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Davids letzter Film

Davids letzter Film

Titel: Davids letzter Film Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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»Inzwischen sind es zwölf Tage. Ich habe
     keine Ahnung, wo er steckt.« Sie richtete ihre Augen auf Florian, um zu sehen, wie er reagierte.
    Sie tat ihm leid. Es musste die Hölle für sie sein. Unwillkürlich senkte er die Stimme. »Was ist passiert?«
    »Es war ein Tag wie jeder andere«, antwortete sie. »Da vid ist in sein Büro gefahren, am Abend wollten wir zu Freunden, waren zum Essen eingeladen. Aber er kam nicht nach Hause. Erst
     dachte ich, es würde nichts weiter bedeuten. Es war nicht das erste Mal, dass er seine Pläne kurzfristig änderte, ohne mir
     Bescheid zu sagen. Natürlich ärgerte ich mich, dass er unsere Freunde so schlecht behandelte, aber die wussten ja, dass David
     sich an keine Regeln hält. Ich rief auf seinem Handy an, aber es meldete sich nur die Mailbox.«
    Sie sah Flo an. Aber er schwieg, wartete ab. Also fuhr sie fort. »Am nächsten Tag ließ es mir keine Ruhe mehr. Er war schon
     mehrfach über Nacht weggeblieben, hattesich aber immer am Morgen darauf gemeldet. Doch diesmal nicht. Ich fuhr in sein Büro, aber die wussten von nichts. Er war
     am Vortag ganz normal um acht gegangen.« Sie nahm einen Schluck aus ihrer Tasse.
    Florian nickte, hütete sich jedoch, sie zu unterbrechen.
    »Seine Sekretärin hatte allerlei Meetings für die nächsten Tage vereinbart«, hob Thea wieder an. »Aber bei keinem tauchte
     er auf. Obwohl es zum Teil Verabredungen mit Leuten waren, die sich für seine nächsten Projekte interessierten. Die an der
     Finanzierung beteiligt werden sollten, verstehen Sie?«
    »Ja, klar.«
    »Bei keinem meldete er sich. Er musste doch wissen, dass er die Geldgeber damit vergraulte.« Sie schaute hoch. »Und was war
     David jemals wichtiger als die Finanzierung seiner nächsten Projekte?«
    Flo rührte in seinem Espressotässchen, ohne sie aus den Augen zu lassen. Ihm fiel auf, dass Thea nicht aussah wie eine Frau,
     die sich grämt, weil sie verlassen worden ist. Sondern wie eine Frau, die Angst hat, ihrem Geliebten könnte etwas zugestoßen
     sein.
    »Walter meinte, dass Sie die Polizei informiert hätten«, sagte er.
    Sie nickte. »Am dritten Tag. Ich wollte eine Vermisstenanzeige aufgeben. Aber die Beamten haben mich fast ausgelacht. Erwachsene
     Männer würden täglich zu Dutzenden in Berlin verschwinden, die Männer hielten es zum Teil einfach nicht mehr aus. Die Frauen
     glaubten, es sei wer weiß was passiert, in Wirklichkeit aber flüchteten die Männer einfach Hals über Kopf aus der Beziehung,
     sagten sie.«
    Flo stellte seine Tasse auf den Tisch. »David taucht wieder auf, Thea, da bin ich mir sicher. Der geht nicht einfach unter.«
    Sie schluckte. »David war immer unberechenbar, ich weiß. In letzter Zeit aber war er besonders viel unterwegs. Keiner weiß
     genau, was er alles gemacht hat. Er gab das Geld mit vollen Händen aus. Dabei war die Gage, die er für ›Tabu‹ kassiert hatte,
     längst aufgebraucht.«
    Sie blickte zu Flo. Der stand auf und ging zum Fenster. Der Himmel war noch immer strahlend blau, nur der Wind hatte sich
     verstärkt. Die alten Bäume im Garten wiegten ihre mächtigen Kronen. Eine Weile sah er hinaus, dann drehte er sich zu Thea
     um. »Sie kennen David doch. Was steckt dahinter? Glauben Sie, dass ihm etwas passiert ist?«
    Thea lehnte sich im Sofa zurück. »Ich weiß es nicht. Vielleicht hat er herumexperimentiert und sich in Gefahr begeben. Vielleicht
     ist etwas schiefgegangen. Vielleicht gehört sein Verschwinden mit zum Experiment.«
    »Sie glauben, er hat das alles hier«, Florian machte eine vage Geste, die das Haus und Thea zu umfassen schien, »einfach so
     hinter sich gelassen?«
    Thea zögerte, die Antwort schien ihr schwerzufallen. Vereinzelte Strahlen der Wintersonne drangen unter den Baumkronen hindurch
     bis ins Wohnzimmer und spielten in ihrem Haar. Erst jetzt, als Flo sie ruhig betrachtete, bemerkte er, wie ungewöhnlich attraktiv
     sie war. In dem blassen Schein der Wintersonne wirkte sie wie eine Schauspielerin aus längst vergangenen Zeiten. Wie ein russisches
     Fotomodell. Zugleich war sie so präsent, so sehr ein Wesen aus Fleisch und Blut, so liebreizend undverführerisch, dass es ihm vorkam, als schmölze in seinem Inneren ein Widerstand, von dessen Existenz er bisher noch gar nichts
     gewusst hatte. Unwillkürlich musste er daran denken, dass er seit langem versuchte, sich eine Frau vorzustellen, in die er
     sich noch einmal verlieben könnte. Und dass Thea dieser bisher nur diffusen Vorstellung

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