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Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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Gedanke gewann plötzlich Klarheit und durchschnitt den Nebelvorhang vor ihren Gedanken. Sie haben mich in ein winziges, heißes, schwarzes Loch eingesperrt … und dann haben sie mir Nadelstiche versetzt … Sie öffnete die Lippen und sagte zu dem Gesicht, das sich über sie beugte, so deutlich sie konnte: »Du gemeiner Schuft.« Dann verschwamm das Gesicht, und der Nebel hüllte sie wieder ein. Die Einflüsterungen schwammen an der Oberfläche ihrer Gedanken und suchten Wurzeln zu schlagen. Aber dann kam ganz deutlich ein anderer Gedanke hinzu: Ich habe den Russen nichts gesagt … er ist der Verräter, ich weiß, daß er der Verräter ist. Ich weiß nicht, wieso ich es weiß, aber ich weiß es bestimmt … Ich darf nicht glauben, was er sagt. Ich darf es nicht glauben … Du mußt dabei bleiben, denk nicht an den Nebel und an die Panik, die in dir hochkommen. Bleib dabei und glaube ihm nicht …
    Harrington beobachtete sie während der ersten Hälfte des Fluges. Sie stand noch immer unter dem Einfluß der Hypnosedroge, die man ihr verabreicht hatte; unter der gleichzeitigen Nachwirkung starker Beruhigungsmittel, die sie nach dem heftigen Anfall von Klaustrophobie erhalten hatte, war sie völlig desorientiert und schläfrig. Aber sie hatte in sich aufgenommen, was er zu ihr gesagt hatte; seine suggestiven Bemerkungen würden in ihr Unterbewusstsein einsinken und dort wie Maden im Speck haften bleiben. Wenn sie sich erholt hatte, würde sie von ihrer eigenen Schuld überzeugt sein. Er lehnte sich zurück, um eine Mahlzeit der Aeroflot zu essen, und trank Mineralwasser dazu. Die Frau neben ihm schlummerte. Er schlief auf dem letzten Teil des Fluges nach London selbst etwas ein. Er hatte alles richtig vorbereitet und war voller Zuversicht. Der gute alte Harrington – er kehrte als Held der Expedition heim.
    Major Tatitschew war ebenfalls zufrieden. Er hatte einige Zeit bei Igor Kaledin verbracht, worauf dieser ihn zum Oberstleutnant befördert und in seinen persönlichen Mitarbeiterstab aufgenommen hatte. Er begann in Wolkows Arbeitszimmer mit seiner neuen Tätigkeit; bis zum Abend hatte er jeden Fetzen Papier durch den Aktenwolf gedreht und jede Bandaufnahme, die sich mit Iwan Sasonow befasste, vernichtet. Die Akte über den Brand von Halldale Manor war geschlossen; es würde nie irgendwo einen Hinweis darauf geben, daß Wolkow gewußt hatte, daß Sasonow noch lebte und daß er einen Plan entworfen hatte, um ihn nach Russland zurückzubringen. Niemand würde jemals erfahren, daß Igor Kaledin beinahe einem Coup zum Opfer gefallen wäre. Die Rolle, die Danton dabei gespielt hatte, betraf offiziell lediglich seine Unterstützung der Brandstifter. Irina Sasonowas Flucht und das Verschwinden von Alexei Poliakow wurden nirgends erwähnt. Man würde offiziell vermerken, daß sie in verschiedenen Städten im Südosten Russlands arbeiteten. Als er die Aufräumungsarbeiten in dem Büro abgeschlossen hatte, widmete er sich dem weiteren Schicksal des Kapitäns der ›Alexander Newsky‹ und der Besatzung. Jeder wurde auf ein anderes Schiff versetzt, und der Kapitän erhielt als Beförderung das Kommando über einen der großen Ozeandampfer der Morpasflot. Was am nächsten Vormittag noch zu tun war, betraf die Regelung des letzten Details und damit den Schlusspunkt von Wolkows Geheimhaltung … das Schicksal von Fedja Sasonowa, die in einem Durchgangslager auf ihren Weitertransport in die Todeslager von Kolyma wartete.
    »Sie wird sich schon wieder erholen«, sagte Harrington. »Ich fürchte, man ist nicht mit Samthandschuhen mit ihr umgegangen.« Er schüttelte den Kopf. »Ich kann es immer noch nicht glauben, daß wir herausgekommen sind.«
    Kidson meinte freundlich: »Sie haben ein Wunder vollbracht, Peter, um wieder zurückzukommen. Wir hielten Sie beide für endgültig verloren. Gut gemacht. Der Chef gratuliert Ihnen. Er wird sich persönlich Ihren Bericht anhören, sobald Sie wieder bei Kräften sind.«
    »Mir geht es ausgezeichnet«, versicherte Harrington. »Mir haben sie gar nicht so zugesetzt. Sie glaubten, die arme Davina sei das schwache Glied in der Kette. Ich wurde lediglich bewacht und schwitzte alles aus. Wie geht es dem Liebespaar? Und Sasonow?«
    Kidson strahlte. »Er befindet sich in Hochform. Die Wiedervereinigung mit seiner Tochter war wirklich rührend. Er möchte Ihnen persönlich danken. Ich finde, wir könnten deswegen vorübergehend die Sicherheitsbestimmungen außer acht lassen«, sagte

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