David Weber - Honor Harrington 20 - An Bord der Hexapuma
FAK lieferte, aber man brauchte kein heller Kopf zu sein, um das zu begreifen. Er wusste nicht im Entferntesten, wieso er es tat, außer, weil Isabel Bardasano es für eine gute Idee hielt. Angesichts Bardasanos Rufs begnügte sich Duan Binyan damit.
Offensichtlich gab es jedoch nur eine Gruppe auf Kornati, die Verwendung hatte für die knapp viertausend Tonnen an Handfeuerwaffen, unmotorisierten Kampfanzügen, verschlüsselten Kommunikatoren, Kontragrav-Überwachungssatelliten und -Drohnen mit Stealth-Eigenschaften sowie militärtauglichen Explosivstoffen. Und eingedenk der hässlichen Einstellung der hiesigen Behörden wollte Duan Binyan nicht einmal darüber nachdenken, was geschehen würde, sollte man ihn dabei erwischen, wie er der ›Freiheitsallianz Kornati‹ moderne Waffen in die Hände spielte.
Natürlich, dachte er düster, können die uns auch nicht toter machen als die verdammten Mantys, wenn sie uns mit einer Sonderfracht erwischen. Das haben sie ja so deutlich gemacht, dass keine Zweifel bestehen.
»Irgendwelche manticoranischen Transponder?«, fragte er, bewegt von unschönen Gedanken an die Royal Manticoran Navy.
Zeno Egervary, der Signaloffizier der Marianne − und ihr Sicherheitschef − blickte kurz auf sein Display und schüttelte den Kopf.
»Nichts. Nicht mal ein Frachter.«
»Gut«, brummte Duan und ließ sich etwas behaglicher in den Kommandosessel sinken.
Auch ohne Sonderfracht war die Marianne eindeutig als Sklavenschiff entworfen worden und trug sämtliche notwendige Ausrüstung. Das hieß, dass sie laut der ›Ausrüstungsklausel‹, nach der die Manticoraner die Cherwell-Konvention auslegten, ein Sklavenschiff war und sich ihre Crew des Sklavenhandels selbst dann schuldig machte, wenn kein einziger Sklave an Bord war. Und da Manticore vorzuhaben schien, in diese Region vorzudringen, empfand Duan Binyan wegen ihrer hässlichen Gewohnheit, Sklavenhändler hinzurichten, ein durchaus brennendes Verlangen, sich zu vergewissern, dass kein manticoranisches Schiff in der Nähe war.
Zum Glück war das Sensorsystem der Marianne gut genug, um Egervary die Sicherheit zu geben, dass dem so war. Ihre Sensoren waren tatsächlich erheblich besser als die irgendeines legitimen Handelsschiffes − besonders eines Frachters, der so heruntergekommen aussah wie sie. Die Ungewöhnlichkeit der Marianne erschöpfte sich damit indessen nicht. Der Vier-Millionen-Tonnen-Frachter wirkte vielleicht wie ein Trampschiff, dessen Eigner sich um Wartungsarbeiten drückten, solange es irgend ging, doch er besaß den Hypergenerator eines Kampfschiffes und militärtaugliche Partikelabschirmung. Seine Beschleunigung übertraf den Wert, den man bei seiner Klasse erwartete, um kein bisschen, doch er konnte die Epsilon-Bänder erreichen und dort eine Geschwindigkeit von 0,7 c aufrechterhalten, sodass seine Scheinüberlichtgeschwindigkeit bei 1442 lag, um zweiunddreißig Prozent über dem Wert eines ›typischen‹ Frachters. Binyan hätte gern militärtaugliche Impeller und den dazugehörenden Trägheitskompensator gehabt, doch sie hätten sich fast unmöglich tarnen lassen und die Ladekapazität dramatisch verringert. Zum Ausgleich hatten die Schiffbauer die Marianne wenigstens mit Augen und Ohren versehen, die so gut waren wie die jedes Kampfschiffes, und das war für ein Schiff, das verdeckt operieren musste, wenigstens genauso wichtig.
Die Marianne war außerdem bewaffnet, auch wenn niemand mit einem Funken Verstand − und Duan Binyan schon gar nicht − sie je mit einem Kriegsschiff verwechselt hätte. Sie machte keinerlei Anstalten vorzugeben, sie sei unbewaffnet; allerdings untertrieben ihre Papiere die Stärke der beiden Laser in jeder Breitseite deutlich, und ihr Technisches Logbuch wies ständig einen Eintrag auf, nach dem eine der Waffen mangels Ersatzteilen ausgefallen sei. Im Rand konnte es sehr gefährlich sein, und von den Handelsschiffen, die ihn befuhren, waren zehn bis fünfzehn Prozent bewaffnet, in gewisser Weise jedenfalls. Die ›ausgefallene‹ Breitseitenlafette sollte die Maskerade der Marianne als heruntergekommenen Eimer untermalen, und die Hälfte ihrer Nahbereichsabwehr-Lasercluster und Antiraketenwerfer verbargen sich hinter absprengbaren Rumpfplatten; auch dadurch wurde der Eindruck knausriger Eigner aufrechterhalten.
Alles in allem konnte die Marianne sich durchaus gegen jedes Piratenschiff behaupten, dem sie vielleicht begegnete Selbst wenn sie auf ein leichtes Kampfschiff − einen
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