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Dawning Sun (German Edition)

Dawning Sun (German Edition)

Titel: Dawning Sun (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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denn selbst?“, fragte er leise. In seinem Kopf klickte plötzlich alles zusammen. Die Panik, wenn er nicht zum Essen kam. Ihr Sorge, wenn einer von ihnen nichts oder nur schlecht aß. Ihr Glück, wenn es allen schmeckte oder jemand sich etwas Besonderes von ihr wünschte. Ihr Zusammenbruch, als ihr durch die Attacke auf ihn anscheinend bewusst geworden war, dass das Leben aus mehr bestand als Frühstück, Mittag- und Abendessen und sie dieses Mehr nicht kontrollieren konnte. Geschweige denn mit einem Stück Apfelkuchen heilen. Bis gestern hätte er nichts davon verstehen können. Diese Nacht hatte er erfahren, in welche Abgründe Menschen stürzen konnten, die an einer Liebe festhielten, egal wie sehr es ihnen schadete. Marco hatte Toms Liebe ausgenutzt. Sein Vater wollte das Beste für die Familie, für jeden einzelnen von ihnen, er wollte seine Frau beschützen und ihr helfen.
Oh, er wusste, wie überzeugend sein Vater sein konnte. Wie schwer es war, sich seiner gnadenlosen Logik zu entziehen. Aber sie war doch erwachsen! Verdammt, was sollte er ihr sagen? Sie war seine Mutter, er konnte die Rollen nicht einfach vertauschen.
„Tom wartet auf dich“, flüsterte sie lächelnd.
„Mama, warum?“, drängelte er.
„Dein Vater ist glücklich, wenn er weiß, dass ich daheim bin und dafür sorge, dass es allen gut geht. Arbeite ich zu viel im Laden, habe ich dafür keine Kraft. Ich will, dass er glücklich ist, dann geht es mir auch gut.“
Josh suchte nach Worten. Er wollte ihr sagen, dass es niemandem half, wenn nur sein Vater glücklich war, sie hingegen dahinwelkte wie eine vernachlässigte Blume. Es gab diese Worte nicht. Das hier war nicht sein Kampf, er konnte ihr nicht helfen.
„Mir geht es gut“, murmelte er schließlich. „Hm – wann kommt Sascha heute?“, fügte er hinzu.
„Gegen fünf, schätze ich.“
„Weißt du, Tom ist immer hungrig, wenn du möchtest, könnten wir zu dritt Mittagessen.“ Er betete rasch, dass Tom diese Idee akzeptieren würde.
„Was mag er denn?“ Das Lächeln seiner Mutter vertiefte sich. Wirkte nun echter, nicht mehr wie aufgemalt.
„Alles, soweit ich weiß.“
„Ich habe schon lange keine Ravioli mehr selbst gemacht. Vielleicht könntet ihr zwei gleich ein bisschen dafür einkaufen? Ich hab keinen Blattspinat mehr, und Ricotta schmeckt frisch am besten.“
„Ich frage Tom.“
Josh schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln, bevor er die Treppe hochjagte.
Tom hingegen blickte ihm sehr ernst entgegen.
„Ich kann mich nicht erinnern“, flüsterte er, als Josh sich zu ihm gesetzt hatte. „Ich kann mich an kein einziges Mal erinnern, wo er sich um mich gesorgt hätte. Er hat mich oft gelobt, wenn ich etwas gut gemacht habe, getadelt, wenn ich unaufmerksam war. Als ich mir den Arm bei einem Wettkampf gebrochen hatte, hat er mich ins Krankenhaus gefahren und mich einen großen Krieger genannt, weil ich mich tapfer hielt und nicht jammerte … Aber wie es mir geht, hat er nicht gefragt.“
Seine Augen wirkten riesig in dem bleichen Gesicht. Behutsam ergriff Josh seine Hände und bedeckte sie mit seinen eigenen. Ähnlich, wie sein Vater es immer bei ihm getan hatte.
„Du bist nicht so wie er. Du hast dich um mich gekümmert, du warst für mich da. Vor allem machst du dir Sorgen darum, was du bewirken könntest. Du wirst mir sicherlich wehtun, wenn wir länger zusammenbleiben. Körperlich, oder durch eine falsche Bemerkung. Genauso, wie ich dir wehtun werde. Ich vertraue darauf, dass du es niemals mit böser Absicht tun wirst und dass es dir leid tun wird. Ich verspreche dir, dass ich es niemals absichtlich tun werde. Niemals.“
„Ich weiß es nicht“, stammelt Tom und zog ihn mit einer heftigen Bewegung zu sich heran. „Ich weiß es nicht. Wenn ich die Kontrolle verlieren sollte … Ich will mit dir zusammen sein. Ich will morgens aufwachen und dein Gesicht sehen. Ich will abends ins Bett gehen und dich bei mir wissen. Ich will mit dir reden statt nur davon zu träumen … Und ich will mit dir schlafen.“
Die letzten Worte waren kaum zu verstehen, so leise und gepresst quetschte er sie hervor. Josh rückte ein Stück von ihm ab, um ihn anblicken zu können.
„Das will ich genauso. Alles, meine ich.“
„Es ist zu früh. Nico hat …“
„Vergiss Nico“, rief Josh heftig. „Nico ist ein krankes Arschloch, ich bete darum, dass sie ihn für die nächsten zehn Jahre irgendwo einsperren! Es geht nicht um Nico. Es geht um uns. Ich hab nicht vor, für den Rest meines

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