David Garrett - die exklusive Biografie
op. 77 von Brahms aufgeführt wurde. Diese Auftritte waren zwar ehren- und achtenswert, brachten David seinem Crossover-Projekt jedoch nicht näher.
Ganz im Gegenteil schien David nach den Jahren, in denen er zumindest auf persönlicher Ebene so viele Fortschritte gemacht hatte, nun wieder festzustecken. Den Bonus als Wunderkind hatte er längst verloren. Man respektierte ihn als überaus fähigen Geiger, ein roter Teppich wurde für ihn jedoch keineswegs ausgerollt â schon gar nicht, wenn er über seine Pläne sprechen wollte.
Auch sein an einem der renommiertesten Konservatorien der Welt erworbener Studienabschluss führte nicht dazu, dass man ihn machen lieÃ, was er wollte. Die konservative Haltung im klassischen Musikbetrieb äuÃerte sich nicht allein dadurch, dass man sich an uralte Regeln hielt, sondern auch in der Weigerung, neue musikalische Wege zu beschreiten. Den Verantwortlichen war der Gedanke völlig fremd, Mozart mit Metallica oder Brahms mit den Beatles zu verbinden.
Ob Konzertveranstalter oder Plattenfirma â wo auch immer David Garrett sein mittlerweile ausgefeiltes Crossover-Konzept vorstellte, stieà er auf taube Ohren. Nicht nur, dass die Idee nicht auf Begeisterung stieÃ, sie wurde als vollkommener Irrsinn klassifiziert. Eine wie auch immer geartete Umsetzung schloss man völlig aus. Es war, als hätten die Musikmanager seit Jahren ihre Büros nicht mehr verlassen: Während sie bei Davids Präsentationen seines Projekts nur die Köpfe schüttelten, tourte die »Night of the Proms« weiter in jährlich wechselnder Besetzung durch die Lande und vergröÃerte ihr Publikum dabei ständig.
Niemand erkannte, dass David nicht nur einfach eine spontane Idee anpries. Er befand sich mittlerweile regelrecht auf einer Mission und glaubte so fest an sein Konzept, dass er sich von den unzähligen Absagen nicht beirren lieÃ. Wenn ihm ein Plattenlabel prophezeite, er würde von seinem seltsamen Crossover-Album nicht mehr als fünf Exemplare verkaufen, stellte David sein Projekt einfach dem nächsten Unternehmen vor.
Diese Zeit erforderte von David viel Energie. Er lebte in New York, brach aber, wenn er gebucht wurde, immer wieder zu rein klassischen Konzerten auf. Zusätzlich setzte er alle Ãberzeugungskraft ein, um bei Veranstaltern und Plattenfirmen die Entscheidungsträger auf seine Seite zu ziehen â um immer wieder das gleiche negative Ergebnis zu erzielen.
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Eines Tages trat dann doch die unerwartete Wendung ein: David erhielt von dem britischen Plattenlabel Decca Records die Zusage, das geplante Crossover-Album aufzunehmen. Diese Kooperationsbereitschaft war vermutlich auch auf zurückliegende Kontakte zurückzuführen. Das Unternehmen besaà eine lange Tradition und hatte seit seiner Gründung im Jahr 1934 neben zahllosen Klassikproduktionen zum Beispiel Alben von den Rolling Stones oder Tom Jones veröffentlicht. Der einstige Glanz schwand jedoch, nachdem 1970 die Rolling Stones das Label verlieÃen und andere Künstler ihnen folgten. Nach dem Tod des ÂFirmengründers wurde das Unternehmen 1980 an PolyGram verkauft â das wiederum stellte einen Zusammenschluss der Label Philips Phonographische IndusÂtrie und Deutsche Grammophon Gesellschaft dar.
Deutsche Grammophon? Da war doch etwas. Tatsächlich kehrte David über Decca im Grunde in den Schoà seiner einstigen Plattenfirma zurück. Decca Records wurde nach der Ãbernahme neben Philips Classics und Deutsche Grammophon zum dritten Klassiklabel PolyGrams.
Endlich also schien David seine Idee Wirklichkeit werden lassen zu können, um der Welt zu zeigen, dass Crossover mehr war als ein Hirngespinst. Er machte sich mit der von ihm gewohnten Hartnäckigkeit und Ausdauer an die Aufnahmen, spielte die Stücke virtuos und hoch motiviert ein. Belohnt wurde seine Arbeit nicht. Tatsächlich war das Management doch nicht so von seinen Plänen überzeugt, wie David angenommen hatte. Zwar lieà man ihn das Album komplett einspielen, erklärte ihm jedoch anschlieÃend, dass man nicht an den Erfolg des Konzeptes glaube und keine Absicht habe, die CD zu veröffentlichen. Davids groÃes Werk, sein geplanter Anstoà für den Beginn einer zweiten und ihm sehr am Herzen liegenden Karriere verschwand in den Schubladen.
Eben noch jubelnd und erleichtert, folgte nun wieder tiefe Niedergeschlagenheit. David
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