David Weber - Honor Harrington 20 - An Bord der Hexapuma
aufflackerte.
»Midshipwoman«, murmelte er dann und reichte ihr die Hand.
»Mr Van Dort. Es ist mir eine Ehre, Sir.«
Der Rembrandter winkte knapp und elegant mit der freien Hand ab. Seine Augen hafteten noch immer auf ihrem Gesicht. Terekhov lächelte.
»Ihr Einverständnis vorausgesetzt, Sir, habe ich mir die Freiheit genommen, Ihnen Ms Zilwicki zuzuteilen. Sie soll Ihnen helfen, sich an Bord der Hexapuma einzurichten, und als mein Verbindungsoffizier zu Ihnen fungieren. Ich glaube, Sie werden feststellen, dass sie erheblich mehr Erfahrung mit der Art Pflichten besitzt, die Ihnen bevorstehen, als man es von jemandem ihres Alters und niedrigen Dienstgrades erwarten würde.«
Van Dort hatte den Mund geöffnet, als wollte er das Angebot höflich ablehnen, doch bei Terekhovs letztem Satz schloss er ihn wieder. Statt etwas zu sagen, sah er Helen fest an, und sie ereilte ein ungutes Gefühl, als habe er sie auf eine Art unsichtbare Waage gehoben, auf der er ihre Fähigkeiten peinlich genau abwog. Oder als wüsste er etwas über sie, das ihr selbst unbekannt war. Doch dieser Eindruck war absurd.
»Das ist sehr aufmerksam von Ihnen, Captain«, sagte er endlich. »Ich hoffe jedoch, Ms Zilwicki sind meine Ansprüche keine zu große Last.«
»Ach, darum würde ich mir an Ihrer Stelle keine Gedanken machen, Sir«, erwiderte Terekhov mit einem verschmitzten Lächeln. »Schließlich ist Ms Zilwicki auf ihrer Kadettenfahrt. Es ist sogar so gedacht, dass sie ihre Pflichten als große Last empfindet.«
»Und wie ist er so?«, fragte Leo Stottmeister.
»Van Dort?« Helen blickte von dem Wartungshandbuch in ihrem Lesegerät auf. Leo, Aikawa und sie hatten Freiwache, und sie hatte die Instandhaltung der Breitseiten-Graserlafetten gebüffelt. Lieutenant Hearns beabsichtigte, am nächsten Tag eine mündliche Prüfung über dieses Thema abzuhalten, und Helen zog es vor, sich vorzubereiten.
»Nein, der Kaiser von Anderman«, erwiderte Leo und rollte entnervt mit den Augen. »Natürlich meine ich Van Dort!«
»Er ist schon ein netter Kerl. Für einen alten Kauz.« Helen zuckte mit den Schultern.
»Die Gerüchteküche sagt, er ist ein knallharter Politheini. So eine Art Vollstrecker, den die Provisorische Gouverneurin anheuern will.«
»Dann ist die Gerüchteküche auf dem Holzweg«, erwiderte Helen gereizt.
»Mensch, ich wiederhole doch nur, was ich gehört habe!«, rief Leo ein wenig defensiv. »Wenn ich mich irre, dann verbessere mich doch, aber reiß mir nicht gleich den Kopf ab!«
Helen zog eine Grimasse und fuhr sich mit den Händen durchs Haar.
»Ich muss wirklich das Handbuch lesen.«
»Blödsinn«, entgegnete Leo. »Du kennst das Zeug doch vorwärts und rückwärts auswendig − bisher hast du bei jedem Leistungstest eine Eins bekommen!«
»Da hat er nicht unrecht, Helen«, warf Aikawa grinsend ein. »Wenn du nicht darüber reden willst, ist das deine Sache, aber dann musst du dir schon was Besseres einfallen lassen.«
»Na gut. Na gut!« Mit einem Grinsen gab sie sich geschlagen. »Aber ihr müsst euch im Klaren sein, dass ich wahrscheinlich noch keine zwo Stunden mit ihm verbracht habe. Ich kann euch also noch lange nicht sagen, was er denkt oder dergleichen. Oder dass ich es tun würde, wenn ich könnte.«
Den letzten Satz unterstrich sie mit einem ernsten Blick, und ihr Publikum bekundete sein Zugeständnis mit einem Nicken.
»Nachdem das einmal gesagt ist: Ich finde, er ist wirklich ein netter Kerl. Er macht sich Sorgen, so viel kann ich euch sagen, aber ich weiß nicht, inwieweit er weiß, was die Baronin vorhat. Er macht auf mich auch einen sehr klugen Eindruck. Und er vergräbt sich die ganze Zeit unter Besprechungsprotokollen und persönlicher Korrespondenz mit Leuten aus dem ganzen Sternhaufen. Ich glaube, ich habe dich so angefahren, Leo, weil er eines ganz bestimmt nicht ist, nämlich ein ›Vollstrecker‹. Er ist ein sehr ernster Macher − in mancher Hinsicht vielleicht sogar noch ernster als Catherine Montaigne −, und der ganze Anschluss war mehr oder minder sein Einfall. Ich weiß nicht, was die Baronin plant, aber sie hat sich gerade den Mann mit den meisten politischen Pferdestärken unter der Haube im ganzen Sternhaufen geangelt, glaube ich. Wenn man das damit zusammennimmt, dass sie die Hexapuma eigens nach Rembrandt umgeleitet hat, damit sie ihn aufnehmen kann, statt ihm einfach ein Kurierboot zu schicken, dann würde ich sagen, dass sie ihn − und uns − für etwas reichlich
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