Dave Duncan
ab.
»Fertig?« fragte er seine Gefährten. Dann hielt er sich und die beiden anderen ganz ruhig und bewegte die Nebenwelt.
Narr des Glücks:
BENVOLIO : Der Prinz verdammt zum Tode dich,
Wenn sie dich greifen. Fort! hinweg mit dir!
ROMEO : Weh mir, ich bin des Schicksals Narr!
BENVOLIO : Was weilst du noch?
Shakespeare, Romeo und Julia III. 1.
Neun
Heilige Flamme
1
In der behaglichen Rundhalle von Emine stand der OpalThron in den zarten Wölkchen dunkler Farbtöne unter den Myriaden kleiner Flammen und Fünkchen von zwei Kandelabern und träumte von den Sünden, die er gesehen hatte.
Der Regent stand auf der obersten Stufe vor dem Thron; er war in Purpur gehüllt und mit den Imperialen Insignien bewaffnet. Eine Stufe darunter saß seine Frau auf einem Stuhl. Der leere Stuhl auf der anderen Seite war wahrscheinlich für Shandie vorgesehen.
Ythbane überblickte seine Zuschauer, als wolle er abzählen, ob auch niemand fehlte. Direkt vor ihm stand, am Ende des spitz zulaufenden indigofarbenen Mosaiks, der Blaue Thron des Südens. Unter dem einzelnen Kandelaber wirkte er wie eine Eisscholle aus Licht in einem Meer der Dunkelheit.
Da schritt der Imperator mit seinem Enkel und einem Zauberer aus der Dunkelheit. Die Zuschauer sahen es auf Ythbanes Gesicht. Sie drehten sich eilig um, damit sie die Neuankömmlinge begutachten konnten.
Rap, der seine Augen fest auf den Verräter gerichtet hielt, konnte dennoch die Anwesenden überprüfen. Inos war natürlich da, und der Blick, den sie ihm zuwarf, war erschreckend schamlos. Ihre unförmige Tante an ihrer Seite strahlte. Das Faltenkleid stand ihr ziemlich gut und verbarg taktvoll die üppige Figur. Alle Frauen sahen aus, als sei ihnen kalt. Die Männer in ihren schweren Togen waren besser dran. Azak blickte finster und unsicher – das sollte er wohl sein, eingehüllt in dieses Segeltuch. Warum hatte man ihm keine Djinn-Kleidung geben können? Ein Helm mit einem scharlachroten Federbusch zeigte, wo Marschall Ithy stand, und der Mann in einer purpurfarben eingefaßten weißen Toga mußte ein Konsul sein. Drei Männer in roten Togen und eine Frau in einem roten Kleid mußten ebenfalls Senatoren sein. Botschafter Krushjor und ein weiterer Jotunn standen ohne Helm und mit nackter Brust ganz weit an der Nordseite der beleuchteten Fläche. Little Chicken stand bei ihnen und trug ebenfalls Jotunn-Kniehosen. Er war der einzige, der lächelte, es sei denn, man wollte Inos empörend affektiertes Grinsen Lächeln nennen.
Rap wünschte sich, mehr über Politik zu wissen. Wer sollte anwesend sein und wer nicht? Welche geduldigen und loyalen Anhänger warteten immer noch vergessen in der Smaragdhalle? Vermutlich niemand von Bedeutung. Ythbane war deprimierend siegessicher.
Jetzt waren die Hexenmeister Emshandars einzige Hoffnung. Würden sie auf die Aufforderung des Regenten reagieren? Auf wessen Seite würden sie sich stellen?
Als Rap bei den Zuschauern angekommen war, blieb er stehen und legte eine Hand auf Shandies knochige Schulter, damit auch er stehenblieb.
Emshandar ging allein weiter, ein ausgemergelter weißhaariger Racheengel, ein Skelett in Purpur. Er blieb vor dem Podest stehen und straffte seinen normalerweise gekrümmten Rücken. Einen Augenblick lang starrte er Uomaya an, die ihren Kopf senkte und dem Blick ihres Schwiegervaters auswich. Dann hob er seinen Blick zu dem lächelnden Ythbane.
Zwei Männer in Purpur, zwei Regenten, wo es nur einen geben konnte. Rap spürte, wie Shandie unter seiner Hand erstarrte – er versuchte, still zu stehen, atmete kaum und konnte ein Zittern nicht unterdrücken.
Die Konfrontation schien kein Ende nehmen zu wollen… da brach der Imperator das Schweigen. »Wir entheben Euch nunmehr Eurer vorübergehenden Pflichten, Lord Ythbane.«
Ythbane schüttelte den Kopf. »Wir sind froh zu sehen, daß Eure Gesundheit auf dem Weg der Besserung ist. Konsul?«
Einer der politischen Opportunisten mit purpurgefaßter Toga räusperte sich bedeutungsvoll. Der Imperator drehte sich zu ihm um.
»Das Abgeordnetenhaus des Volkes wird entzückt sein zu hören, wie Eure Majestät sich erholt haben und wird gewiß den Göttern danken und sich für eine öffentliche Feier aussprechen. Ebenso für Gebete, auf daß die Beschwerden weiter abklingen mögen.«
In dieser Rede wurde mehr ausgelassen als ausgesprochen, und das gefiel Emshandar ganz und gar nicht.
»Wir gratulieren Euch zu Eurer unerwarteten
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