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Davids letzter Film

Davids letzter Film

Titel: Davids letzter Film Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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hatte er auch schon gedacht.
    »Auch, dass er jetzt plötzlich vermisst wird«, fuhr Walter fort. »Überleg doch mal. Die Gerüchteküche um Davids Verschwinden
     ist gute Publicity. Ich könnte mir vorstellen, dass das durchaus in seinem Sinn ist.«
    »Er ist verschwunden, aber es ist nur ein Marketing-Gag?« Enttäuschung stieg in Florian auf. Er glaubte, einen großen Artikel
     zu schreiben, und war in Wirklichkeit nur eine Marionette in den Händen der Werbefritzen?
    Walter wiegte den Kopf hin und her. »Könnte sein, allerdings – als ich mit Thea telefoniert habe, hatte ich nicht den Eindruck,
     sie würde das Ganze auf die leichte Schulter nehmen.« Er schnitt einen neuen Bissen von seinem Schnitzel ab und führte ihn
     zum Mund, hielt aber noch einmal inne. »Aber – ich rede hier die ganze Zeit. Wie ist es dir eigentlich ergangen in all den
     Jahren?« Jetzt steckte er sich die Gabel zwischen die Zähne.
    Florian lächelte. »Gut, gut, ich kann nicht klagen.«
    »Du hast inzwischen da unten richtig Fuß gefasst, oder?«
    »Ja, schon   … Aber vielleicht bleibe ich gar nicht mehr so lange dort.«
    »Ach! Und das sagst du erst jetzt? Ich dachte, du hast dich inzwischen als Spitzen-Spanien-Experte etabliert.« Walter grinste
     mit vollem Mund.
    Florian spürte, wie ihm die Verlegenheit ins Gesicht kroch. Aber er wollte sich keine Blöße geben. »Spanien- Experte schon. Ich schreibe für zwei überregionale Blätter von dort, ganz zu schweigen von den Lokalzeitungen. Aber immer da unten
     bleiben? Das hatte ich eigentlich nie vor.« Er stützte seine Ellbogen auf den Tisch und breitete die Hände aus. »Am Anfang
     war’s toll, gutes Wetter, super Frauen, Essen wunderbar. Aber mittlerweile kenne ich das, irgendwie hat es ein wenig von seinem
     Reiz eingebüßt. Deshalb denke ich in letzter Zeit darüber nach, wieder nach Deutschland zurückzukehren.«
    Ihre Blicke trafen sich. Flo kniff die Augen zusammen und nahm die Hände wieder herunter. Da war es wieder. Dieses Gefühl,
     Walter nicht richtig trauen zu können, egal, wie viele Abende sie schon gemeinsam verbracht hatten. Aus Walters Blick war
     alle Freundlichkeit gewichen. Plötzlich sah dieser fette Mann überhaupt nicht mehr aus wie ein halbwüchsiger Junge, sondern
     wie ein Typ, der ganz genau aufpasste, dass er von seinem Gegenüber nicht in etwas hineingezogen wurde, mit dem er nichts
     zu tun haben wollte.
    Walter musste bemerkt haben, wie Florian schluckte, denn wie an Strippen gezogen gingen seine Mundwinkel hoch. »Du machst
     das schon, Kumpel.«
    Er stopfte sich eine neue Gabel Schnitzel zwischen die Zähne. Seine Augen aber blieben kalt.
    Und blieben es für den Rest des Abends.

6
    Am nächsten Morgen war Flo früh auf den Beinen. Viel hatte er bei dem Treffen mit Walter nicht herausbekommen. Er hatte zwar
     immer wieder versucht, das Gespräch auf David zu lenken, aber Walter hatte hartnäckig abgeblockt. Und war immer nervöser geworden,
     je öfter Flo nach David gefragt hatte. Kaum hatte er aufgegessen, hatte er die Rechnung bestellt, etwas von »morgen früh raus«
     gemurmelt und sich beinahe hektisch verabschiedet. Ein weiteres Treffen hatte er gar nicht erst angesprochen, und auch Florian
     hatte nicht die geringste Lust verspürt, danach zu fragen.
    Das Unwohlsein, das ihn gleich zu Anfang in Walters Anwesenheit wieder beschlichen hatte, hatte sich im Laufe des Abends verstärkt,
     und er war froh gewesen, als er endlich allein war. Bestürzt war er deswegen nicht – Walter war eigentlich nie ein Freund
     gewesen. Und doch hatte diese Begegnung eine gewisse Melancholie in ihm ausgelöst.
    Eine Information hatte er allerdings doch noch aus Walter herausgeholt. Nämlich wo David wohnte, bevor er verschwand. Und
     genau dort wollte sich Flo heute umsehen.
     
    Vom Savignyplatz aus fuhr er mit der S-Bahn bis Potsdam und stieg am Hauptbahnhof aus. Ein Taxi brachte ihn in die Potsdamer Innenstadt. Gemütlich auf dem Rücksitz des
     Wagens ausgestreckt, ließ er die alte Garnisonstadt an seinem Fenster vorüberziehen. Potsdam hatte ihm schon immer gefallen.
     Die seltsam mediterrane Stimmung in den Straßen und Parks, die Schinkel-Villen mit ihren Türmchen und Loggien, nicht zuletzt
     das Filmstudio und seine Aura hatten es ihm angetan. Als Florian noch in Berlin gelebt hatte, hatte er sich manchmal vorgestellt,
     wie es wohl sein würde, in einer alten Potsdamer Villa zu wohnen. Doch in Wahrheit hatte ihm dazu immer das Geld

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