Dawning Sun (German Edition)
Trockner im Keller benutzen und erhielt gelegentlich Süßigkeiten.
Es klopfte erneut.
Vielleicht eine Unterschriftenaktion, dachte Tom und rappelte sich seufzend hoch.
Es war Josh, der die Hand erhoben hielt und offenbar gerade ein drittes Mal anklopfen wollte. Er war bleich und übernächtigt, ein Dauerzustand bei ihm seit einer Woche. Es war nicht zu übersehen, dass Josh in letzter Zeit weder ausreichend Schlaf noch Essen genossen hatte. Doch er wirkte ernst und auf eine seltsame Art älter als gestern Nachmittag.
„Darf ich kurz reinkommen? Dauert nicht lange“, sagte er. Tom machte ihm schweigend Platz und blieb mit verschränkten Armen im Raum stehen.
„Ich wollte nur sagen, dass ich dir dankbar bin, Tom. Wirklich dankbar. Du warst wie ein rettender Engel an diesem Abend. Du hast Nico aufgehalten und mir den Kopf zurechtgerückt. Ich würde dich gerne richtig kennen lernen und ich glaube, du bist ebenfalls interessiert. Irgendwas läuft bei dir aber quer. Für so viele Komplikationen hab ich gerade keine Kraft. Ich pack das nicht, okay? Also keine Nachhilfe mehr in Selbstverteidigung und zurück zum alten Status quo. Du machst dein Ding, ich mach meins, in der Schule kennst du mich nicht, fertig.“
Die Worte waren nur so aus Josh herausgesprudelt. Wahrscheinlich hatte er die halbe Nacht lang wach gelegen und überlegt, was er wie ausdrücken wollte.
Tom war zu überrumpelt, um etwas sagen zu können. Ein Teil in ihm jubilierte gerade vor Freude darüber, dass die Gefahr freiwillig abzog. Gott, er war stolz auf ihn! Josh war vernünftig genug, das Richtige zu tun, stark genug, es durchzuziehen, mutig genug, es ihm ins Gesicht zu sagen.
Der andere Teil von Toms Seele schrie vor Entsetzen. Er wollte ihn nicht gehen lassen. Er durfte ihn nicht gehen lassen! Das hier war seine einzige Chance, Josh nahe zu kommen, in den er sich bereits vor eineinhalb Jahren rettungslos verliebt hatte. Der verletzte Ausdruck in Joshs Augen fraß ihn regelrecht auf. Die sterbende Hoffnung in seinem Blick, dass Tom sich ihm doch noch zuwenden würde, war unerträglich.
Grußlos wandte Josh sich um. Ging zur Tür.
Tu was! Halt ihn auf! Wirf dich ihm zu Füßen und flehe ihn an, bei dir zu bleiben!
Tom knirschte mit den Zähnen vor Anspannung, er hielt die Luft an, um nicht zu schreien. Es kostete ihn alle Kraft, still zu stehen und Josh gehen zu lassen. Raus aus seiner Wohnung. Raus aus seinem Leben. Dorthin, wo er sicher vor ihm war.
Die Tür schloss sich langsam.
Tom musste ausatmen, gleichgültig, wie heftig er dagegen ankämpfte. Mach schneller, geh, geh, mach schon!
Josh fuhr herum, als er diesen Laut hörte. Eine Mischung aus Schluchzen, Keuchen und verzweifeltem nach Luft schnappen. Tom stand da, die geballten Fäuste erhoben, um Atem ringend. Genau diese Art von Komplikation hatte er gemeint. Die ganze Nacht hatte er kein Auge zugetan, während er abwechselnd Leon verfluchte, sich selbst für seine Schwäche beschimpfte und sich jeden Moment durch den Kopf ziehen ließ, den er mit Tom verbracht hatte. Die atemberaubende Fürsorge, mit der Tom ihn nach dem Angriff gerettet hatte. Das wunderbare Lächeln. Der sanfte, sehnsuchtsvolle Ausdruck in seinem Blick. Die Art, wie er mit ihm sprach. Den Zettel mit der Adresse, den er ihm zugesteckt hatte – wie lange war er damit zuvor herumgelaufen, ohne zu wissen, ob er die Gelegenheit dafür bekommen würde? Das Verlangen, das in ihnen beiden entflammte, sobald sie sich berührten. All das bewies deutlich, dass Tom ihn mochte. Oder zumindest begehrte. Irgendetwas hinderte ihn daran, es zuzugeben. Sich ihm zu öffnen.
Josh hatte Stunden mit sich gekämpft, ob er wirklich zu ihm gehen und dieses Etwas beenden sollte, was sie teilten. Oder teilen könnten. Die Erkenntnis, wie weh es tat, darüber nachzudenken, hatte ihn schließlich hergetrieben. Er wollte den Schlussstrich ziehen, bevor er sich zu sehr verliebte. Noch mehr Enttäuschung und Schmerz konnte er nicht ertragen …
Mitansehen, wie schmerzhaft das für Tom war, konnte er allerdings auch nicht. Er starrte zwischen dem rettenden Treppenhaus und Tom hin und her, rang gegen die Entscheidung, die längst gefallen war. Bedächtig schloss er die Tür und ging auf ihn zu. Sollte Tom ihn abweisen, würde er gehen, sofort!
„Josh, ich …“, flüsterte Tom sichtlich aufgewühlt. Er ließ die Arme sinken. Sein Kampf zwischen Kopf und Herz schien nicht weniger heftig als Joshs zuvor.
Josh blieb stehen, etwas mehr als einen
Weitere Kostenlose Bücher