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David Roth und andere Mysterien

David Roth und andere Mysterien

Titel: David Roth und andere Mysterien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoi Karampatzaki
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formte die Hände unter dem Wasserstrahl zur Schale und tauchte in die wohltuende Kühle ein. Als ich sicher war, dass mir nicht länger Schweiß über die Schläfen perlte, musterte ich zuerst mich und anschließend David im Spiegel.
    „Das ist der Stress“, murmelte ich. Es klang selbst in meinen Ohren wie eine Lüge.
    „Ach so. Verzeih.“ Heimtückisch grinsend lief er zur anderen Seite des Raumes. Die Melodie des populären Songs Waltzing Matilda summend, stellte er sich vor ein Pissoir. Das Geräusch, mit dem David seine Gürtelschnalle löste – ein metallisches Klicken, gefolgt vom Schnalzen des Leders –, ließ mich erschauern.
    „Viel Glück beim Zielen“, sagte ich spöttisch und stürmte aus dem Bad, plötzlich beängstigt von meiner eigenen Courage. In der Bar ließ ich mir nichts anmerken, nahm mein Sofa in Beschlag und gab den Versuch auf, herauszufinden, warum mich diese kleine Feindschaft mit David derart aus der Fassung brachte.
     
    ***
     
    Um elf Uhr nachts erwachte ich aus einem Traum, in dem ich einen Jet über das Outback lenkte und abstürzte. Obwohl ich nie dort gewesen war, konnte ich den heißen, roten Staub auf meiner Haut fühlen. Ich hatte den Dämon, der Elin vor drei Jahren getötet hatte, damals kaum gesehen. Trotzdem spürte ich, dass er es war, der sich aus dem blutigen Sand erhob. Ein grausiger Phönix aus der Asche.
    Nach und nach kam ich zu mir, tastete nach meiner Brille und ging die Treppen ins Wohnzimmer hinunter. Kaja trottete mir schläfrig hinterher. Während ich im Kühlschrank nach etwas suchte, das meinen Mitternachtsappetit befriedigen konnte, machte sie es sich auf einem der Sofas gemütlich. Ich entschied mich für ein paar getoastete Sandwiches und setzte mich zufrieden neben Kaja, um mich ausnahmsweise vom Fernsehprogramm berieseln zu lassen.
    Ich verschlang das zweite Sandwich – mit Käse, Schinken, einigen Blättern Salat, einer Handvoll angebratener Champignons und viel Sandwichcreme – als das unerwartete Klingeln meine Entspannung zunichte machte. Rasch zog ich mein Handy aus der Hosentasche und nahm den Anruf an.
    „Ja“, sagte ich knapp.
    „Ich hab ein bisschen recherchiert“, sagte David quietschfidel, und vor lauter Erleichterung – sie war schwindelerregend – sackte ich auf dem Sofa in mich zusammen. Doch im nächsten Moment rauschte Wut kochend heiß durch mein Blut, und ich schnauzte: „Woher kennst du diese Nummer?“
     David tat unschuldig. „Dein Chef hat sie Em gegeben, und der sollte sie an uns weitergeben, damit wir dich in Notfällen erreichen können.“
    „Du willst mir weismachen, dass es einen Notfall gibt?“ Gegen meinen Willen wurde ich nervös. Schweiß kitzelte meinen Nacken. Was, wenn er wirklich Hilfe brauchte? Das war eigentlich unmöglich. Dazu klang er zu fröhlich. Wenn er Zeit hatte, mich zu necken, konnte es nicht schlimm sein.
    „In gewissem Sinne, ja.“ Er lachte leise. „Wie gesagt, ich habe recherchiert. Jetzt weiß ich, wie gefährlich deine Heimat ist. Finnland ist nicht ganz ohne, mit all den giftigen Pflanzen im Wald und den gefräßigen Mücken an den Seen.“
    „Das mag sein“, gab ich grinsend zu, „aber diese Mücken beißen mich, um zu überleben, und nicht, weil sie angriffslustig sind oder sich von meiner bloßen Anwesenheit bedroht oder provoziert fühlen.“
    „Vergiss du deine Beeren nicht, Weihnachtsmann.“
    „Beeren haben keine bösartigen Absichten. Wenn man so blöd ist, sich eine Beere in den Mund zu stopfen, die man nicht kennt oder nicht in einem schlauen Buch findet, hat man diesen Tod ohnehin verdient.“
    David schnaubte, hörbar wütend darüber, diese Diskussion verloren zu haben, und ignorierte meinen letzten Satz. „Wir könnten ja mal eine Schlange jagen und sie grillen. Ihr Fleisch schmeckt köstlich und ist mit Hähnchen vergleichbar.“
    Abgesehen davon, dass ich kein Hähnchen mochte und mich dieses Gespräch unterhielt, war ich noch immer misstrauisch. Was sollte dieser Anruf? „Wenn du plaudern willst, warum rufst du mich an? Den Bodyguard deiner Freunde, in dessen Konzentration du herumpfuschst? Du kannst mich nicht leiden und ich dich erst recht nicht. Du hättest Mia wecken können. Bobby und Linda schlafen auch schon.“
    „Ich bringe deine Konzentration durcheinander?“ David lachte lauthals. „Lauri, ich danke dir vielmals für dieses hinreißende Kompliment. Sei vorsichtig, wenn du in der nächsten Zeit das Haus verlässt. Überall lauern

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