David Weber - Honor Harrington 20 - An Bord der Hexapuma
kleinen Stückzahl im Besitz der kornatischen Systemwehr abgesehen, deren Verbleib ausnahmslos sicher feststand. Doch da sah er es, und noch ehe die Warnung den Rest des Zuges erreicht hatte, brachte Taluqdar die Sprengladung am Boden der Bohlenplattform an, die zugleich das Dach des Bunkers darunter war.
Nachdem die gerichtete Ringladung an Ort und Stelle war, drückte er den Daumen auf den Zünder und trat so weit zurück, wie die Plattform es erlaubte. Fünf Sekunden später detonierte die Ladung mit einem lauten Knall und riss eine klaffende Öffnung in die schweren Bohlen. Taluqdar warf eine Splittergranate hinterher, um ganz sicherzugehen. Er wartete, bis sie explodierte, und stürzte sich mit den Füßen voran in das Loch.
An Bord der zweiten Pinasse, die einen Bogen beschrieb, ehe sie zur Landung ansetzte, um die übrigen Marines und die kornatischen Sondereinsatzkommandos auszuladen, überwachte Captain Barto Jezic den Funkverkehr der Marines mit einem geliehenen Gerät. Er hörte Captain Kaczmarczyk ebenfalls und biss die Zähne zusammen.
Er wusste, dass die Marines mit modernen Waffen von Außerwelt nicht mehr gerechnet hatten als er selbst. Kaczmarczyk und seine Leute waren jedoch Profis. Sie hatten den Fall eingeplant, und die Pandora-Warnung hatte augenblicklich völlig andere Gefechtsregeln in Kraft gesetzt.
Es ging nicht mehr um Festnahmen; Ziel der Marines war nun die ›Neutralisation‹.
Die Zerstörung.
Jezic schloss kurz die Augen und betete, dass wenigstens einige von den Menschen dort unten − Menschen, die Terroristen sein mussten, wenn sie Waffen von Außerwelt besaßen, ganz egal, wie sie daran gekommen waren − schnell genug reagierten, um sich ergeben zu können, solange sie noch lebten.
Drazen Divkovic, ›Bruder Dolch‹, schüttelte hektisch den letzten Schlaf ab und rollte sich von seiner Pritsche. Die unglaubliche Lautstärke der Kapitulationsforderung war bis in das Labyrinth unterirdischer Bunker und Gänge vorgedrungen, das errichtet worden war, lange ehe die Partei der Nationalen Bewahrung sich in die Freiheitsallianz Kornati verwandelt hatte. Doch er hatte sich gerade erst aufgesetzt, als die ersten Explosionen ertönten.
Wie? Wie bloß? Wenn Camp Freedom entdeckt worden war, als die außerweltlichen Waffen gelandet wurden, hätte man sofort zugeschlagen, nicht erst drei Nächte später! Und wie …
»Drazen! Drazen! « Die Stimme gehörte Jelena Krleza, seiner Stellvertreterin. Sie brüllte durch die offene Tür. »Wir werden angegriffen!«, verkündete sie unnötigerweise. » Von den verfluchten Mantys! «
Drazen stockte das Herz. Den Mantys? Manticoranern?
Das war einfach unmöglich! Trotzdem war es so, und er verfluchte sich, keine Selbstvernichtungsanlage installiert zu haben. Doch sie waren schon so lange hier und nie entdeckt worden. Er hatte nicht geglaubt, dass die Basis gefährdet sein könnte, nicht nachdem die Waffen gelandet worden waren und niemand auch nur geblinzelt hatte. Aber jetzt …
»An die Waffen!«, bellte er. »An die Waffen! Auf eure Positionen!«
Er packte den Granatwerfer mit Gurtzuführung, den er sich ausgesucht hatte, und stürzte zur Tür. Von ganzem Herzen wünschte er sich, er hätte eine Gelegenheit gefunden, sich an der Waffe zu üben.
Der 2. Trupp führte Sturmausrüstung mit. Die regulären Plasmagewehre waren durch schwerere Waffen ersetzt worden, die normalerweise eine Bedienungsmannschaft brauchten. Die Schützen hatten ihre Pulsergewehre gegen schwere Dreiläufer eingetauscht, die aus Fünftausend-Schuss-Rückenmagazinen mit abwechselnd Explosiv- und panzerbrechender Munition nachgeladen wurden.
Der 2. Trupp ging nun zu Fall Zulu über, und die Plasmawerfer feuerten. Die getarnte Tür vor der unterirdischen Fahrzeugrampe bestand nur aus mit Erdreich beschmierten Holzstämmen und war keinen halben Meter dick. Sie verschwand einfach, und ein Tornado aus Drillingspulserfeuer fegte durch die Öffnung. Granaten folgten, und dahinter die erste Gruppe des Trupps. Die Dreiläufer schussbereit, stürmten die Leute in das Inferno aus explodierenden Treibstofftanks und brennenden Fahrzeugen.
Die zweite Gruppe des 1. Trupps suchte nach einer Möglichkeit, das Schlafgas in das Belüftungssystem zu praktizieren, doch sie fand keine Ansaugschlitze. Sie hatten nur den Ablass gefunden, und nun bewegten sie sich eilig zu ihrem zweiten Einsatzziel nach Fall Zulu und verteilten sich rasch über das Gelände, während der 2.
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