Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird
etwas gebeten. Entweder derjenige tat was ich sagte oder kassierte grollende Blicke ein.
Plötzlich ächzte sie. Anscheinend hatte ich Tess völlig aus ihren Gedanken gerissen. Meine (immer noch?) beste Freundin wandte sich mir zu. Gefährlich glitzerten ihre Augen.
"San, halt die Klappe!"
Die Worte waren nur ein Windhauch der durch ihre Zähne ausgestoßen worden war. Doch ich verstand sie so deutlich und klar, als hätte Tess mich angeschrien.
Erschrocken fuhr ich zusammen und mein Magen verkrampfte sich. Wie würde Tess als nächstes reagieren? Ängstlich ließ ich Tess in Ruhe.
Der einzige Trost, den ich mittlerweile bekam war, dass sich die Wolken verzogen hatten und die Sonne zwischen ihnen hervorblinzelte. Endlich wärmte sie mir meinen Rücken und auch meine Laune stieg ein wenig.
Mrs. Mix schwafelte etwas von present perfekt simple . Ich hasste diesen Scheiß. Das einzige Interessante an diesem Unterricht, war der wackelige Po, den sie einfach nicht ruhig halten konnte.
Tess stöhnte schmerzhaft auf.
Ihre Hand schnellte zu ihrem Verband und die linke zuckte zum Herzen. Ich wollte sie berühren, aber ich ließ es dann doch bleiben. Ihr Körper war wie erstarrt, aber ich konnte ihr nicht helfen. Ich selbst kämpfte mit meinen Gefühlen.
Angst und Verzweiflung, sowie ein seltsames Gefühl von Hass bäumten sich in mir auf. Ich konnte ihn einfach nicht einordnen. Aber er war da und schlummerte tief in mir.
Auf einmal kippte Tess vom Stuhl und presste ihre Hand gegen ihr Herz. Sie schrie auf.
Jetzt war die ganze Klasse in Aufruhr. Angstschreie wurden ausgestoßen. Die Kinder, die in unserer Nähe saßen, sprangen auf und umrundeten, die sich am Boden krümmende Tess.
"Lasst mich durch."
Mrs. Mix schob die neugierigen Schüler beiseite und kniete sich neben meine Freundin. Ein erneuter Schrei entwich Theresas Kehle. Ihre Augen waren starr und weit aufgerissen, doch sie sah keinen im Weg stehenden Schüler an. Nein, abermals war sie weit weg.
"Susi, ruf den Notarzt."
Das angesprochene Mädchen rührte sich nicht von der Stelle.
"Sofort!"
Langsam und apathisch kam sie in Bewegung.
"Nein. Lasst sie in Ruhe.", meine Worte waren nur vor mich hin gemurmelt und niemand hatte sie gehört. Ich wusste nicht warum ich das sagte, aber mit einem Mal durchströmte mich ein unnatürliches Wissen. Kein Notarzt konnte Tess helfen. Meine Freundin musste diese Qual alleine überstehen.
Mrs. Mix packte Tess an den Armen und hielt sie mit aller Kraft ruhig. Doch dies nutze wenig. Tess riss sich, mit wild um sich schlagenden Armen los und schrie sich die Lunge aus ihrem Leib. Theresa krümmte sich mit heftigen Krämpfen am Boden.
Mrs. Mix blickte auf. Ihre Augen tränten vor Verzweiflung. Das Mädchen, das den Notarzt rufen sollte, sah sie an der Tür stehen. Auch sie wischte sich verängstigt die Tränen aus den Augen.
"Verdammt nochmal, Susi schnell."
Ihr Schrei, eher ein Kreischen, wurde aber von Theresas Schmerzensschreie übertönt. Ich bekam Panik, da ich wusste es durfte kein Notarzt kommen. Sie würden Tess mitnehmen und in eine größere Gefahr bringen. Woher ich über diese Erkenntnis verfügte, war mir immer noch ein Rätsel.
"Nein! Manuela, nein. Kein Notarzt. Den braucht sie nicht. Es würde nur noch schlimmer werden!"
Es war wie ein Reflex, meine Lehrerin mit ihrem Vornamen anzusprechen. Nach meinen Worten wurde mir schon mulmig, wegen dem wenigen Respekt, den ich ihr gegenüber zeigte. Doch Mrs. Mix hörte nicht auf meine Ungezogenheit. Sie verstand nur den Sinn der Worte und drehte sich verzweifelt zu mir.
"Aber.... Aber sie...."
Sie fing an zu schluchzen und ich wiederholte meine Worte, nur diesmal in einem ruhigerem Ton.
"Glauben sie mir. Kein Arzt kann ihr helfen. Sie muss alleine damit fertig werden, glauben sie mir bitte. Ich habe recht."
Ich wusste nicht ob sie mich verstand. Sie war wie versteinert und sprachlos. Also wandte ich mich selbst an einen Schüler.
"Dominik, hol Susi zurück, sofort!"
"Aber..."
"Kein aber. Jetzt mach, verdammt nochmal."
Der Junge nickte benommen und verschwand hinter Susi.
Erneut blickte ich meine Freundin an. Ihre Augen hatten sich geschlossen und sie wirkte wieder einigermaßen ruhig. Ihr Atem ging noch ziemlich schnell und holprig. Doch jetzt bekam sie wenigstens Luft.
Ich war endlos erleichtert, obwohl ich im Inneren wusste, dass Tess ihre Schmerzen noch lange nicht überstanden hatte.
Unerwartet kam Tess auf die Knie und sah mit verwirrtem
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