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David Roth und andere Mysterien

David Roth und andere Mysterien

Titel: David Roth und andere Mysterien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoi Karampatzaki
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sehe ich dir zuliebe hinweg.“ Er sah aus, als fürchtete er sich weder vor Haifischen, noch vor Quallen oder all den anderen Tieren, die mit uns gemeinsam im Meer schwammen. Er wirkte regelrecht friedlich, wie vielleicht bei sich zu Hause.
    Als ich nichts erwiderte, lachte er und rollte sich mühelos auf den Rücken, um mir seine Brust zu präsentieren. „Ein Giftfrosch hat auch keine Haare. Die Quallen, vor denen du dich fürchtest, übrigens auch nicht.“
    Ich schnaufte empört. „Ich habe vor diesen Viechern keine Angst. Du etwa?“
    „Nein. Ich surfe.“
    „Du bist lebensmüde, nicht tapfer.“
    „In der Natur Australiens muss man eben etwas vorsichtiger sein.“
    „Ich will nicht mit dir diskutieren.“ Grinsend ergänzte ich: „In meinem Land gibt es auch viele tödliche Dinge, von Kälte ganz zu schweigen, die jedem Aussie die Fröhlichkeit rauben könnten. Du würdest dort keinen Tag überleben.“
    David lachte unbeeindruckt. „Ich wette dagegen. Sag mal, hast du in deinen ersten Tagen hier schon einmal von den Scared Weird Little Guys gehört?“
    „Von den ängstlichen seltsamen kleinen Leuten? Ja, einer von denen treibt gerade vor mir auf seinem Surfbrett und sondert Gift ab.“
    „Ich meinte die Band“, murrte er. Kurz schien er verärgert, doch seine Wut wich schnell seinem üblichen Schalk. „Sie haben ein wunderbares Lied – es heißt Come to Australia . Sehr informativ. Schau mal bei Youtube danach, es ist absolut zum Totlachen. Allerdings solltest du es dir erst anschauen, nachdem du dich ans Surfbrett und ans Meer gewöhnt hast.“
    „Warum sollte ich das?“
    David runzelte ganz leicht die Stirn. „Linda hat erwähnt, dass du eine Wette verloren hast und dir deshalb eingestehen musst, dass du gerne surfen würdest.“
    Ich verdrehte die Augen und tauchte einen Moment lang unter. Als ich wieder hochkam, saß David auf seinem Brett, mit einem Schmunzeln, das sogar ein wenig … ja, freundlich aussah. Auch sein Blick schien weicher als sonst.
    „Ich kann dich zwar nicht leiden, und du mich bekanntlich auch nicht, Schneemann. Ich würde es dir trotzdem beibringen. Es wäre ein Verbrechen, dir den Spaß des Surfens zu verwehren, nur weil wir uns nicht ausstehen können.“
    Er hatte natürlich recht damit, dass wir einander nicht leiden konnten. Dass er bereit war, mir zu zeigen, wie man das Meer zähmte, stellte allerdings eine Chance dar, die ich nicht vorüberziehen lassen wollte.
    „Also gut, ich nehme dein Angebot an“, sagte ich fest.
    „Schön. Sonntagmorgen, zehn Uhr, ich hole dich ab?“
    „Sehr gern. Danke.“
    Ich verließ das Wasser. Mein Magen rumorte, als ich mich auf einen Liegestuhl fallen ließ. Ich warf mir ab und an eine Traube in den Mund, den Blick grimmig auf David gerichtet, der weit, weit hinaus aufs Meer paddelte. Der Wind war bereits stärker, kühler, Wellen warfen sich energischer und nahezu wütend an den Strand, und ich zog mir eine trockene Hose und ein T-Shirt an, weil ich zu frieren begann.
     
    ***
     
    Der Sturm wütete bereits über Sydney, als ich eine Viertelstunde später von einem unruhig und verzweifelt wirkenden Sven abgelöst wurde. Kein Wunder: Er und Erik waren Freunde gewesen. Ich sprach ihm mein Beileid aus, wir schüttelten uns die Hände und wünschten einander nach einem kurzen Gespräch über die Schattenseiten unseres Berufs weiterhin viel Glück. Mit toten Kollegen hatten wir nicht gleich zu Beginn gerechnet.
    Der Wind machte in Waverton brausend und laut heulend Anstalten, sämtliche Palmen und Bäume des Gartens zu entwurzeln, und der Regen warf sich klatschend gegen die zitternden Fensterscheiben. Ein perfekter Tag für einen faulen Nachmittag mit Büchern und einem entspannten Abend mit selbst gekochtem Essen.
    Linda sah das etwas anders, denn Miles startete gegen fünf Uhr einen Telefonmarathon, um alle in eine Cocktailbar einzuladen, und Linda war fest entschlossen, hinzugehen. Es freute mich zu sehen, dass Linda ihrer Energie und Lebensfreude freien Lauf ließ, und ich begleitete sie gerne. Die australische Mentalität hatte mich inzwischen vollends in ihren Bann gezogen. All die Freude und Offenheit behagten mir mehr, als ich zugeben wollte. Hatte mir Sydney beigebracht, wie man glücklich war?
    Laut einer Mail, die mir Billy am selben Nachmittag geschrieben hatte, fürchtete er, dass ich bald an der Front gebraucht werden könnte. Deshalb kündigte er mir einen freien Tag pro Woche an, um mich darauf vorbereiten zu

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