fremde nicht geöffnet werden, auch nicht ohne Blick durch dieses Gitter. Das alles waren eindeutig Vorsichtsmaßnahmen.
    Mindestens vier oder fünf Männer mußten dort drinnen «ein. Wie viele konnte ein Jotunnkiller gleichzeitig töten? Wie konnten die Eindringlinge die Verteidiger überreden, die Tür zu öffnen? Wie lange würde es dauern, bis jemand das Gemetzel oben entdeckte und die Wachen herunterkamen?
    Kade lehnte sich leicht gegen die Mauer und fragte sich, wie sie jemals hatte annehmen können, Azak in seinem eigenen Spiel überlisten zu können. Die Sultane von Arakkaran praktizierten derlei Ungeheuerlichkeiten seit Jahrhunderten; er hatte seine Fähigkeit dazu vermutlich schon mit der Muttermilch aufgesogen.
    Darad drehte sich um und warf ihr einen Blick zu, und auf seinem blutigen Gesicht konnte sie nur einen abscheulichen Ausdruck erkennen. Er hatte wieder sein Schwert gezogen und wußte nicht, was er damit anfangen sollte. Sie war am Zug.
    »Andor«, flüsterte sie.
    Es folgte eine Pause, und dann war der Mann, der das Schwert hielt, Andor. Er ließ es

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