David Roth und andere Mysterien
Essen anstarrte. Er grinste hämisch beim Kauen, schien aber eher erfreut von meinem unverhohlenen Hunger statt triumphierend im Angesicht meiner Schwäche. Wortlos ließ ich mich auf die freie Liege fallen, angelte mir ein Tooheys Old aus der Kühlbox – unter Davids nun glühendem Blick – und begann schamlos zu trinken. Salz brannte dabei auf meinen Lippen.
„Ah“, seufzte ich rau, als der Alkohol kalt meine Kehle hinab floss. „Australische Giftfrösche haben einen exzellenten Biergeschmack.“
Da alles an David außergewöhnlich war, wunderte es mich nicht, dass nur er in seinem Freundeskreis dieses Bier trank.
„Darf ich dir einen Deal anbieten, David?“, fragte ich schließlich und holte die beiden letzten eisgekühlten Flaschen seiner Marke aus der Kühlbox, um sie in meinem Schoß zu bunkern. Ich zuckte nicht einmal mit der Wimper – meine Geschlechtsteile waren an schlimmere Kälte gewöhnt.
Miles lehnte sich neugierig vor, an David vorbei, um bloß nichts zu verpassen. David fixierte meinen Schoß.
„Wie hältst du das aus?“, fragte Miles, atemlos und entgeistert. „Deine armen Bällchen!“ Er sagte ganz genau das: Your poor ballies!
„Lappland, Baby. Lappland“, belehrte ich ihn. „Wer in meiner Heimat war, im Winter, und durch ein ins Eis geschmolzenes Loch in einen See gehüpft ist, der kann sagen, dass er weiß, was Kälte ist.“
Miles’ Lippen zuckten in einem unsicheren Grinsen. „Äh … nein, ich glaube nicht, dass ich das will!“
„Ich wette, ich würde es aushalten“, sagte David, der wieder grinsen konnte. Er schaute mich mit einem tiefen Seufzen an, den guten alten Schalk im Blick. „Lass hören, deinen Deal.“
Einer dramatischen Pause zuliebe räusperte ich mich. „Du bekommst dein Bier zurück – und gibst mir dafür pro Flasche, die du wieder haben willst, einen Meat Pie, um den du mich beim Streichen so hinterhältig betrogen hast.“
„Betrogen?“ Davids Augen wurden groß, er war tatsächlich entgeistert. „Hey, Mann, du bist geflüchtet!“
Ich schnaubte halb abfällig, halb beleidigt. „Unsinn. Du hast mir den Appetit verdorben.“
„Hmpf. In Ordnung. Ich will eine Flasche und du bekommst einen Meat Pie. Deal?“ Er hielt mir seine Hand hin.
Zufrieden lächelnd nahm ich sie an. „Deal.“
Sein Griff war sehr fest.
Meiner auch.
Mit zusammengepressten Zähnen schauten wir uns an, ein schmales, falsches Lächeln auf den Lippen.
Miles prustete. „Ihr zwei seid echt ein ulkiges Pärchen.“
Sofort zog David die Hand zurück, warf einen düsteren Blick in Miles’ Richtung und gab mir anschließend eine Serviette, gefolgt von einem Meat Pie, den er mit graziöser Perfektion mittig darauf platzierte. Ich bedankte mich formvollendet und warf die Flasche in seinen Schoß. Er zuckte zusammen und nahm sie rasch in die Hand. Anstatt zu lachen, biss ich in den Meat Pie – und glaubte vor Genuss zu sterben. Eine köstliche Fleischfüllung breitete sich in meinem Mund aus, und auch der Teig, knusprig und perfekt gebacken, brachte meine Geschmacksknospen zum Kribbeln. Genüsslich stöhnend legte ich den Kopf in den Nacken. Miles kicherte. Ich schloss vor Wonne die Augen.
Als ich sie wieder öffnete, hörte ich etwas spritzen. David packte eine kleine rote Tube weg und zeigte mürrisch auf meinen angeknabberten Meat Pie, auf dem jetzt eine Pfütze tomato sauce tiefrot glänzte.
„Man isst Meat Pies nicht einfach ohne was Leckeres oben drauf“, knurrte David mit unheimlich breitem Akzent.
Nach dem Essen watete ich zurück ins Meer und spielte mit Linda und Mia Wasserball. So konnte ich die beiden am besten im Auge behalten. Bis zur Heimfahrt musste noch eine Stunde vergehen und ich freute mich trotz der Temperaturen auf den nächsten Strandbesuch. Später schlug ich Purzelbäume, was im schweren Salzwasser viel besser funktionierte als in meinem Süßwassersee, bis direkt über mir etwas auf die Wasseroberfläche schlug. Ich wich in der letzten Sekunde aus, sonst wäre das Ding mit meinem Schädel kollidiert, und kam gleich darauf prustend aus dem Meer geschossen.
„Hallo, Schneemann!“, sagte David grinsend, packte das Hinterteil seines Surfbretts und warf sich in einer perfektionierten, eleganten Bewegung darauf.
Das Wasser reichte mir hier bis unter den Bauchnabel, ich schaute kritisch an mir herab. „Ein Schneemann hat keine schwarze Körperbehaarung.“
Gnädig winkte David ab, die Wange lächelnd gegen sein Brett gepresst. „Darüber
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