Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird
das nicht warten. Ich rannte los. Die Haare flatterten mir ums Gesicht und peitschten mir ab und zu gegen die Augen.
Ja, ich hätte das alte Auto nehmen können, allerdings auf die Katastrophe, die mich beim Starten erwartet hätte, hatte ich nicht besonders viel Lust. Nun ja, so lief ich. So weit war das Gymnasium, in das ich ging, nun auch nicht weg.
Der Regen wurde stärker und meine Haare waren in Sekundenschnelle durchnässt. Auch der Wind blies kräftig und das Atmen viel mir schwer. Ich hätte einen Freudensprung machen können, als ich meine große Schule sah.
Es war logisch, dass niemand mehr auf dem Parkplatz oder auf den Weg zur Schule war, doch es war etwas komisch, das Gebäude so still vorzufinden.
Wie ich schon erwähnte, war es völlig normal dass ich zu spät kam, aber ich glaubte diesmal hatte ich meinen Rekord in: „Vor wie vielen Minuten hatte der Unterricht begonnen“ bei weitem geschlagen.
Ich stolperte die letzten Stufen hinauf und gelangte in das Gebäude. Das atmen fiel mir wieder leichter und kein nasser Regen tropfte mehr auf mich. Noch nie hatte ich bisher das Gefühl, froh zu sein, wenn ich in die Schule kam.
Schnell wrang ich meine Haare aus und hinterließ eine große Pfütze, auf dem Weg zu meinem Klassenzimmer. Ein Blick auf die Uhr genügte, um herauszufinden, dass es nur noch zehn Minuten dauerte, bis es zur nächsten Unterrichtsstunde läuten würde. Na toll.
Langsam hob ich die Hand und klopfte nach kurzem Zögern widerstrebend an. Ich konnte mich noch so anstrengen, ich kam nie pünktlich.
Zu Beginn des Schuljahres hatte ich zur Strafe Aufsätze schreiben müssen. Als dies bei mir nicht wirkte, hatte ich einige Stunden länger in der Schule bleiben müssen. Allerdings gewöhnten sich die Lehrer an meine Unpünktlichkeit und ließen die ständigen Bestrafungen sein.
"Sandy, komm herein."
Langsam öffnete ich die Tür und lugte in das Zimmer. Wie immer warfen mir meine Klassenkameraden belustigte Blicke zu. Ich war nicht sehr beliebt in dieser Klasse. Viele der Mädchen hassten mich, obwohl ich den Grund nicht verstand oder einfach gar nicht kennen wollte.
Ich war die beste Schülerin in der Klasse. Meine Noten bestanden nur aus Einsen und Zweien obwohl ich nie lernte oder im Unterricht aufpasste.
Nein, ich war eine Tagträumerin. Nie achtete ich darauf, was die Lehrer sagten oder uns Schülern beibringen wollten. Normalerweise genoss ich die Sonne, die vor allem meinem Platz stark beleuchtete und ließ meine Phantasie mit mir durchgehen.
"Setz, dich bitte."
Mr. Methew war nie freundlich zu mir gewesen, doch er hatte mich bisher weder geschimpft noch bestraft. Er war mein Lieblingslehrer, wenn auch auf eine eigene Art. Er behandelte jeden Schüler oder Schülerin gerecht. Vor allem achtete er darauf, wie das Wetter war und gab uns dementsprechend Aufgaben für zu Hause auf.
Ich nickte ihm freundlich zu und setzte mich, ohne der Klasse einen bösen Blick zuzuwerfen, auf meinen Platz neben Theresas, der jedoch heute seltsamerweise leer war.
Eigentlich war Tess immer pünktlich und klärte mich über den Stoff auf, den ich verpasst hatte. Tess kam zur Schule, egal ob sie krank war oder starke Kopfschmerzen hatte. Ihr war das egal.
Sie hatte einmal gesagt, sie machte das für mich. Ich würde den Tag sonst nicht überstehen, wenn sie nicht da wäre. Ich musste lachen, wenn ich diese Worte hörte. Einmal hatte ich versucht, ihr zu erklären, dass ich kein kleines Kind mehr wäre, doch sie hatte meinen Widerspruch nicht hören wollen.
Ich kannte die Wahrheit. Tess lebte bei ihrer Tante, die sich überhaupt nicht um sie kümmerte. Sie hatte selbst nie Kinder und hatte meine Freundin auch nur widerstrebend angenommen, als ihre Eltern gestorben waren. Beide hatten ihr Leben bei einem schweren Autounfall verloren. Tess war damals ein kleines Kind und konnte sich folglich kaum an sie erinnern. Allerdings glaubte sie, dass sie noch einen kleinen Bruder gehabt hatte. Ich konnte es mir nicht vorstellen. Ihre Tante hätte ihn doch erwähnen müssen oder nicht?
Demnach ging Tess gerne in die Schule, um bei ihrer einzigen besten Freundin zu sein, der sie alles anvertrauen konnte. Bei mir!
Es wunderte mich schon, dass sie jetzt nicht zum Unterricht gekommen war.
Für mich kamen die restlichen zehn Minuten Mathematik so vor, als würden Stunden vergehen. Wir schrieben einen Eintrag ins Heft, der zu lernen war und machten kleine Übungen dazu. Beunruhigt saß ich im Unterricht,
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