David Roth und andere Mysterien
können.
Ich nahm mir vor, in dieser Zeit Sydney zu erkunden, alle besonderen Plätze, Gebäude, Touristenmagneten und Monumente.
Der Wind hatte Erleichterung über die Stadt gebracht, ohne die drückende Hitze zu beseitigen, das angekündigte Gewitter blieb aus. Bobby, der den Abend mit Mia verbringen wollte, mutmaßte, dass es sich weit draußen an der Grenze zu den nächstgelegenen Bergen austoben würde. Für die Stadtmenschen von Sydney galt diese Gebirgskette als offizieller Beginn des Outbacks. Jenes Gebiet schien so viel mehr zu sein als lediglich die rote Wüste, die mir in den Sinn kam, sobald ich an Down Under dachte.
***
Die Bar befand sich direkt am Hafen, in unmittelbarer Nähe zum Sydney Opera House, auf das ich schauen konnte, wenn ich mich auf gemütlichen Ledersofas umdrehte und durch das Panoramafenster nach draußen sah. Das nach wie vor aufgewühlte Meer hatte sich in schwarze Kleidung gehüllt und zitterte unter dem silberweißen Licht des Mondes am wolkenbehangenen Himmel. Ich konnte keine Sterne entdecken.
Linda amüsierte sich königlich mit ihren Freunden. Es waren ausschließlich die männlichen da, um sie mit Saftmixturen und kleinen salzigen Snacks zu verwöhnen. Ich hielt mich abseits und musterte lächelnd die liebenswürdige Szenerie .
Nach einer halben Stunde gesellte sich Em zu mir auf das Sofa. Er sah gequält aus, wie jemand, der gern etwas sagen wollte und sich nicht traute. Vor allem glitzerte da jedoch Neugier in seinen Augen, und das brachte mich dazu, fragend die Stirn zu runzeln.
Langsam ließ er sein Lächeln zu, und sein Blick wanderte an die Bar. Zu David, zu mir zurück und noch mal zu David, bevor er auf mir ruhen blieb. So voll spekulativer, freundlicher Wissbegierde, dass mir mulmig wurde.
„Was genau ist der Grund für diese Distanz zwischen dir und David?“, fragte Em leise. „Ich würde es gern verstehen.“
Ich seufzte und wandte den Blick ab, und deshalb fiel er direkt auf Davids Augen. Er schaute weg, aber das intensive Froschgrün hinterließ eine seltsame Hitze in mir und erinnerte mich an die nervigen Momente mit diesem Kerl. Wir beide hatten regelrecht zwanghaft darauf gelauert, den anderen bei den Eiern packen zu können, dabei kannten wir uns kaum. Irgendetwas – ich wusste nicht, was – schien es uns absolut unmöglich zu machen, einander in Frieden zu lassen.
„Distanz“, murmelte ich, während sich ein Schmunzeln auf meinen Lippen ausbreitete. Mein Blick ruhte auf dem Giftfrosch, der gerade eine Bierflasche an den Mund setzte. „Ich glaube nicht, dass es das richtige Wort ist. Wir sind nicht in der Lage, einander zu ignorieren. Das würde ich mit all den anderen Leuten machen, die mich nerven: ihnen keine Aufmerksamkeit schenken und so tun, als seien sie nicht existent.“
Em lachte wieder. „Ich verstehe. Würdest du sagen, ihr fühlt euch auf eine seltsame Art – ja – voneinander angezogen?“
„Vermutlich“, brummelte ich ungehalten. „Wir sind extrem unterschiedliche Charaktere … es ist vorprogrammiert, dass es zwischen uns kracht.“
Em akzeptierte das mit einem Seufzen und gesellte sich zu seinen Freunden an die Bar zurück. Mir war, als könnte ich freier atmen. Das Thema rund um David machte etwas mit mir, das mir nicht behagte.
Leider änderte sich das im Laufe des Abends nicht. Wiederholt traf mein Blick auf Davids, und ein Prickeln in meinem Bauch verhinderte, dass ich seinem allzu bald auswich. Meine Zurückhaltung forderte von mir, dass ich zuerst in eine andere Richtung schaute. Allerdings geschah das spät und ich begann, mich ernsthaft unwohl zu fühlen. Als mir der Schweiß ausbrach und eine irritierende Hitze in meiner Brust wütete, beschloss ich, dem ein Ende zu bereiten. Ich hatte keine Ahnung, was in mir passierte. Ich wusste jedoch, dass ich eine Auszeit brauchte.
Darum machte ich mit einem Winken Sven auf mich aufmerksam. Er hatte vor unserer Ankunft mit einigen Kollegen das Gelände überprüft und assistierte mir für die Zeit, die Linda in der Bar verbringen wollte. Er nickte kaum merklich. Ich stand auf und stieß erleichtert die Luft aus. Mein Gesicht glühte.
Zielstrebig betrat ich die Herrentoilette, mir stark bewusst, dass jemand hinterher kam. Ich zeigte kein Interesse, bis ich vor dem Waschbecken stand und kaltes Wasser auf meine Hände floss. Im Spiegel sah ich die Tür aufgehen. Ausgerechnet David war mir gefolgt.
„Nanu?“, sagte er kichernd. „Du bist richtig rot.“
Ich
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