Davina
Mitarbeiterinnen geschehen ist, war nicht Bestandteil unseres Abkommens.«
»Für mich nicht«, schrie ihn Sasonow an. »Für mich nicht! Glauben Sie etwa, ich lasse Vina in Wolkows Händen? Er hat die beiden einzigen Menschen, die ich liebe – meine Frau und Vina! Und Sie nennen diese Operation einen Erfolg? Für mich ist sie nicht gelungen.« Er ließ sich in einen Sessel fallen und vergrub den Kopf in seinen Händen.
James White wartete einen Augenblick und sagte dann ruhig: »Warten Sie, bis Ihre Tochter hier ist. Wir kennen nur die nüchternen Tatsachen. Sie wird uns genau sagen können, wie sich alles abgespielt hat. Dann können wir uns etwas einfallen lassen. Wollen Sie Ruhe bewahren, bis sie eingetroffen ist?«
Er hatte für Gefühlsausbrüche nichts übrig. Die Tränen, die über Sasonows Gesicht herabrannen, brachten ihn in Verlegenheit. Er hüstelte und drehte sich nach Kidson um. Der wurde besser mit solchen Situationen fertig.
Kidson kam ihm zu Hilfe. Er sagte: »Das wird kein schöner Empfang für Ihre Tochter sein – nach allem, was sie durchgemacht hat. Sie sollten auch an sie denken.«
»Das tue ich auch«, brummte Sasonow. »Ich bin froh, daß sie in Sicherheit ist. Aber sie wird mich verstehen. Russen haben doch ein Herz, Brigadier, anders als ihr Engländer.«
James White blickte zu Kidson hinüber und zuckte mit den Achseln. »Sie haben doch die notwendigen Vorbereitungen getroffen, John, daß die beiden direkt von Heathrow hierher gebracht werden?«
»Ja.« Kidson nickte. »Das Flugzeug landet in etwa einer Stunde. Wenn es keine Verspätung hat, müßten die beiden noch heute abend hier sein.«
»Ich bleibe hier«, sagte der Brigadier. »Es ist sowieso nichts mehr zu tun oder zu besprechen, bis wir die Lage genau kennen. Ich lasse Sie jetzt allein, Colonel Sasonow. Wir werden wieder miteinander reden, wenn Sie Ihre Tochter gesehen haben.«
Kidson ging mit ihm zur Tür und begleitete ihn hinaus.
»Was, zum Teufel, sollen wir bloß tun?« flüsterte James White ihm zu.
»Ich weiß es nicht«, antwortete Kidson. »Ich fürchte, uns steht noch eine schwere Zeit bevor.«
Die ›Alexander Newsky‹ war hermetisch abgeriegelt. Sie lag im Hafen von Jalta vor Anker, und abgesehen von einigen Wachposten an Deck war kein Lebenszeichen an Bord zu erkennen. Der Besatzung war ohne weitere Erklärung Landurlaub gewährt worden. Der Leiter des Sicherheitsdienstes in Jalta hatte das Kommando auf dem Schiff übernommen und dem Kapitän und seinen Offizieren befohlen, das Schiff zu verlassen. Von dem Augenblick an, da der Ausflugsdampfer festmachte, wurde er vorübergehend zur Leitstelle des KGB. Major Tatitschew wurde am Flugplatz von Simferopol abgeholt und direkt zum Hafen gefahren, wo er sofort an Bord des Schiffes ging.
In der Kapitänskajüte begegnete er Danton zum ersten Mal und übermittelte ihm die Weisungen von Igor Kaledin. Peter Harrington sah müde und heruntergekommen aus; er war nicht rasiert, und Bartstoppeln zeigten sich auf Kinn und Wangen. Tatitschew roch den Wodka in seinem Atem, und es war noch nicht einmal Mittag.
»Das will ich aber nicht«, sagte er. »Es ist zu gefährlich. Ich habe euch verdammt gute Dienste geleistet und habe jetzt ein Recht darauf, in den Ruhestand zu treten.« Er ließ sich in einen Sessel fallen, er hielt eine brennende Zigarette zwischen den Fingern. Tatitschew sah ihn verächtlich an. Verwahrlost, unrasiert, angetrunken.
»Sie waren berechtigt, in den Ruhestand zu treten«, erklärte Tatitschew kalt. »Wenn Sie nicht den unglaublichsten Fehler begangen hätten, den ein Profi überhaupt begehen kann – einen Fehler, der sogar für unseren Nachwuchs im ersten Ausbildungsjahr am Leningrader Institut eine Schande wäre. Sie haben die Operation platzen lassen«, sagte er rundheraus. »Sie haben das Mädchen und den Dozenten entkommen lassen. Wenn Sie rechtzeitig Ihren Ausweis vorgezeigt hätten, wären sie verhaftet worden. Ich kann nicht begreifen, wie man so etwas Wichtiges in der Handtasche einer Frau verstecken kann.« Er sah, wie Harringtons Gesicht rot anlief. »Ich glaube, Sie waren betrunken – so war es doch?«
»Nein«, gab Harrington zurück. »Ich war nicht betrunken – ich habe Ihnen doch schon gesagt, es war fünf Uhr früh! Ich erwischte sie, als sie in meinen Sachen herumstöberte, und ich mußte rasch einen Entschluß fassen. Wir hatten noch einen Tag Zeit – ich steckte den Ausweis in das Futter ihrer Handtasche, weil ich
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