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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihm. Auch Rap fühlte sich verausgabt, zittrig und mental am Ende. Er konnte unmöglich annehmen, daß er keine Wunden davongetragen hatte, keine blauen Flecken, daß sein Rücken nicht abgeschürft oder seine Kehle verletzt war. Er japste tief nach lebensspendender Luft.
    Die normalsterblichen Zuschauer starrten völlig verständnislos auf die Szenerie. Die drei anderen Wächter lächelten zufrieden.
     
    »Heil unserem neuen Hexenmeister des Westens!« rief Lith’rian.
    »Ich bin kein Hexenmeister!« rief Rap. Er war entsetzt über den wahnsinnigen Haß in den Augen des Zwerges. »Ich will Euren Thron nicht, Westen! Das war nicht meine Idee!«
    Zinixo fletschte seine monströsen Zähne. Seine riesigen Hände waren geballt und zitterten.
     
    »Ich will Euch nichts Böses!« beharrte Rap.
    Doch trotz seiner okkulten und seiner körperlichen Kräfte war Zinixo immer noch ein furchtsamer Junge. Er war der Stärkste der Wächter, sich seiner selbst jedoch nie sicher gewesen. Ein Zauberer, der stärker war als er selbst, stellte für ihn eine unerträgliche Bedrohung dar. Er sah überall Verrat, niemandem konnte er vertrauen. Er starrte Rap voller Entsetzen und Haß an.
    »Ich werde meine Meinung nicht ändern«, beharrte Rap. Er streckte eine Hand aus. »Nicht böse sein?«
    Er sah, daß das nicht funktionierte. Nichts konnte Zinixo dazu bringen, sich mit dem Gedanken anzufreunden, daß es einen stärkeren Zauberer als ihn selbst gab.
    »Nun, falls Ihr nicht bereit seid, mit mir Freundschaft zu schließen, werde ich Euch wohl mit einem Loyalitätsbann belegen müssen, aber das will ich eigentlich gar nicht –«
    Zinixo ergriff die ihm dargebotene Hand und zog heftig daran. Rap stolperte auf ihn zu. Der Zwerg ergriff seinen Kopf und zog ihn zu sich herunter…
    Und flüsterte Rap ein Wort der Macht ins Ohr.
     
    Ein fünftes Wort der Macht.

3
    Für Prinzessin Kadolan war es ein Tag voller Gegensätze gewesen. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals in ihrem Leben so oft zwischen Gut und Böse hin und her gerissen worden zu sein.
    Es hatte mit der erstaunlichen Erkenntnis begonnen, daß sie in einem unbequemen Bett im OpalPalast erwachte. Es hätte ein wunderbares Erlebnis sein sollen, endlich in Hub zu sein, nachdem sie sich ihr Leben lang danach gesehnt hatte, doch wurde das Ereignis dadurch überschattet, daß sie anonym bleiben mußte. Außerdem war Doktor Sagorns Haus, obwohl es sehr bequem war, in einem gräßlich vernachlässigten Zustand gewesen. Kapitän Gathmor hatte in ihrem Gemach wunderbar klar Schiff gemacht, wie er es gerne nannte, doch ein Aufenthalt von zwei Nächten dort hatte ihr gereicht. In Hub war ein muffiges Mietshaus als Unterkunft genausowenig angenehm wie in anderen Städten. Gestern hatten sie dann Inosolan wiedergetroffen, und gemeinsam waren sie als Gäste des Imperialen Regenten persönlich eingeladen worden.
    Möglicherweise auch als seine Gefangenen. Ihr Status war fraglos angezweifelt worden, denn Azak war Prinz eines Landes, das vom Imperium eingenommen werden sollte, und Inosolan hatte immer noch Anspruch auf Krasnegar, über das die Nordländer mit klirrenden Schwertern stritten. Man hatte sie sogar wegen Prokonsul Yggingi befragt und wie er die Kobolde gegen das Impire aufgebracht hatte. Kadolan hatte sich nie viel aus der Kehrseite der Politik gemacht, und sie hatte das Gefühl, daß ihr inzwischen fortgeschrittenes Alter sie davor bewahren sollte, nicht nur in einen, sondern möglicherweise sogar drei Kriege verwickelt zu werden. Wie sie Eigaze gesagt hatte, war der einzige Lichtblick, daß wohl kaum jemand sie für den Grenzkonflikt mit den Zwergen verantwortlich machen konnte, da sie noch nie in ihrem Leben einen Zwerg getroffen hatte. Niedergeschlagen hatte Inosolan sie aufgefordert, einfach abzuwarten.
    Und in jener Nacht hatte sie tatsächlich einen Zwerg kennengelernt oder war ihm zumindest nahe gekommen. Ein Hexenmeister! Welch eine große Ehre! Nur sehr wenige Menschen hatten in ihrem Leben bewußt einen Zauberer kennengelernt, geschweige denn einen der Vier. Doch hätte der junge Mann nicht auf einem Thron gesessen, hätte Kadolan ihn leicht für einen groben jungen Flegel halten können, der irgendwo aus einer Arbeitskolonne geflüchtet war – obwohl sie das niemals ausgesprochen hätte. Hexenmeister Zinixo mangelte es leider gänzlich an Benehmen.
    Seit den Geschichtsstunden ihrer Kindheit hatte Kadolan kaum einen Gedanken an die Vier verschwendet, bis in Person von

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