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Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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türkischem Boden in Sicherheit und würden noch am selben Abend nach England ausgeflogen werden. Davina Graham sei nicht entkommen. Peter Harrington sei sowjetischer Spion und Mitarbeiter des KGB. Grant faltete das Blatt zusammen und steckte es in die Tasche. Er war bereits um fünf Minuten zu spät dran, und er legte großen Wert auf Pünktlichkeit. Sie hatten die Besprechungen mit Sasonow seit Freitag unterbrochen. Sasonow ließ eine große innere Spannung erkennen; darunter litt seine Konzentrationsfähigkeit, und es wäre nur Zeitverschwendung gewesen. Kidson spielte mit ihm Schach und hielt ihn hin, wenn Sasonow Neuigkeiten hören wollte. Aber diese Verzögerungstaktik würde bald ein Ende haben. Er wußte, daß sie bald Nachrichten vom Gelingen oder vom Misserfolg der Operation haben würden.
    Davina Graham tat Grant leid. Sein Bedauern war ganz unpersönlicher Art; er hatte eine Agentin und eine Kollegin verloren, und er spürte den Schlag. Er befasste sich in Gedanken nicht mit ihrem gegenwärtigen Schicksal. Er dachte statt dessen hauptsächlich an Peter Harrington, der sich in der Sowjetunion bei seinen Herren und Gebietern in Sicherheit befand und die kleine Schar von Verrätern aus dem Foreign Office, die in Moskau lebten, um eine Figur vermehrt hatte. Sie genossen besondere Privilegien dafür, daß sie ihre eigene Heimat verraten hatten. Grant hätte am liebsten die alte Attentatsabteilung aus der Kriegszeit wieder ins Leben gerufen. Harrington würde für das, was er getan hatte, nie büßen müssen. Grant öffnete die Tür und ging mit schnellen Schritten in den Speiseraum hinunter. Er entschuldigte sich bei seinen Mitarbeitern wegen der Verspätung. Beim Verlassen des Raumes hielt er Sasonow an.
    »Kommen Sie mit«, sagte er. »Wir haben Nachrichten bekommen.« Der Russe ergriff seinen Arm. Grant war sehr mager, und die Hand des anderen tat ihm weh. Er zuckte leicht zusammen. »Im oberen Stockwerk«, sagte er. »Hier können wir nicht darüber sprechen.«
    Es sei ganz unmöglich, erläuterte Grant später am Telefon. Man könne nicht vernünftig mit ihm reden. Der Brigadier müsse herkommen und persönlich mit ihm sprechen. James White entschuldigte sich bei seiner Frau wegen der Störung ihres Wochenendes und machte sich auf den Weg nach Hampshire. Es würde keine leichte Aufgabe sein. Wenn Kidson und Grant es nicht geschafft hatten, mit Sasonow fertig zu werden, mußte er es eben versuchen. Er runzelte die Stirn, während er Richtung Hampshire fuhr. »In wilder Aufregung«, lautete der Ausdruck, den Grant benutzt hatte, und solche Worte war er bei ihm nicht gewohnt. Die glückliche Flucht seiner Tochter hatte Sasonow nicht beruhigt. Er war empört und aufgebracht über das, was Davina Graham zugestoßen war. Ihr Verlust war gewiß ein schrecklich hoher Preis; er fürchtete sich vor dem Besuch bei seinem alten Freund, Captain Graham, dem er sagen mußte, daß seine Tochter sich in der Hand der Russen befand. Aber sobald er sich so gut wie möglich mit Sasonow arrangiert hatte, mußte er trotz allem dieser Pflicht genügen und nach Marchwood fahren.
    Am späten Nachmittag traf er in dem Landhaus ein. Er war äußerlich ruhig und gefaßt wie stets, aber auf seinem Gesicht zeichneten sich Linien ab, die vor dem Wochenende dort nicht sichtbar gewesen waren.
    »Bringt Sie zurück«, sagte Iwan Sasonow, »oder ich sage kein einziges Wort mehr.«
    »Glauben Sie etwa, wir würden es nicht versuchen?« konterte der Brigadier.
    »Ich weiß es nicht!« sagte der Russe. »Ihr habt sie dorthin geschickt, weil ihr euren Doppelagenten ausfindig machen wolltet. Ihr habt ihr Leben für eure eigenen Zwecke aufs Spiel gesetzt. Das hatte mit meiner Tochter nichts zu tun, und sie hat sich selbst geopfert, um Irina zu retten. Jetzt schenken Sie mir Irina wie eine Geburtstagsgabe und glauben, das sei genug. Das ist es nicht«, fügte er heftig hinzu. Er stand vor White und funkelte ihn aus tiefliegenden Augen an; sein Gesicht war grau.
    »Ich werde Ihren Experten kein Wort mehr sagen, solange sie nicht zurück ist.«
    »Sie verlangen das Unmögliche«, sagte James White. »Und Sie wissen es. Der einzige Austausch, den die Leute dort vornehmen werden, gilt Ihnen. Und das können wir nicht zulassen. Wir haben eine Vereinbarung miteinander getroffen: Wenn der Einsatz fehlschlägt, können Sie zurück. Es ist anders gekommen. Unsere Aufgabe war, Ihre Tochter herauszuholen, und das haben wir getan. Was mit einer unserer

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