David Roth und andere Mysterien
Männer.
Ich selbst trank nichts. Bisher war der Dämon fast jede Nacht aufgetaucht, und nicht einmal ein abgehärteter Finne konnte besoffen ein nichtmenschliches Wesen jagen.
Es war nach Mitternacht, als ich mich mit Kaja verabschiedete. Sie schien nicht verstört und das Saufgelage der Männer gewohnt zu sein.
Ich schlief lediglich bis zwei. Im Haus war es still, die betrunkene Meute auf dem Weg nach Hause. Daher ließ ich mich von einem üblichen nächtlichen Heißhunger die Treppen hinunter und in die Küche treiben.
Ich sah aus den Augenwinkeln, dass Bobby leise plaudernd mit jemandem auf dem Sofa saß, und erstarrte vor dem Kühlschrank.
David hob eine Hand, um zu winken, und sagte fröhlich: „Hey, Santa!“
Ich schnaubte abfällig. Ich war zerknautscht, hungrig und konnte mir aufgrund von Bobbys roten Wangen denken, worüber die beiden gesprochen hatten. Diese Lust …
„Äh, also …“, sagte Bobby unsicher, ohne fortzufahren.
Ich ignorierte beide und schob stattdessen vier Scheiben labbriges Weißbrot in den Toaster. Während sie geröstet wurden, steckte ich den Kopf in den Kühlschrank und schüttelte meine Multivitaminsaft-Flasche. Nahezu leer. Ich trank den letzten Schluck und stellte die Flasche zu dem Rest des Leerguts unter die Spüle. Allzu lang konnte dieser Toast nicht brauchen.
„Ich … ähm, ich glaube, ich lass euch mal allein, damit ihr das alles … klären könnt.“ Bobby räusperte sich mit tiefroten Wangen, wünschte uns murmelnd eine gute Nacht und ging zügig die Treppen hinauf.
Nicht, ohne einen letzten neugierigen, hoffnungsvollen Blick auf uns zu werfen.
„Wunderbar ...“, knurrte ich, als er weg war.
„Warum stellst du dich so an, Lauri?“, fragte David. „Wir haben die Lust so lange ignoriert.“
Ich schaute ihn automatisch an. Er hatte die Stirn gerunzelt und fragend die Schultern hochgezogen. „Ich weiß, dass du ständig daran denkst.“
Wut floss als Hitze durch meine Adern. Am liebsten hätte ich ihm die Faust ins Gesicht gerammt.
„Halt deinen Mund, Giftfrosch“, sagte ich kühl, um die Distanz bemüht, die es zwischen uns nie gegeben hatte. In den letzten Wochen schon gar nicht.
David lachte grimmig. „Soll ich dich noch mal küssen? Dann wären wir beide still.“
Meine Toasts schossen aus dem Toaster. Ich schmierte Erdnussbutter auf zwei und legte eine Scheibe Käse auf die beiden anderen. Damit ging ich ungerührt zu der Sofaecke, auf der David sich entspannt ausgebreitet hatte, und setzte mich ans andere Ende.
David trug einen Bart. Ich auch.
Golden und schwarz.
Ein Knistern wäre zu hören, sollten wir uns küssen.
Ich begann zu essen. Wir schwiegen.
„Also gut“, sagte David, als ich die Krümel meines vierten und letzten Toasts von meinem Schoß rieb und mit dem Teller auffing. „Du willst nicht reden? Schade. Denk darüber nach, Lauri. Wir können nichts verlieren.“
Wo er recht hatte, da hatte er recht.
„Ich warne dich: Ich werde nicht lockerlassen. Wir haben lange genug verzichtet.“
Schweigend schaute ich ihm dabei zu, wie er zur Tür lief.
Ich öffnete in dem Moment den Mund, als er nach draußen trat und leise die Tür schloss, und klappte ihn wieder zu. Jetzt saß ich hier. Mit dem Bedürfnis, ihn hemmungslos zu küssen. Ihm zu sagen, dass ich ihn anfassen wollte. Ich hatte zu spät den Mund aufgemacht.
Ich wäre ihm hinterher gerannt. Auf jeden Fall. Hinaus an die selbst nachts schwüle Luft, in die sternreiche Nacht, eingezäunt von der Skyline Sydneys.
Aber ich war zu schüchtern. An nichts anderem scheiterte es.
Elender Giftfrosch.
Ich war bereit gewesen.
Und mit jeder Sekunde, die verstrich, schwand mein Mut weiter. Bis es war, als hätte ich ihm nie zusagen wollen.
***
Mia, Linda, Bobby und der Rest der Clique verbrachten den Morgen in Bondi Beach. Ich war bei ihnen und genoss die vertraute Landschaft dieses Ortes: die Klippen, den Strand, das Meer mit seinen Surferwellen ...
Bei dem Gedanken ans Surfen zog sich regelmäßig mein Herz zusammen. Ich brodelte, sobald ich daran dachte, den Kurs wieder aufzunehmen. Eine innere Barriere hielt mich nicht davon ab, Davids Blicke zu erwidern, aber davon, ihn zu fragen, ob er mich weiterhin unterrichten wollte. Es war unerträglich, zu spüren, wie seine Augen mich auszogen. Schrecklicher war lediglich die Qual meiner Bemühungen, nicht dasselbe mit ihm zu tun, nicht seine breiten Schultern zu begutachten, nicht daran zurückzudenken, wie sich seine
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