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David Garrett - die exklusive Biografie

David Garrett - die exklusive Biografie

Titel: David Garrett - die exklusive Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mvg verlag
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beeinflusste. Mehrere Untersuchungen ergaben, dass Stradivari tatsächlich ein besonders gutes Holz zur Verfügung stand. Dennoch krankte die »Eiszeit-Theorie« an dem Umstand, dass auch andere Geigenbauer Holz aus dieser Periode verwendeten.
    Um dem Phänomen des Stradivari-Klangs doch noch auf die Spur zu kommen, untersuchten Wissenschaftler jedes Detail der Klangkörper dieser Instrumente. Man berechnete per Computer das Schwingungsverhalten des Materials und gelangte zu immer neuen Erkenntnissen. Der deutsche Geigenbauer und Physiker Martin Schleske zum Beispiel kam bei seinen Analysen zu dem Ergebnis, dass möglicherweise gezielt eingesetzte asymmetrische Abweichungen der Materialstärke das Klangbild beeinflussten. Schleske stellte jedoch auch heraus, dass der Klang einer Stradivari nicht auf eine einzelne Ursache zurückgeführt werden könne. Unter den vielen Faktoren hätten auch die besondere Handwerkskunst und Beobachtungsgabe des Meisters eine wesentliche Rolle gespielt.
    Ohnehin ist Stradivari nicht gleich Stradivari. Die von dem Geigenbauer hergestellten Instrumente werden in verschiedene Schaffensphasen unterteilt. Die erste Periode wird als Amatise bezeichnet, da die Geigen Stradivaris bis etwa 1680 noch stark an die von Nicola Amati geschaffenen Instrumente erinnerten. Danach folgte eine etwa 20 Jahre andauernde Phase, in der Antonio Stradivari mit Klang und Konstruktion experimentierte und an Weiterentwicklungen arbeitete, um sich von dem Modell Amatises zu lösen. Da er sich dabei vor allem an einer etwas längeren Bauweise der Geige versuchte, ist die Periode bis zum Jahr 1700 auch als »Long Pattern« (langes Modell) bekannt.
    Nun folgte die wohl bedeutendste Periode im Schaffen von Antonio Stradivari. Die rund ein Vierteljahrhundert andauernde goldene Periode bezeichnet die Jahre, in denen der Geigenbauer auf dem Höhepunkt seines Könnens seine besten Instrumente schuf. Vor allem die Resonanzkörper der Violinen aus jener Zeit gelten bis heute als unübertroffen. Erkennbar waren diese handwerklichen Meisterleistungen auch an dem einzigartigen tiefroten Lack, der das Holz überzog.
    Am Ende dieser Phase um 1725 war Stradivari immerhin schon etwa 80 Jahre alt, ans Aufhören dachte er jedoch immer noch nicht. Auch in der sogenannten Spätphase, die sich bis zu seinem Tod im Jahr 1737 erstreckt, stellte er Geigen her. Insgesamt soll Stradivari während seines langen Lebens rund 1100 Instrumente gebaut haben, von denen etwa 650 die Jahrhunderte überdauerten. Dass eine solch große Anzahl erhalten ist, ist vor allem darauf zurückzuführen, dass der Mythos Stradivari schon sehr früh entstand. Bereits ab dem Jahr 1800 wurden für die Instrumente hohe Summen gezahlt. Heute sind Stradivaris Werke auch Geldanlagen mit sicherem Wertzuwachs. Nicht umsonst zählen zu den Besitzern der Instrumente nicht nur wohlhabende Musiker, sondern auch Banken und große Unternehmen. 2011 erzielte eine Stradivari bei einer Versteigerung mit rund zwölf Millionen Euro den bisher höchsten Preis.
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    Nun lässt sich nachvollziehen, welche Bedeutung der Moment im Jahr 2010 für David Garrett hatte, als ihm die Ex A. Busch Stradivari angeboten wurde. Seit einigen Jahrzehnten war Geld nicht mehr das alleinige Mittel, um an ein solches Instrument zu gelangen. Nur in den seltensten Fällen wechselte eine Stradivari den Besitzer – wer eine besaß, behielt sie oder bot sie nur an, wenn ein wahrhaft stattlicher Gewinn zu erwarten war.
    Für David war es nun nicht die erste Stradivari, die er in den Händen hielt, hatte er doch als 13-Jähriger nach seinem Konzert im Amtssitz des damaligen Bundespräsidenten die San Lorenzo Stradivarius von 1718 als Leihgabe erhalten und diese auch auf zahlreichen Bühnen gespielt. Doch selbstverständlich musste er das Instrument nach einigen Jahren zurückgeben.
    In den ersten Jahren seiner zweiten Karriere hatte David eine ebenfalls sehr wertvolle Geige aus der Werkstatt von Giovanni Battista Guadagnini genutzt, der als Schüler Stradivaris gilt. Guadagninis Instrumente waren zwar vom Vorbild des großen Meisters inspiriert, erreichten im Hinblick auf den Klang jedoch nie die Qualität von Stradivaris Werken. David hatte seiner Guadagnini aus dem Jahr 1772 allerdings einige seiner größten Erfolge zu verdanken, was den Moment, als er das Instrument bei seinem Treppensturz im Dezember

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