David Roth und andere Mysterien
gedeckten Tisch auf der Terrasse: Rosenblätter, Kerzenleuchter ...
Abrupt blieb ich stehen. „Äh, Miles – was in Gottes Namen ist das?“
Glucksend stemmte er die Glastüren auf. „Eine Überraschung für euch.“
„Uns?“, wiederholte ich skeptisch. „Du meinst David, Em und die roten Zwillinge, oder?“
„Schau mal. Ist diese Nacht nicht wunderschön?“ Seufzend kehrte Miles zu mir zurück, fasste mich an den Schultern und schob mich hinaus. Er hatte recht: Es war nahezu windstill und zur Abwechslung warm statt schwül. Im Dunkeln wirkte das rauschende Meer magisch, ein Tor in eine Welt, die uns verborgen blieb. Wellensittiche zwitscherten und untermalten mit ihrem Gesang die überirdische Idylle. „Perfekt für ein Kennenlern-Dinner!“
„ Wen soll ich kennenlernen?“, murrte ich.
Miles schob die Unterlippe vor. „Bitte, bitte, bitte versprich mir, dass du dich nicht von der Stelle rührst!“
Ich war begriffsstutzig genug, um ihm das Versprechen zu geben und mich zu setzen. Mit dem Rücken zum Meer. Ich wollte Miles und sein Haus im Auge behalten. Hatte er vor, mich zu verkuppeln? Oh, bloß nicht.
Kaum saß ich, klingelte es. Miles schoss flummiähnlich zur Tür und damit aus meinem Blickfeld. Ich nutzte die Zeit und betrachtete den romantisch hergerichteten Tisch. Für meinen Geschmack war er schrecklich, viel zu kitschig. Jemand hatte sorgfältig Unmengen einzelner Rosenblätter ausgerupft und ansehnlich auf der Holzplatte platziert. Neben den zwei Tellern lag kein Besteck, dafür wartete zwischen ihnen ein Pizza-Messer. Das erfreute mich. Ich aß gern mit den Händen. Vorausgesetzt, ich war allein oder in angenehmer Gesellschaft.
Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Am liebsten wäre ich aufgestanden, um in die Küche zu schauen. Ich mochte Pizzen mit Hackfleisch, Schafskäse, roten Paprika und Peperoni. Mit großer Wahrscheinlichkeit hatte ich das Miles irgendwann erzählt.
Als hätte er meine Gedanken gehört, kehrte er zurück, als ich gerade mein Handy auf den Tisch legte. Ihm folgte ein sichtlich verwirrter David, und in diesem Moment wurde mir klar, was das alles zu bedeuten hatte.
Ich wäre beinahe aufgesprungen, aus reinem Reflex. Ein heißes Kribbeln in meinem Schoß hielt mich auf dem Stuhl und verhinderte, dass ich an den beiden vorbeistürzte. Es konnte nicht schaden, David ein bisschen besser kennenzulernen. Für den Fall, dass eines Tages – entgegen aller Erwartungen – etwas zwischen uns passierte.
Unsere Blicke trafen sich, ihm klappte der Mund auf. Ich tippte mir an die Stirn, zeigte auf den lauthals lachenden Miles und dachte: Dieses Etwas ist längst passiert. Und verdammt, ich will mehr. Alles .
Langsam trat David auf die Terrasse, mich unsicher musternd.
Ich erwiderte seinen Blick finster. „G’day, mate. Du wirkst ziemlich überrumpelt. Deshalb gehe ich davon aus, dass du nichts hiervon wusstest“, sagte ich trocken.
David rümpfte die Nase. „Romantik? Hmpf. So was würde mir nie einfallen.“
„Da wir zufällig zeitgleich hier sind, finde ich, wir sollten Miles den Gefallen tun und einander kennenlernen.“
Miles quietschte. „Yeah!“
Ein erfreutes Lächeln, mit dem ich niemals gerechnet hätte, legte sich auf Davids einladend großen Mund. „Klar! Wenn du willst ...?“
Ich seufzte. „Angesichts dessen, dass es nach meiner Lieblingspizza riecht, durchaus.“
Grinsend packte David den Stuhl und setzte sich mir gegenüber. „Freut mich, Santa.“
„Meine liebsten, hoch verehrten Freunde!“, rief Miles und stellte sich an das Kopfende des Tisches. „Schön, dass ihr kommen konntet.“
„Schön, dass wir beide auf dich reingefallen sind“, knurrte David belustigt.
„Nicht auf mich.“ Miles räusperte sich, einer dramatischen Pause zuliebe. „Das war von uns allen eingefädelt. Ja, es war meine Idee, aber wir haben sie zusammen vervollkommnet.“
„Vervollkommnet?“ Davids Stimme klang zu hoch. „Ist das dein Ernst?“
„Lass mich ausreden!“, forderte Miles streng. „Wo war ich? Ah, ja. Der heutige Abend soll euch helfen , das möchte ich klarstellen. Wir wollen, dass ihr euch endlich näherkommt. Im Klartext heißt das: Erlöst euch gefälligst von eurem selbst verursachten Leid und schlaft miteinander. Es ist unbeschreiblich schön, mit einem Mann ins Bett zu gehen, und ich sage das als Experte, okay?
Nun zum Ablauf des Abends: Ich serviere gleich eine Pizza. Während des Essens stellt ihr euch gegenseitig die Fragen,
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