David Roth und andere Mysterien
raue Haut anfühlte. Ich wagte mich äußerst selten von meinem Liegestuhl herunter, aus Angst, mein illoyaler Schwanz könne mich verraten. Davids Lippen und Hände hatten es mir besonders angetan. Die einen wollte ich verschlingen, die anderen packen und dazu zwingen, mit kräftigem Druck über meinen Körper zu wandern. Ich fand es geradezu lächerlich, dass wir uns in seinem Haus gelegentlich zärtlich berührten und ich es trotzdem nicht über mich brachte, in der Öffentlichkeit dazu zu stehen.
Als die Sonne ihren Zenit erreichte, konnte ich die Hemmschwelle doch überwinden. David saß neben Miles in einem Liegestuhl und rieb sein Surfbrett mit irgendetwas ein. Beide sonnten sich dabei und wurden leise, als sie sahen, dass ich auf sie zukam, mit den Schuhen in der Hand, um den heißen Sand zwischen meinen Zehen zu spüren. Miles keuchte und seine Augen wurden groß, überflutet von einer grenzenlosen Überraschung, grenzenloser Hoffnung und noch grenzenloserer Neugier.
„Hallo“, sagte ich ruhig.
David starrte mich an, und ich schirmte mit einer Hand meine Augen ab, damit ich nicht ständig in die grelle Sonne blinzeln musste. „Zuerst … Miles, ich mache mich gleich auf den Weg nach Hause. Kann ich mir davor einen Schluck Wasser von drinnen holen?“
Miles nickte mit offenem Mund. „J-ja, klar! K-kein Problem!“ Seine Rehaugen huschten hinüber zu David. Miles war hin und weg von meiner Anwesenheit.
Ich erwiderte Davids eindringlichen Blick. „Störe ich dich?“, fragte ich und nickte in Richtung seines feucht glänzenden Brettes.
David lachte. „Nein. Du störst nicht.“
Ich ließ langsam den Atem entweichen. „Begleitest du mich ins Haus? Ich möchte mit dir reden. – Freu dich nicht zu früh“, sagte ich zu Miles. „Sex ist nicht das Thema.“
Beide waren dermaßen erstaunt, dieses Wort aus meinem Mund zu hören, dass sie prusteten.
„Ist gut, ich komme mit“, sagte David letztendlich atemlos.
„Gut.“
„Bye bye, mates!“, rief Miles fröhlich.
David lachte.
Ich ging voran, und er folgte mir. Seine Blicke brannten Löcher in meinen Rücken. Offenbar reichte ihm meine Rückseite nicht. Er holte schnell auf und lief bald neben mir.
„Worum geht es?“, fragte er ruhig.
Ich wartete, bis wir in der kühlen, schattigen Küche angekommen waren, ging zur Spüle, um mir ein Glas Wasser einzuschenken, und trank es gierig leer.
„Surfen“, sagte ich heiser und räusperte mich. Ich lehnte mich an die Arbeitsplatte – David lehnte mit verschränkten Armen am Kühlschrank.
Die Spannung, die immer zwischen uns herrschte, und das Echo unserer Zweisamkeit lagen in der Luft. Wir starrten einander an. Kurz sank mein Blick zu seinem Mund hinab. Ich sah ihn lächeln und schaute wieder in seine Augen, fester diesmal.
„Wirst du mich weiter unterrichten?“, fragte ich unumwunden.
Seine Antwort kam so schnell, wie ein Kängurujunges aus Mamas Beutel fällt. „Gern.“
„Gut. Danke.“ Ich wandte mich mit rasendem Herzen und schweißtreibender Erleichterung zur Spüle um und füllte das Glas ein zweites Mal.
„Hast du … über dieses andere Thema nachgedacht?“
Er klang schüchtern und mir wurde schwindelig. Ich musste das Glas halb geleert beiseite stellen, die Hände gegen die Platte stemmen und tief durchatmen, um nicht umzukippen. Der Schweiß kitzelte mich an den Schläfen.
Ich schwieg.
„Okay, anders.“ David lachte leise, ohne jeden Spott. „Was wolltest du mir gestern sagen? Ich hatte das Gefühl, du wolltest etwas aussprechen, allerdings fand ich es gut, dich ein bisschen zappeln zu lassen.“
Ich lächelte boshaft. „Tja, David. Pech gehabt.“
Sein Grinsen schwand, seine Mundwinkel sanken nach unten. „Oh. Du wolltest – oh . Scheiße, hätte ich das – ach, Mist.“ Er fluchte scharf und rieb sich mit beiden Händen stöhnend über das unrasierte Gesicht. „Lass mich raten: Dein Mut ist weg, oder?“
Empört schnaufend drehte ich ihm den Rücken zu. Meine Lippen zitterten, ich wusste nicht, wieso. Ich presste sie fest aufeinander.
Was wusste der Giftfrosch von Mut?
David stöhnte erneut. „Du wirst nicht mit mir schlafen?“
Er sagte das mit einer Selbstverständlichkeit, dass ich lachen und mich ihm wieder zuwenden musste. „Richtig.“
„Warum nicht?“ David schmollte.
„Ich bin nicht … ich bin nicht homosexuell“, murrte ich.
„Ich auch nicht.“ Seine Mundwinkel zuckten.
Meine ebenso. „Wenn du mich damit nicht in Ruhe lässt, mache
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