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Dawning Sun (German Edition)

Dawning Sun (German Edition)

Titel: Dawning Sun (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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erzählte, wie Leon ihn kurz hinter seine Fassade hatte blicken lassen, aber rasch zu gewohnter Selbstherrlichkeit zurückgefunden hatte.
„Ich hab nicht gewusst, wie schwach er ist. Wie leicht er sich beeinflussen lässt, sobald er sich bedroht fühlt. Er wird jetzt wohl eher noch mehr Terror machen als weniger, nur um wirklich sicher zu sein, dass der blöde Homo nichts mit ihm zu tun hat!“
„Vielleicht auch nicht“, erwiderte Tom nachdenklich. „Er hat wahrscheinlich schon gespürt, wie falsch das alles war. Sonst wäre er nicht gekommen, Leon ist nicht der Typ, der sich entschuldigt.“
„Hm, er sagt ständig sorry , und grinst dabei.“
„Das meinte ich. Er behauptet, es würde ihm leid tun, weil es höflich ist und Höflichkeit gut ankommt. Das gestern bei dir, das klingt nach echter Entschuldigung. Zumindest bis er merkte, was er tut und darauf umgeschwenkt ist, dich an seiner Stelle schuldig zu reden.“
Er schwieg ein Weilchen, bis er sich einen spürbaren Ruck gab und Josh wieder ansah.
„Ich kann dir nicht viel versprechen. Ich kann dich nicht in mein Leben lassen. Nicht so, wie du es verdient hättest. Ich kann dir nur versprechen, dass ich dich niemals verraten oder im Stich lassen würde. Ich weiß nicht, ob dir das reicht.“
„Reicht es dir denn?“, fragte Josh leise. In Toms Gesicht arbeitete es, mehrere Muskeln zuckten und verrieten seine neuerliche Anspannung.
„Nein. Es reicht nicht.“
Was tu ich hier eigentlich? Wir haben beide einen Knall!, dachte Josh. Bevor er etwas sagen konnte, klingelte sein Handy.
„Meine Mutter“, murmelte er mit Blick aufs Display. Er musste das Gespräch annehmen, auch, wenn er das dumme Gerät am liebsten aus dem Fenster geworfen hätte.
„Ja?“
„Wo bist du?“
„Lernen, bei einem Freund.“
„Deine Sachen sind alle hier.“
Kannst du nicht einfach aus meinem Zimmer rausbleiben, Mama?
„Wir brauchen die Bücher nicht zwei Mal, warum sollte ich meinen Kram mitschleppen?“
„Bist du bei diesem Tom, Joshua?“
Das klang missbilligend.
„Ja, Mama.“ Er schielte nach den Notizen, mit denen Tom vor seiner Ankunft beschäftigt gewesen war. Analytische Geometrie. Eines seiner starken Themen.
„Er braucht Hilfe in Mathe, ich in Chemie. Perfekte Ergänzung.“
„Sascha könnte dir helfen.“
„Sascha studiert, er hat Besseres zu tun. Und warum stört es dich, wenn ich einem Freund helfe?“
Schweigen am anderen Ende. Josh verdrehte wild die Augen, was Tom mit einem verständnisvollen Grinsen quittierte.
„Kommst du zum Mittagessen?“
Uuups. Josh sah auf die Uhr, es war bereits nach elf. Es wäre eine legitime Entschuldigung, nach Hause gehen zu müssen. Tom wäre sicherlich erleichtert, seine Mutter überglücklich, für ihn selbst wäre es ebenfalls das Beste.
„Nein. Das hier ist wichtig. Ich will ein gutes Abi haben.“
Erneutes Schweigen. Gute Noten in der Schule entschuldigten fast alles, das war schon immer so gewesen.
„Es wäre mir lieb, wenn du nach Hause kommst.“
Josh ließ für einen Moment das Handy sinken. Es blieb dabei. Jetzt zu gehen wäre für alle Parteien das Beste.
„Es gibt Dampfnudeln. Die magst du doch so gerne.“
„Heb mir ein paar auf. Ich hab dich lieb, tschüss.“
Rasch legte Josh auf und schaltete das Handy aus. Seine Mutter würde ihm die Mailbox vollschimpfen, sein Vater ihm die Hölle heiß machen, aber das war ihm gerade egal. Es fühlte sich verdammt geil an, so unvernünftig zu sein!
Tom lächelte ihn an, auf diese Art, die Josh wie Butter dahinschmelzen ließ.
„Und, womit fangen wir an? Mathe oder Chemie?“, fragte er augenzwinkernd. Josh streckte ihm die Zunge raus. Einen Moment später lag er quietschend auf dem Rücken und wurde erbarmungslos ausgekitzelt. Er wehrte sich mit Händen und Füßen, bis er atemlos aufgeben musste. In Toms Nähe litt er irgendwie ständig an Sauerstoffmangel. Lange Haarsträhnen krabbelten über sein Gesicht, gefolgt von zärtlichen Lippen, die sich über Wange und Stirn hochküssten, auf der anderen Seiten ihren Weg hinab fanden, bis sie sich über Joshs Mund legten und jeglichen Protest erstickten. Toms Körper glitt über ihn, sodass auch Flucht unmöglich war. Nicht, dass er jetzt mehr an Flucht denken würde als eben. Josh kostete staunend all die Geschmacks-, Geruchs- und Gefühlssensationen aus, die sich ihm boten. Eine völlig neue Welt, in der Tom den Mittelpunkt bildete. Der schwächer werdenden Stimme seines Verstandes konnte er lediglich bedauernd Abbitte

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