David Garrett - die exklusive Biografie
angemahnt hatte.
David erlangte dieses Wissen an der Juilliard School auf verschiedenen Ebenen und in sehr unterschiedlichen Disziplinen. Auch der passive Umgang mit der Musik war nun von Bedeutung: Nach all den Jahren unter den Fittichen seiner Eltern und den zahllosen nicht von Lehrern begleiteten Ãbungsstunden bildete jetzt erneut die Schulung des Gehörs einen wichtigen Aspekt. Auf der anderen Seite belegte David auch Kurse in Kompositionslehre und Musiktheorie, die ihm Einblick in die den Klangfolgen zugrunde liegenden Strukturen offenbarten. Damit widmete sich David nun den Bereichen, die ihm von frühester Kindheit an als zentral beschrieben worden waren, für die aber im aufreibenden Alltag eines Wunderkindes kein Platz gewesen war. Nun endlich lernte David das, was er spielte, zu analysieren und zu verstehen.
Obwohl er wusste und auch von Perlman bestätigt bekam, dass sein Können das der anderen Studenten weit überragte, war David sich zudem nicht zu schade, wie jeder andere Student einfache Rhythmusübungen zu absolvieren.
Es schien, als kehrte zu David die Leidenschaft zurück, die ihm im Laufe seiner fremdbestimmten Karriere abhandengekommen war. Als hätte es die Zeit der Zweifel nie gegeben, als wäre die von Motivationslosigkeit geprägte Episode in London nur ein böser Traum gewesen, wandte sich David in New York seinem Instrument mit jenem Eifer zu, der ihn als Vierjährigen dazu veranlasst hatte, mit der Geige des Bruders auf eigene Faust Musikstücke zu lernen.
Aus dem jungen Mann, der in London als mehr als nachlässiger Student galt, wurde ein Vorzeigeschüler, der sich mit Elan und aller Ernsthaftigkeit seinen Aufgaben und Prüfungen widmete. Neben seiner Begeisterung für die ihm an der Juilliard School vermittelten Inhalte war auch Davids Aufmerksamkeit für die Musik selbst ein gewinnbringender Aspekt: Das neu erworbene Wissen lieà ihn Kompositionen neu entdecken und gab ihm die Werkzeuge an die Hand, das Wesen eines musikalischen Kunstwerks zu verstehen und sich eingehend damit auseinanderzusetzen. Zum Teil hatte David den Eindruck, sich Musik bisher immer mühevoll erarbeitet zu haben und Stücke, die er bereits seit Jahren kannte, nun erstmals in ihrer vollen Schönheit wahrzunehmen.
Die wieder entfachte Leidenschaft schürte nun auch den Wunsch, etwas zu schaffen, das über das reine Interpretieren hinausging. David wollte selbst komponieren. Bald zeigte sich, dass er auch auf diesem Gebiet über auÃergewöhnliches Talent verfügte. RegelmäÃig fanden an der Juilliard Kompositionswettbewerbe statt, in denen die Studenten in kleinem Rahmen Eigenkompositionen präsentierten. David schuf für diesen Anlass eine Fuge im Stil von Johann Sebastian Bach, der als bekanntester Erschaffer von Werken nach diesem Kompositionsprinzip gilt, das im weitesten Sinne als eine Art musikalisches Gespräch bezeichnet werden kann. Das Werk beeindruckte die Juroren und David gewann den Wettbewerb.
David Garrett erfindet sich neu
Davids Jahre in New York beinhalteten natürlich nicht nur den Besuch der Juilliard School. Und nicht alles in der Stadt, die niemals schläft, klappte so reibungslos wie das Studium.
Nachdem David gegen den Willen seiner Eltern nach New York gezogen war und nun nicht mehr auf deren finanzielle Unterstützung bauen konnte, musste er nicht nur die Studiengebühren aufbringen, sondern auch Geld für das tägliche Leben verdienen. Zwar erreichten ihn auch in New York Konzertanfragen, doch war es ihm als Schüler des renommierten Konservatoriums nicht gestattet, nach Belieben zu Konzertreisen aufzubrechen. An der Juilliard School legte man Wert auf umfassende Ausbildung und damit eben auch auf kontinuierliche Anwesenheit der Studenten.
Bevor er nach London ging, wusste David kaum, wie es in einem Supermarkt aussah oder wie man sich Kleidung kaufte â das hatten bisher seine Eltern für ihn erledigt. In seiner New Yorker Zeit gab es für David nun viele weitere Dinge zu lernen, die für andere Menschen selbstverständlich waren.
Zunächst einmal galt es, eine Unterkunft zu finden. Eine eigene Wohnung kam nicht infrage, David benötigte eine Bleibe, die möglichst wenig kostete. Also mietete er sich in einem der sogenannten Dormitories ein, den für die USA typischen Studentenwohnheimen, in denen nicht selten Zustände wie in einer Jugendherberge herrschen und sich viele
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