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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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die Frage! Nun, sogar mein Enkel ist keinen Bürgerkrieg wert. Zauberer, es fällt mir schwer, das zu sagen, aber ich bitte Euch um Eure Hilfe.« Als Rap antworten wollte, hob er eine Hand, deren Finger wie trockene Zweige aussahen. »Laßt mich ausreden! Von Rechts wegen solltet Ihr schon auf der Flucht aus Hub sein, um den Geistern der Wächter vielleicht zu entkommen. Vielleicht ist das möglich, wenn Ihr ab jetzt der Versuchung widerstehen könnt, Eure Kräfte zu benutzen und ein Normalsterblicher unter Millionen Normalsterblichen bleibt. Doch ich befürchte, daß meine Genesung ohne Eure ständige Hilfe nur kurz währen wird. Ihr brauchtet nichts weiter zu tun, als mir zu verraten, wer lügt und wer die Wahrheit sagt… ich glaube, das wäre kein ernster Bruch des Protokolls.«
    War Stolz jemals so erniedrigt worden? Ein Kutscher, ein Stalljunge!
    »Ich werde alles tun, um Euch zu helfen, Sire, aber meine Zeit ist knapp. Heute wird mir etwas Furchtbares widerfahren. Heute abend.« Rap erklärte ihm alles, und der alte Mann sah ihn entsetzt an – und bestürzt.
    »Seid Ihr Euch sicher, was diese Hellsicht anbelangt?«
Rap erschauerte. »Ja.«
    »Das klingt mir nicht nach den Wächtern. Normalerweise besteht ihre Bestrafung für unzulässige Zauberei darin, daß sie den Übeltäter versklaven. Falls ich mich richtig erinnere, ist der Süden an der Reihe und bekommt dieses Mal die Worte. Der Sünder ist nur ein Gefäß, das fortgeworfen wird, sobald man es nicht mehr benötigt. Ihr wißt, daß man die Worte nur durch weltliche Folter abringen kann?« Emshandar griff nach der Karaffe und runzelte die Stirn, weil sie leer war. »Ich kann keinen Grund sehen, warum ein Opfer gebracht werden sollte!«
    Vielleicht verbarg das Weiße Leuchten doch nicht die schlechteste Zukunft.
    »Ich werde tun, was ich kann, um Euch zu helfen, Sire«, wiederholte Rap. Er war schuld an Emshandars Problemen. Wer schlafende Hunde weckt, muß auch ihre Bisse ertragen, hatte seine Mutter immer gesagt. Außerdem konnte er jetzt alles versprechen.
    »Ich werde mich dankbar zeigen!« beharrte der alte Mann. Es stimmte, doch es war ihm zuwider. »Gibt es irgend etwas… ich meine, falls ich überleben sollte und Ihr nicht… Diese Inosolan? Was wünscht Ihr Euch für sie?«
    »Glück.«
    Ein zynisches Lächeln kroch über die dünnen Lippen in die hohlen Augen wie Sonne, die an einem wolkigen Tag über die Landschaft zieht. »Glück zu verschenken liegt kaum in der Macht eines Imperators, Master Rap. Unsere bevorzugte Münze heißt Elend. Aber ich verspreche Euch, ich werde es versuchen, falls ich verschont werde.«
    Er seufzte; ein alter und sehr erschöpfter Mann. Er würde einige Wochen brauchen, um sich zu erholen, die aber würde er nicht bekommen. »Ich habe diesen Dummköpfen schon vor einiger Zeit gesagt, sie sollten in der Smaragdhalle auf mich warten. Es wäre unklug, sie noch länger warten zu lassen. Und danach, fürchte ich, müssen wir uns in die Rundhalle vertagen und die Wächter treffen; zumindest einige von uns.«
    Die Vorahnung kroch kribbelnd über Raps Arme, als zöge es plötzlich kalt durchs Zimmer. »Wo geht es zur Smaragdhalle?«
    Er ließ seinen okkulten Blick in die Richtung schweifen, in die der alte Mann zeigte, doch selbst ein Zauberer brauchte Zeit, um die großartige Ansammlung von Gebäuden zu erforschen, aus denen der OpalPalast bestand. »Achteckige, grüne Teppiche?«
    »Dort ist es.« Der Imperator sah ihn mit einem sonderbaren Blick an.
    Einige Leute warteten geduldig in der Smaragdhalle, doch waren es weniger als vorgesehen. Während Rap mit seiner Sehergabe Emines Rundhalle erkundete, wurde das Prickeln heftiger. Die Rundhalle entdeckte er ganz leicht, denn Shandie hatte sie ihm beschrieben. Ohnehin stand sie unübersehbar auf dem Kamm des Hügels.
    »Sie beginnen ohne Euch, Sire.«
    Der größte Teil der riesigen Kuppel lag in Dunkelheit – das bedrohliche schwarze Böse aus Raps Vorahnung –, doch zwanzig oder mehr große Kandelaber vergossen im Zentrum der Halle eine Lache von Licht. In ihrem Schein standen ungefähr zwanzig Höflinge in Gruppen zusammen und sprachen mit leiser Stimme. Drei von ihnen trugen Uniform, der Rest eine ähnlich alberne Hülle, wie sie der Imperator angezogen hatte, die meisten weiß, einige rot. Kinder in Bettlaken, die Geist spielten! Azak war dort; man konnte ihn wegen seiner Größe leicht erkennen. Absurd! Könnte sein eigener Hof ihn jetzt sehen, würde man ihn

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