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David Roth und andere Mysterien

David Roth und andere Mysterien

Titel: David Roth und andere Mysterien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoi Karampatzaki
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ihr die kleine Stoffmaus vors Gesicht, die ich heute für sie gekauft hatte, und zog sich immer wieder lächelnd zurück, um sie zu necken.
    „Giftfrosch“, sagte ich nach wenigen Minuten düster. „Lass Kaja in Ruhe.“
    Verblüfft schaute David mich an. „Sie heißt Arielle!“
    „Ich durfte sie umbenennen.“
    „Hattest du Geburtstag oder so? Sie liebt die kleine Meerjungfrau.“
    „Bevor ich herkam. Mia hat es mir trotzdem erlaubt.“
    „Wann hast du Geburtstag?“
    „Elfter Dezember“, sagte ich automatisch und hätte mir gerne die Zunge abgebissen.
    Mit einem Grinsen legte er die Stoffmaus beiseite – Kaja stürzte sich sofort mit einem hohen, triumphierenden Miiiu! darauf – und lehnte sich weit zurück, auf die Unterarme gestützt. „Na sowas. Ziemlich nah an Weihnachten. Jetzt darfst du dich nicht mehr wehren, wenn ich dich Weihnachtsmann nenne. Ich bin europäisch gesehen übrigens auch ein Winterkind, neunter November. Wie alt bist du?“
    Diesmal antwortete ich bereitwillig. Seinem Verhalten nach war ich mindestens fünf Jahre älter als er.
    „Dreißig“, erwiderte ich genüsslich. „Und der Giftfrosch?“
    Allein von seinem hintergründigen Grinsen wurde mir unwohl. Er sah aus wie eine Schlange, die ihr Opfer hypnotisch anvisiert. „Der auch.“
    Mist. Er war älter als ich, um einen Monat.
    „Knapp“, sagte ich freundlich.
    „Sehr knapp“, stimmte David ebenso höflich zu.
    Wir starrten einander an.
    „Warum rede ich überhaupt mit dir?“, seufzte ich, als ich von Bobby, der genau wie Em und Linda neugierig geschwiegen hatte, einen nassen Teller entgegen nahm.
    David antwortete nicht, sein Blick wurde weicher, weniger gruselig.
    Doch dann rief er plötzlich: „Ha!“ und zeigte grinsend mit dem Finger auf mich. „Hab ich ein Lächeln in deinem Mundwinkel entdeckt?“
    „Unsinn. Das bildest du dir ein.“ Mit diesen Worten gab ich Bobby den letzten Teller, lockte Kaja mit einem Zungenschnalzen zu mir, hob sie auf den Arm und ging mit ihr die Treppen hoch. „Wir haben genug von Giftfröschen, nicht wahr, Kleine?“
     
    ***
     
    Ich war nervös, weil am Sonntag mein erster Surfkurs mit David bevorstand. Heimlich hatte ich gehofft, dass Billy mir in einer Mail schreiben musste: Tut mir leid, das wird nichts . Doch das Schicksal wollte, dass ich den Sonntag mit David verbrachte. Ein Vertreter bis zum Mittag war schnell im zuverlässigen Sven gefunden.
    Zum Thema ‚freier Tag‘ konnte Billy mir eine gute Nachricht liefern: Ab Anfang Februar hatte ich von Mittwochmittag bis Donnerstagmorgen frei.
    Obwohl ich bald im Wasser sein würde, verdrückte ich drei Portionen beim Frühstück: Speck mit Rührei, Obstsalat und zwei Toasts mit Butter und einer köstlichen Schokoladencreme. So viel Essen beruhigte meinen aufgewühlten Magen.
    Ich freute mich sehr auf die erste Lektion. Nicht einmal David konnte mir das vermiesen. Darüber hinaus hatten wir uns beim letzten Treffen gut unterhalten.
    Bobby hatte mich beruhigen können, was das Lehrerhafte an David anging: „Ja, er ist ein listiger Fuchs, unser David, aber seine Leidenschaft nimmt er absolut ernst. Er hat sie sich zum Beruf gemacht, was ausschließlich talentierten Leuten gelingt, und er ist in jeder Hinsicht professionell. Da musst du dir keine Sorgen machen.“
    Um fünf vor zehn saß ich in meinem Lieblingssessel in der Leseecke und schmökerte, als vor dem Haus mit quietschenden Bremsen ein Wagen hielt. Spätestens das Hupen sagte mir, dass es David war. Ich verabschiedete mich schnell von Linda, Mia und Bobby, die mir am liebsten zugeschaut hätten, und ging mit notdürftig gepackter Strandtasche nach draußen.
    David hatte das Fenster des weißen Jeep-Giganten heruntergekurbelt. Sein nackter Arm lag in betont lässiger Pose dort, wo normalerweise das Glas gewesen wäre. Er trug eine schwarze Sonnenbrille und kein Hemd. Kein Wunder bei der sengenden Hitze: dreißig Grad, und das um zehn Uhr morgens.
    „G’day, mate!“, rief er fröhlich und winkte mir zu. „Hop in, christmas baby!“
    Mein erster Impuls war, umzudrehen. Stattdessen ließ ich mein Lachen zu und umrundete das Auto, um mich auf den Beifahrersitz zu werfen. Ich zog mir das Shirt aus und schleuderte es auf die Rückbank. Dort lagen zwei Surfbretter, Davids in schlichter heller Holzfarbe mit zwei blauen Streifen, und ein zweites mit rot-weißem Muster.
    „Bist du bereit?“, fragte David herausfordernd.
    „Oh yeah!“, sagte ich so australisch wie

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