Davidson, Mary Janice - Unter Wasser liebt sich's besser
hatte, um missmutig im Starbucks am Ende der Straße einen Kaffee zu trinken. Und da er keinen Schlüssel hatte, musste er nun wohl oder übel das ganze Haus wecken. Vielleicht würde Fred ja an die Tür kommen, womöglich nackt …
Er versuchte, das Bild aus seinem Kopf zu verbannen, als er auf die Haustür zuging. Fred gehörte nicht ihm, hatte ihm nie gehört und würde ihm nie gehören. Sie würde Artur heiraten, und wer konnte ihr das schon verübeln!
Artur konnte ihr eine Welt bieten, wie er es niemals vermocht hätte. Der Mann war ein echter Prinz! Und er kannte eine Seite von Fred, die Thomas nie ganz verstehen würde – denn Fred war schließlich nur zur Hälfte Mensch. Sie würde sich und das Erbe ihres Vaters verraten, wenn sie eine Beziehung mit einem ganz normalen Mann wie Dr. Pearson einginge, das wusste Thomas sehr gut.
Außerdem war er ein elender Feigling.
Er klopfte an die Tür.
Ja, ein Feigling, eine Memme. Ja, definitiv. Ohne jeden Zweifel. Wie oft hatte er sich schon aus dem Staub gemacht, weil er wusste, dass er nicht gut genug für sie war? Und als Artur zum Zuge kam, wie oft war Thomas so weit wie möglich gereist, um nicht mit ansehen zu müssen, wie er mit seinem Werben Erfolg hatte? Obwohl er die ganze Zeit gewusst hatte, dass das Ergebnis dasselbe sein würde, ob er blieb oder nicht. (Aber du hast es nicht einmal versucht. )
Er ignorierte die lästige innere Stimme, die Stimme seines Vaters: so schnell bei der Sache, wenn es darum ging, Fehler zu benennen oder Schwächen zu entdecken.
Herrgott noch mal, er hatte sogar versucht, in Tennian einen Ersatz für sie zu finden, aber das hatte nur ganze acht Sekunden funktioniert. Es war dumm von ihm gewesen und schrecklich unfair Tennian gegenüber, und er hatte nicht lange gebraucht (acht Sekunden eben), um festzustellen, dass Tennian und er nur Freunde sein würden, niemals mehr. Nur Freunde. Man musste Tennian zugutehalten, dass sie nie versucht hatte, ihn zu drängen {warum hätte sie das auch tun sollen? Sie kann schließlich, wie Fred auch, jeden Mann haben), und dafür war er ihr dankbar.
Er hatte sich in Fred verliebt, noch bevor er wusste, dass sie eine Meerjungfrau war – pardon, eine Angehörige des Unterseevolkes. Wenn Artur nicht den sadistischen Mistkerl getötet hätte, der auf sie geschossen hatte, hätte er es selbst getan. Jedenfalls: das Messer in ihre Schulter zu bohren, um die Kugel zu entfernen, war das Schwerste gewesen, was er je in seinem Leben getan hatte.
So schwer, dass er ihr seither mehr oder weniger aus dem Weg ging. Wenn er schon so fühlte, obwohl er sie erst seit Kurzem kannte, wie würde es erst sein – wie schmerzhaft würde es erst sein –, wenn er sich noch mehr in sie verliebte? Was, wenn er ihr noch einmal wehtun müsste, um sie zu retten?
Er hatte immer noch Albträume. Von Fred, die angeschossen war. Von Artur, der sie festhielt, während er ihr die Kugel aus der Schulter holte. Fred, die schrie.
Und schrie.
Er klopfte lauter. Daran sollte er lieber nicht denken, das war Vergangenheit. Jetzt war er hier, weil sie seine Hilfe brauchte, und, bei Gott, er würde alles tun, um …
Ein gähnender Jonas öffnete ihm. „Was ist denn? Weißt du, wie spät es ist? Also wirklich.“
„Es ist acht Uhr zwanzig“, erwiderte Thomas. „Und der Kapitän wird um acht Uhr dreißig hier sein.“
„Stimmt das?“
„Du kannst deine Uhr danach stellen“, sagte er düster, „und einen schönen guten Morgen wünsche ich dir auch.“
„Ich bin kein Morgenmensch. Wenn du also bitte tot umfallen würdest …“ Jonas trat einen Schritt zurück, damit Thomas eintreten konnte.
Thomas mochte Jonas sehr. In einer anderen Welt – einer Welt, in der er jeden Tag mit Fred zusammen sein könnte, ohne sich selbst zu vernichten oder ihr Leben zu zerstören – hätten sie die besten Freunde sein können. Jonas nahm sich selbst nicht allzu ernst, eine Eigenschaft, die Thomas sehr bewunderte. Außerdem liebte er Fred – etwas, das Thomas durchaus nachvollziehen konnte.
Aber auch, wenn sie nicht beste Freunde waren, mochte er Jonas genügend, um ihn im Vorbeigehen in den Bauch zu pieksen.
„Lass die Finger von meinem steinharten Sixpack, Jungchen“, sagte Jonas freundlich.
„Steinhart? Für einen Moment habe ich dich doch glatt für das Knack-und-Back-Männchen gehalten.“
„Das ist doch glatt gelogen“, gähnte Jonas. „Du bist wohl neidisch.“
Das kam der Wahrheit ein bisschen zu nah, auch wenn
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