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Davidson, Mary Janice - Unter Wasser liebt sich's besser

Davidson, Mary Janice - Unter Wasser liebt sich's besser

Titel: Davidson, Mary Janice - Unter Wasser liebt sich's besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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Schnell wie der Blitz – so schnell, dass er es kaum kommen sah – schoss ihre Hand vor und packte sein Handgelenk mit einer Kraft, die ihn immer wieder aufs Neue erstaunte.
    Sie könnte mir mit Leichtigkeit das Handgelenk brechen. Aber das würde sie niemals tun. Und sie weiß nicht einmal, wie wunderbar sie ist in einer Walt, in der man für eine Fünfdollarnote in der Hosentasche niedergestochen wird.
    Artur wird es ihr schon sagen, sagte er sich. Er wird ihr jeden Tag aufs Neue sagen, wie wundervoll sie ist.
    „Die Idee ist mir gar nicht gekommen“, gestand sie, „als Artur und ich dich gebeten haben, deinen Vater anzurufen. Ich wusste nicht, dass du kein, äh …, enges Verhältnis zu deinem Vater hast.“
    Er zuckte die Achseln. „Woher auch?“
    „Aber du hast ihn trotzdem angerufen.“
    „Na klar.“
    Sie schüttelte den Kopf, lächelte und ließ sein Handgelenk los. Zum Glück, denn seine Finger begannen schon taub zu werden. „Du bist zu gut, Thomas. Es war dumm von dir, Tennian gehen zu lassen.“
    „Ich musste sie nicht gehen lassen. Es hat nie etwas gegeben, was sie zurückgehalten hätte“, erklärte er (wieder). „Frag sie.“
    „Keine Chance … sie bringt vielleicht Wennd mit.“
    „Oh mein Gott“, sagte er und-blickte hoch zum Himmel. „Diese Augen. Dieses Haar. Unglaublich, oder?“
    „Ja! Ich habe mich neben ihr wie El Trutscho gefühlt. Und wie schüchtern sie war! Sie war doch tatsächlich aufgeregt, uns kennenzulernen. Uns! Dabei sind wir doch ganz harmlos!“
    Thomas, der diese Einschätzung von Fred und ihrer Gang nicht sehr objektiv fand, schwieg.
    „Da wir gerade von schwierigen Vätern sprechen, ich hatte ein sehr gutes Gespräch mit meinem“, sagte sie und erzählte ihm kurz davon.
    „Dann ist er also reich? Er besitzt eine Fischereillotte? Und Häuser an Land?“ Thomas schüttelte lächelnd den Kopf „Nicht schlecht für einen Volksverräter.“
    „Sag ich doch. Außerdem wird er wohl bald abreisen. Er hat Angst, dass seine Anwesenheit eine ständige Provokation für die alte Garde sein könnte. Dass ich deswegen nicht Königin werden könnte. Ist das zu glauben?“
    „Dreißig Jahre sind eine harte Strafe.“
    „Und es ist noch nicht vorbei. Er ist immer noch aus der Gesellschaft des Unterseevolkes ausgestoßen. Aber vom Land konnte selbst der König ihn nicht verbannen. Doch vergiss nicht: Für einen Meermenschen sind dreißig Jahre nichts. Das ist ein Sonntagnachmittag für ihn. Ein Krankheitstag.“
    „Da hast du recht“, sagte er. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr, und sie sagte: „Schon gut, ich komme.“
    Sie stemmte sich aus dem Wasser hoch. Thomas reichte ihr einen Bademantel, der über einem Gartenstuhl gelegen hatte, und wendete höflich (wenn auch ungern) den Blick ab. Er hatte ihre nackten Brüste schon oft gesehen, aber immer nur, wenn sie in Fischgestalt war. „Ich ziehe mich wohl lieber an, bevor ‚der Kapitän’ kommt.“
    „Das wäre gut“, pflichtete er ihr bei.

36
     
    Kapitän Pearson fuhr vor dem unglaublich protzigen Miniatur-Herrenhaus vor und stellte den Motor ab. Er sah auf seine Uhr: acht Uhr dreißig.
    Er stieg aus dem Wagen. Ging zur Haustür. Klopfte genau dreimal und prüfte dabei automatisch, ob seine Hose und sein Hemd akkurat saßen und seine Schuhe glänzten. Sein militärisch kurz geschnittenes Haar saß trotz des leichten Windes perfekt.
    Sein Sohn brauchte ihn, und er war gekommen.
    Sein Sohn brauchte ihn sonst nie.
    Der Junge war alles, was ihm noch von seiner geliebten Frau geblieben war, die der Brustkrebs ihm vor zweiundvierzig Monaten und achtzehn Tagen so grausam entrissen hatte.
    Der Junge mochte ihn nicht, und das war nur verständlich. Er, Kapitän James T. Pearson (a.D.), ein dekorierter Vietnam-Veteran, war ihm ein schlechter Vater gewesen.
    Nun würde er, so hoffte er jedenfalls, einiges gutmachen können. Seine Gleichgültigkeit, seine Engstirnigkeit und seine grausamen Bemerkungen. Denn seine Frau hatte die ganze Zeit über recht gehabt, und er war wirklich dieser sture alte Mann gewesen, der zu viele Fehler gemacht hatte.
    Die Tür öffnete sich, und da stand er. Sein Sohn. Große, kräftige Statur und gut aussehend – oh ja, sehr gut aussehend! Mit (oh Gott) den Augen seiner Mutter.
    Er war außerdem gebildet, sehr gebildet sogar – ein Doktor!
    Ein doppelter Doktor sogar. Und er schrieb dumme Geschichten, nur so zum Spaß, und obwohl es nur ein Hobby für ihn war, verdiente der Junge damit

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