David Weber - Honor Harrington 20 - An Bord der Hexapuma
ich lebten mit ihm an Bord, bis ich sechzehn wurde und er mich nach Alterde aufs College schickte. Er besaß eine Frachtkonzession von einer solarischen Reederei und reiste regelmäßig tief ins Ligagebiet. Bei uns war kein Prolong verfügbar, aber Vater nahm mich auf einer seiner Reisen in die Alte Liga mit und ließ die Therapien beginnen, als ich etwa vierzehn war.
Sie haben − die dritte Generation, nehme ich an?« Er sah sie fragend an, und sie nickte. »Ihr Vater?«
»Zwote Generation.«
»Nun, ich nehme an, auch im Sternenkönigreich gibt es genügend Prolong-Empfänger erster Generation, sodass Sie wissen, dass die Wirkung merklich erst dann einsetzt, wenn man in die Dreißiger kommt.« Sie nickte wieder, und er verzog das Gesicht. »In Anbetracht dessen, dass Prolong hier nicht allgemein verfügbar war, sprach die Hand voll von uns, die es erhalten hatten, niemals darüber. Wenn Ihre Zeitgenossen entdecken, dass Sie sie um das Drei- oder Vierfache überleben werden, weckt es einen gewissen Groll. Dass ich die Prolong-Therapie erhalten hatte, war darum nicht allgemein bekannt, und die meisten Menschen nahmen an, dass ich von Natur aus jung für mein Alter aussah.
Dann lernte ich Suzanne kennen.«
Er fiel wieder in Schweigen, und diesmal lag in seinem Lächeln eine tiefe, bittersüße Freude. Eine Freude, die zu gleichen Teilen aus Glück und Schmerz bestand, dachte Helen, ohne zu wissen, wieso sie sich so sicher war.
»Ich war zu der Zeit der Skipper eines der Schiffe meines Vaters. Ich war wohl dreiunddreißig oder vierunddreißig, und Dad besaß mittlerweile fast ein Dutzend Schiffe. Nach Randmaßstäben waren wir stinkreich, doch mein Vater hatte bereits die Grenzsicherheit im Blick. Er wusste, dass sie kommen würde, und er fürchtete, was das für uns bedeuten würde, besonders aber für Mom und mich. Im gleichen Jahr, in dem ich Suzanne kennenlernte, starb er an einem Herzanfall − er war erst sechsundfünfzig −, ehe er sich eine Möglichkeit ausdenken konnte, wie er uns schützen wollte. Doch es war seine Sorge, die mich auf den Gedanken mit dem Handelsbund brachte und uns direkt dahin führte, wo wir nun sind.
Doch an dem Tag, an dem ich die Geertruida’s Pride nach Montana brachte, lag das noch alles in der Zukunft. Suzanne war Trevors ältere Schwester. Er war noch ein kleiner Junge, wahrscheinlich keine fünf T-Jahre alt, als ich ihr zum ersten Mal begegnete. Sie war ein Lieutenant beim Zoll und befehligte den Inspektionstrupp, der an Bord kam, um unsere Ladung freizugeben. Sie sah Ihnen wirklich erstaunlich ähnlich, Helen. Oh, die Uniform war anders, und sie wirkte einige Bio-Jahre älter, aber als ich Sie zum ersten Mal erblickte, in dieser Andockröhre, da dachte ich …«
Er schüttelte den Kopf. Seine Augen glänzten.
»Wie auch immer, ich verfiel ihr. Mein Gott, ich bin ihr noch heute verfallen! In meinem ganzen Leben habe ich keine Frau kennengelernt, die das Leben so sehr geliebt hat, und ich glaube auch nicht, dass ich noch eine kennenlernen werde. Sie hatte genauso viel Intelligenz wie Willensstärke. Und Mut. Und, Gott vergebe mir, sie verliebte sich in mich.
Ich hätte bemerken müssen, dass sie für ihr Alter jung aussah. Ich hätte ihr so weit trauen sollen, um ihr zu sagen, dass ich Prolong erhalten hatte. Aber ich hatte es schon so lange verschwiegen, dass es mir zu einem Reflex geworden war, nichts davon zu sagen. Also hielt ich den Mund. Ich war gerade lange genug auf dem Planeten, dass wir beide merkten, wie sehr wir uns zueinander hingezogen fühlten. Und als ich drei Monate später zurückkehrte, blieb ich lange zu Besuch. Ich war fast fünf T-Monate hier, und als ich wieder ging, waren wir verheiratet.«
Er schloss die Augen, das Gesicht von Schmerz bewegt.
»Da erst offenbarte ich ihr, dass ich Prolong-Empfänger war und, als Überraschung für die Hochzeitsreise, einen Abstecher nach Beowulf arrangiert hatte, damit sie dort die gleiche Behandlung erhielt. Und da erst fand ich heraus, dass sie zu alt dafür war. Dass sie die Tochter der ersten Frau ihres Vaters und über zwanzig Jahre älter war als Trevor.«
Er schwieg wieder für eine Zeit, die sich zu Minuten dehnte. Dann holte er tief Luft und öffnete die Augen.
»Fast in jeder Kultur und Zivilisation Alterdes, die es je gab, gibt es Mythen von unsterblichen Wesen − Elfen, Göttern und Göttinnen, Nymphen und Halbgöttern −, die sich in Sterbliche verlieben. Alle diese Geschichten enden auf die
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