David Garrett - die exklusive Biografie
des Geigenspielers lag nicht mehr ein künstlich wirkendes Lächeln, sondern David war anzusehen, dass er Freude an den Veranstaltungen hatte â Freude daran, endlich vor einem jungen Publikum aufzutreten und die Begeisterung von 13 000 Menschen zu spüren. Solche GröÃenordnungen waren ihm vollkommen unbekannt, obwohl er in aller Welt in bedeutenden Opernhäusern gespielt hatte.
AuÃerdem erlebte David auf der Bühne unmittelbar, dass sich Klassik und Pop verbinden lieÃen. Hier war es selbstverständlich, dass er Songs von John Miles auf der Geige begleitete und zwischen den Auftritten der anderen Pop- und Rockstars den dritten Satz eines Beethovenkonzerts spielte, den Csárdás von Vittorio Monti oder den Danse Macabre von Camille Saint-Saëns. Anders als gewohnt scheute das Publikum sich nicht, seine Begeisterung zu zeigen, während er spielte. Es sang nicht nur die Hits mit, sondern war auch bei Davids klassischen Parts begeistert dabei. Mehr noch: Nach einzelnen Passagen gab es immer wieder Zwischenapplaus. Auch etwas, das in einem Konzertsaal undenkbar gewesen wäre.
Gleichzeitig befreite sich David immer mehr von den im Bereich der klassischen Musik geltenden Konventionen. Einem Rockstar gleich spielte er im Knien, nach seinen Auftritten verbeugte er sich nicht nur, sondern warf dem Publikum erleichtert und zutiefst befriedigt Kusshände zu.
Jedes der Konzerte gipfelte in einem rauschenden Finale, bei dem alle Interpreten gemeinsam auf die Bühne kamen und Let It Be von den Beatles sangen und spielten, was mit kaum enden wollendem Applaus bedacht wurde.
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Auch wenn es David selbst damals noch nicht bewusst gewesen sein mag, die »Night of the Proms«-Tournee legte den Grundstein für alle späteren Konzepte und Erfolge. Tatsächlich schien seine Karriere schon während der Konzertreihe einen neuen Anstoà zu bekommen, denn nicht nur das Publikum war von dem Virtuosen angetan, auch die Medien interessierten sich plötzlich wieder für ihn. Das in jenem Jahr veröffentlichte Album mit der Sammlung von Jahre zuvor eingespielten Stücken wurde zwar weiterhin weitestgehend ignoriert, doch die Person David Garrett interessierte: Die Geschichte des Mannes, der den Sprung vom Wunderkind zum erwachsenen Ausnahmegeiger geschafft hatte.
Das Interesse war jedoch nicht von Dauer, was auch daran lag, dass David Garrett nach der Tournee Europa wieder verlieÃ. Zum einen war ihm bewusst, dass sich das unreflektierte Eintauchen in eine neue Welt, wie es sich in London ereignet hatte, nicht wiederholen durfte. Zum anderen war er es seiner neu entdeckten Freude an der Musik und sich selbst schuldig, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen und das Studium an der Juilliard School abzuschlieÃen.
Immerhin boten ihm die auf der Tournee eingespielten Gagen ein finanzielles Polster, mit dem er nicht nur seine Geige bezahlen, sondern auch eine Zeit lang den Alltag finanzieren konnte. Als die Rücklagen aufgebraucht waren, brauchte David neue Jobs, und nun sollte jene Phase beginnen, für die Davids Aufenthalt in New York überwiegend bekannt ist.
Als der Student mit Freunden eine Party besuchte, wurde er von einem Modelscout angesprochen. David hatte sich mittlerweile damit angefreundet, dass Menschen ihn für gut aussehend hielten, und das Angebot erschien ihm als perfekte Möglichkeit, mit wenig Aufwand gutes Geld zu verdienen. Vor allem aber bot sich damit eine weitere Chance, den Abstand zu seiner Kindheit, zur häuslichen Enge und zum verblassenden Image des einstigen Wunderkindes zu vergröÃern. In New York war seine Vergangenheit generell von geringem Interesse, er wurde selten aufgefordert, davon zu erzählen. Nun erhielt er also ein Angebot von einem Agenten, der ihn einfach nur für fotogen hielt und davon ausging, dass David auch auf dem Laufsteg eine gute Figur machen würde.
David nahm das Angebot an. Rasch merkte er, dass ihm die Arbeit Spaà machte, weil er Anerkennung bekam und neue Freunde kennenlernte. Freunde, die allerdings vor allem dafür bekannt waren, dass sie wussten, wie man Partys feiert.
Das Leben in New York veränderte David zusehends. Es schien, als wolle der Künstler im Zeitraffertempo die verlorene Jugend nachholen. Nicht nur indem er Partys besuchte und Frauen traf, sondern auch indem er auf der Suche nach der Spiegelung seiner Persönlichkeit durch das optische Erscheinungsbild sein Aussehen
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