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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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Füßen zerspringen. Dieser Brocken war ihm schon näher gekommen. Der junge Zwerg sah ihn unter rauhen Augenbrauen grollend an. Rap blickte warnend zurück.
    Lith’rian zirpte weiter: »Jetzt könnte es sein, daß eben dieser Zauberer das Problem Kalkor für uns gelöst hat – vielleicht auf okkulte Weise, obwohl der Than ein Abgesandter aus Nordland war –, und er hat ebenfalls eine schwere Krankheit im gekrönten Haupt des Imperators geheilt. Des weiteren hat er den Regenten vermutlich mit einer Wahrheitstrance belegt und den armen Burschen danach vom Thron gefegt. Wir müssen folgendes bedenken, Schwester und Brüder: erstens, ob eine dieser angeblichen Taten wirklich stattgefunden hat, und zweitens, wenn ja, ob sie eine politische Nutzung okkulter Kräfte darstellen. Drittens, wenn ja, welche Bestrafung angemessen ist. Gibt es noch weitere Vorwürfe?«
    Schweigen senkte sich über die Rundhalle. Rap hatte sich auf dieser Ebene nicht bewegt, doch die Zuschauer, die in seiner Nähe standen, hatten sich von ihm zurückgezogen und ließen ihn noch isolierter als zuvor stehen. Emshandar starrte ihn jämmerlich an, seine Augen waren verschwommen vor Schwäche und das Gesicht faltig wie altes Papier. Shandie hatte auf seinem Hocker in der Dunkelheit die Arme um sich geschlungen und wippte vor lauter Sorge um seinen neuen Freund Rap mit den Füßen. Inos und Kade hielten einander an den Händen und bissen sich auf die Lippen.
    »Nun gut«, sagte der Elf. »Der Beklagte, bekannt unter dem Namen Rap, ist anwesend – welch ein volkstümlicher, unscheinbarer Name! Unser lieber Bruder des Westens? Was sagt Ihr dazu? Haben die angeblichen Taten stattgefunden? Sprich mit den netten Menschen, Shorty. In ganzen Sätzen, wenn du kannst.«
    Doch der Zwerg antwortete nur okkult, und sogar hier waren seine Worte ein Knurren. »Wer bekommt seine Worte?«
     
    »Das ist im Augenblick irrelevant, Steinkopf. Was sagt Ihr zu den Beweisen, Bruder?«
    Der Jugendliche auf dem Roten Thron kaute auf einem Fingernagel. Schließlich sprach er zum ersten Mal mit weltlicher Stimme, die wie fallende Steine klang. »Ich setze die Urteilsverkündung aus.«
    Der andere, der sich als Jugendlicher gab, der Elf, zuckte nur die Achseln. Er sah hinüber zu Bright Water. »Unsere Schwester des Nordens, was sagt Ihr?«
    »Diese Beschuldigungen entbehren der Wahrheit«, antwortete die junge Frau prompt. Die normalsterblichen Zeugen schnappten überrascht nach Luft. Inos strahlte, und Shandie zog seine Füße auf den Hocker und legte seine Arme um die Knie – aber Rap sah, wie das uralte Weib ihn albern und süßlich anlächelte und hörte das Schreien seines eigenen sterbenden Körpers.
    Olybino wartete nicht, bis er gefragt wurde. »Natürlich ist er schuldig!« schnauzte er. Auf staubigen Ebenen in der Nebenwelt marschierte Legion um Legion dem Kampf entgegen. Der Hexenmeister des Ostens wollte Ythbane wieder an der Macht sehen, und er wollte den Krieg mit Zark.
    »Bruder Westen, wünscht Ihr nun zu urteilen?« trillerte Lith’rian. »Letzte Chance, Häßling!«
     
    »Ja, er hat all diese Dinge getan«, gab der Zwerg mürrisch zu.
    »Ich pflichte dem bei«, sagte Lith’rian mit einem okkulten würgenden Unterton. »Beklagter, es steht drei zu eins, daß wir Euch gewisser verdächtiger Taten für schuldig befinden. Jetzt müssen wir darüber nachdenken, ob eine davon eine unzulässige Nutzung okkulter Kräfte darstellt – das heißt, für politische Zwecke.«
    Er strahlte die in der Rundhalle Anwesenden an, doch in der Nebenwelt warf er dem Zwerg neben sich – inmitten eines Gestankes wie auf einem Hühnerhof – einen finsteren Blick zu. »Vielleicht fangen wir jetzt an der anderen Seite an, und geben dem Spatzenhirn die Gelegenheit, über die Frage nachzudenken. Bruder Osten?«
    Hufe donnerten und Banner flappten im Wind. »Schuldig!«
»Schwester Norden, was sagt Ihr?«
    »Nicht schuldig«, sagte die Koboldjungfrau. Die Alte lächelte Rap lüstern an. Sie hatte ein anderes Schicksal für ihn im Kopf, und sie glaubte offenbar, er sollte ihr für diese Gelegenheit dankbar sein.
    Falls das alles ein Trick war, um ihn zu verwirren, dann hatten sie damit beträchtlichen Erfolg. Sein Verstand wirbelte zwischen den miteinander konkurrierenden Welten hin und her.
    »Lieber Bruder des Westens?« säuselte Lith’rian.
»Wer bekommt die Worte?« verlangte der Zwerg erneut zu wissen.
    »Wenn Ihr es unbedingt wissen müßt, ich bin an der Reihe. Das letzte

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