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Dawning Sun (German Edition)

Dawning Sun (German Edition)

Titel: Dawning Sun (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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„Und nein, ausrasten würde sie nicht. Sie würde es vermutlich meinen Vater erzählen, und der würde mir sehr geduldig nahe bringen, warum das jetzt eine weniger positive Aktion war und dass ich Übernachtungsgäste jederzeit einladen könne, aber bitte mit Vorankündigung, und dass ich als Volljähriger – erwähnte ich mal, dass ich das Wort hasse? – auch Freundschaften der besonderen Art schließen darf, sofern ich alle Regeln und Vorsichtsmaßnahmen beachte. Und so weiter.“
„Ist dein Vater Psychologe?“
„Jurist.“
„Genauso schlimm.“
Sie grinsten sich an. Josh war froh über die heitere Natur ihres Gesprächs. Der Ernst würde sowieso nicht lange warten lassen.
„Pass auf, ich geh runter und bitte meine Mutter, mir etwas aufs Tablett zu richten, damit ich oben essen kann. Das mach ich häufiger und sie ist sehr großzügig mit den Portionen. Danach schauen wir mal weiter.“
„Hmmm“, brummte Tom. Er schien schon wieder halb zu schlafen.
Lächelnd zog Josh sich etwas über und beschloss, ein besonders großes Frühstück zu bestellen.
„Morgen, Mama!“ Er küsste seiner Mutter, die kaffeetrinkend in der Küche saß, spontan auf die Wange. „Ich verhungere, kann ich bitte eine Extraportion haben? Bin da gerade mitten in einem Matheproblem, ich will dann oben essen.“
Sehr langsam setzte seine Mutter die Kaffeetasse ab und starrte ihn an, als hätte er sich grüne Tentakel wachsen lassen.
„Ist alles okay, echt, ich hab nur Hunger“, sagte er so beruhigend wie möglich. Hoffentlich bekam sie jetzt nicht wieder einen Anfall!
Er schnappte sich ungeduldig ein Tablett und füllte die größte Tasse, die er finden konnte, mit Kaffee. Seine Mutter stellte routiniert innerhalb von zwei Minuten eine Auswahl von frisch gebackenem Brot, Toast, Muffins, Käse, Wurst, Honig, Quark und Marmelade zurecht.
„Kenne ich ihn?“, fragte sie nebensächlich.
„Hm?“
„Kenne ich ihn?“ Sie warf ihm einen nachdenklichen Blick zu. „Du bist verliebt, oder? Als du dich mit diesem Tom getroffen hattest, war der Ansatz auch schon da, aber jetzt strahlst du wie der junge Morgen … Was gestern Abend noch nicht der Fall war.“
Verlegen grinsend starrte Josh auf das Tablett und wusste nicht mehr weiter. Er hatte vergessen, oder genauer gesagt verdrängt, dass Eltern dazu neigten, mehr zu wissen, als man ihnen zutrauen wollte.
„Es ist Tom“, gestand er schließlich. „Wir haben da ein paar Details geklärt, und … hm …“
Sie lächelte mild und strich ihm über die Wange.
„Ich freue mich für dich. Wirklich. Wenn er dich glücklich macht, bin ich zufrieden.“
„Es tut mir leid, Mama“, murmelte er, ohne recht zu wissen warum.
„Es ist nicht deine Schuld. Nichts davon.“
Für einen Moment lehnte er sich gegen ihre Handfläche, dann griff er nach dem Tablett.
„Wir sagen deinem Vater besser nichts davon, denke ich“, sagte sie hinter ihm. „Lasst es euch schmecken, ihr beiden.“
Josh blickte sie mit großen Augen über die Schulter an, nickte ihr dankbar zu und beeilte sich, zurück zu Tom zu gelangen.
     

33.
     
„Kommst du eigentlich gar nicht mehr in die Schule?“, fragte Tom, während er den letzten Schokomuffin mit Josh teilte. Er hatte gerade gebeichtet, dass er den Unterricht seit zwei Tagen geschwänzt hatte und auch heute eigentlich dort hätte erscheinen müssen. Josh hatte es schweigend hingenommen, dass er die Ursache war – vor lauter Liebeskummer hätte Tom vermutlich sowieso kein Wort vom Unterricht verstanden. Morgen wollte er wieder hingehen und versuchen, sich ab jetzt zusammenzureißen und das verdammte Abi durchzuziehen.
„Ich komme nicht zurück, nein, ich bin bis zu den Klausuren freigestellt. Frau Fuchs möchte die ganze Sache so flach wie möglich halten. Bei den Prüfungen werde ich gesondert in einem Raum sitzen, nur ich und ein Lehrer eben.“
„Hm, ich kann’s verstehen. Die Wellen schlagen nach wie vor hoch. Vielleicht würde es sich schneller beruhigen, wenn du ganz normal dabei bist, aber das Risiko will keiner eingehen.“
„Was ist mit Leon und den anderen?“, fragte Josh so ruhig wie möglich. Er hatte keinerlei Informationen mehr erhalten, abgesehen davon, dass alle vier zum Verhör geholt worden waren und der Staatsanwalt sich eingeschaltet hatte.
„Sie wurden von der Schule verwiesen, viel weiß ich sonst auch nicht.“ Wie selbstverständlich glitt Josh in Toms Umarmung. Es fühlte sich so wahnsinnig gut an, ihm nah zu sein. Der hatte

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