David Garrett - die exklusive Biografie
ständig veränderte. Er wechselte häufig die Haarfarbe, lieà seine Haare wachsen und trug neuen Schmuck. David spielte mit seinem Image, er versuchte sich mit Piercings ebenso wie mit Tätowierungen.
Musikalisch dagegen trat David auf der Stelle. Das berauschende Erlebnis der »Night of the Proms« war bald Vergangenheit, an dessen Stelle traten neben dem Studium einzelne Engagements im gewohnten klassischen Umfeld. Im Jahr 2003, in dem er auch den Kompositionswettbewerb an der Juilliard School gewann, spielte er ein Violinkonzert von Jean Sibelius mit dem Orchester der Deutschen Oper Berlin. Hinzu kamen einige Engagements in Finnland, Slowenien und Spanien. Es waren ernüchternde Erlebnisse, die ihm sein Dilemma deutlicher denn je vor Augen führten. Hatte er vor Kurzem noch gespürt, wie ein von den üblichen Gepflogenheiten befreites Publikum klassische Musik begeistert feierte, spielte er nun in Häusern, in denen ihm zwar Applaus entgegengebracht wurde, von Enthusiasmus aber wenig zu spüren war. Diese Konzerte waren mehr gesellschaftliche als musikalische Ereignisse.
Diese Ernüchterung lieà David noch intensiver über die Möglichkeiten nachdenken, die ihm die »Night of the Proms« offenbart hatten. Es war nicht nur eine fixe Idee, dass klassische Musik Menschen wirklich Freude bereiten konnte und dass sie sich mit Pop und Rock kombinieren lieà â bei diesen Konzerten hatte er erlebt, wie Tausende Zuhörer den Beweis dafür erbrachten.
Auch im kleineren Kreis seiner Bekannten in New York stellte er fest, dass Klassik mehr vermochte, als nur ein älteres Publikum zu verzaubern. Wenn er spielte, faszinierte dies auch seinen Freundeskreis auÃerhalb der Juilliard School, da für diesen die Klassik eine von vielen musikalischen Facetten darstellte.
David mochte sich äuÃerlich und menschlich verändert haben, seine Liebe zur Musik blieb jedoch bestehen. Mehr denn je wünschte er sich, diese Liebe mit dem Publikum teilen zu können, mit einer Zuhörerschaft, die ihm entsprach â nicht dem ausgebildeten Violinisten David Garrett, sondern dem neugierigen jungen Menschen.
Die Idee, wie dieses Ziel erreicht werden könnte, nahm immer konkretere Formen an. Um ein junges Publikum anzusprechen, musste klassische Musik in einem Umfeld präsentiert werden, das nicht steif und befremdlich wirkte. Es durfte keine Kleiderordnung für den Konzertbesuch geben, keine überholten Verhaltensregeln und schon gar keine Vorschriften, wann und wie ein Zuhörer seine Begeisterung ausdrücken durfte. AuÃerdem musste ein Konzert ein Ereignis sein, das musikalische Grenzen überschritt, das Rockmusik in klassischem Gewand ebenso präsentierte wie den reinen Genuss einer Komposition von Mozart, Beethoven oder all den anderen groÃen Komponisten.
Diese Idee beflügelte David. Die Freude an der Musik und am Violinspiel hatte er schon längst wiedergewonnen, und nun hatte er endlich auch eine Vision, wohin der Weg ihn führen sollte.
Es war ein Weg, der so nahelag, und der doch noch von kaum jemandem beschritten wurde: Musik nicht in Kategorien zu unterteilen, die jeweils ein eigenes und deutlich unterschiedliches Publikum ansprachen, sondern Musik als eine Einheit mit vielen Facetten als Ganzes zu präsentieren. So vielen Facetten, dass die Kombination kein Teilpublikum ansprach, sondern möglichst alle Menschen. Der Begriff »Crossover« war zwar noch nicht geboren, das Prinzip dahinter schon.
Bevor David sein Konzept in die Tat umsetzen konnte, musste er sich zunächst einer anderen wichtigen Aufgabe widmen. Das Jahr 2004 sollte Garretts letztes Jahr an der Juilliard School sein, er musste sich auf seine Abschlussprüfung vorbereiten. Das tat er intensiv und schloss mit Auszeichnung ab.
2. Satz :
Andante â Die erneute Weltkarriere
Von der Vision zur Realität
Statt sich nun mit aller Kraft seiner Vision widmen zu können, musste David andere Anforderungen erfüllen. Da sein Lebensunterhalt immer noch nicht ganz gesichert war, nahm David auch nach seiner Abschlussprüfung Engagements nach altem Muster an. 2004 gab er erneut klassische Konzerte in Europa. Er spielte mit dem britischen Royal Philharmonic Orchestra unter Leonard Slatkin das Violinkonzert von Tschaikowsky und gab ein Gastspiel beim Saarländischen Staatsorchester, bei dem unter dem Dirigenten JiÅà Kout das Violinkonzert D-Dur
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