Dead: Band 1 - Roman (German Edition)
Straße taucht ein Bradley-Kampfpanzer auf. Er nähert sich mit sechzig Stundenkilometern in einer riesigen Staubwolke. Ein Wildblumengebinde bebt auf seinem metallenen Brustkorb wie eine Halskette. An seiner Antenne weht eine amerikanische Flagge. McLean deutet auf das Fahrzeug und schreit ins Megaphon hinein, doch niemand kann ihn verstehen, da alle husten und vom Staub in der Luft geblendet sind.
Das Fahrzeug rauscht durch die Menge. Menschen springen beiseite und werfen sich zu Boden. Der Bradley setzt seinen Weg fort.
Paul grinst, als er vorbeifährt. Er ist sich ganz sicher: Es ist ihr Bradley, und am Steuer können nur Sarge und Steve sitzen. Er löst sich von der Menge und huscht in eine der engen Gassen zwischen den Hüttenreihen, denn er hat die Absicht, dem Fahrzeug zu folgen. Es wäre sehr schön, jetzt einem Freund zu begegnen.
Der Bradley fährt an den Wachen vorbei aufs Militärgelände. Gruppen von schwitzenden und behelmten Uniformierten schauen ihn bewundernd an. Der Bradley bremst und biegt auf die Hauptstraße ab, dessen kleine Geschäfte und Wohnungen nun als Unterkünfte, Messen und Hauptquartier der einzelnen Einheiten dienen. Die Straße wimmelt von Soldaten in unterschiedlichen Uniformen, Händlern und Söldnern, Prostituierten und Dealern, Zivilbeamten im Anzug und olivgrünen Fünftonner-Lastwagen, die Männer, Proviant und Munition ausspucken. Eine lange Soldatenschlange wartet geduldig vor einem Wassertanker. Selbst hier ist die Kommandostruktur ein Durcheinander, da viele verschiedene Einheiten des Militärs und der Nationalgarde ihre Treue zu den Vereinigten Staaten, dem Staat Ohio und/oder dem Commonwealth of Pennsylvania bekunden. Ein an einem Fenster hängendes Transparent verkündet: LOBET DEN HERRN UND SCHIEBT DIE MUNITION RÜBER .
Der Bradley biegt jäh auf ein Werkstattgelände ab. Die Mechaniker scharen sich direkt um das Fahrzeug, da sie hoffen, dass sie etwas zu tun kriegen, und endlich mal wieder an einem Motor arbeiten wollen. Sie lieben gerade diesen Motor. Es gibt nur noch so wenige, die auf amerikanischem Boden im Einsatz sind.
Die hydraulische Rampe senkt sich herab. Sarge taucht auf. Er trägt Wendy auf den Armen.
Rauch treibt in der Luft. Es stinkt nach Kordit. Auf der anderen Seite der Werkstatt übt ein Rekrutentrupp, der mit M16-Gewehren auf Schießscheiben feuert, die man vor einer Mauer aus Sandsäcken aufgestellt hat. Der Schusslärm verstummt schnell, als die Rekruten den Panzerkommandanten sehen, der die schöne schlafende Frau in sein Quartier trägt.
Todd betritt das Militärgelände von Femaville, wundert sich über den Stacheldraht und das Chaos und erkundigt sich, wo er den Mann findet, der den Bradley kommandiert.
Sie haben in der Hütte auf dem Rücken gelegen und nackt, verschwitzt und keuchend zum Himmel hinaufgeblickt. Zum ersten Mal im Leben hat er sich wirklich akzeptiert gefühlt. Erin hat ihn nackt gesehen, er ist in ihr gekommen, und nun sind sie verbunden, und er möchte sie lieben bis an sein seliges Ende. Sein Körper hat nach der unglaublichen Explosion der Lust noch eine ganze Weile heftig gezittert. Die Hütte war gefüllt mit ihrem einmalig moschusartigen Geruch. Sie zündete den Rest ihres Joints an und erzählte, wie sehr ihr der iPod, der Blackberry und Facebook fehlte. Todd nickte, hörte kaum zu, betrachtete die Kurven ihres Leibes und beneidete sie eigenartigerweise um ihre ungezwungene Schönheit. Er war schon traurig, dass sie wieder gehen und er sie vielleicht nie wieder haben würde. Er war plötzlich am Verhungern. Augenblicke später fragte sie ihn, ob er es noch mal machen wolle, und lutschte ihn, bis er in ihrem Mund kam. Nach dem dritten Mal verlor er die Besinnung.
Als er aufwachte war Erin weg und auch sein Elektronik-Lager. Sein Kapital.
Nun hat er nichts mehr.
Sie hat ihm einen geheimnisvollen Zettel hinterlassen, auf dem nur steht: Verzeih mir. Du bist sehr nett.
Er hat den ganzen Morgen über seine Möglichkeiten sinniert. Er konnte versuchen, sie zu finden und ihr seinen Kram abnehmen, oder alles vergessen. Es würde schwierig werden, sie zur Rede zu stellen. Um es milde auszudrücken. Todd ist, was solche Dinge angeht, schrecklich unbegabt, und außerdem glaubt er, dass er Erin vielleicht liebt. Er spürt, dass der Trennungsschmerz seinen Zorn darüber, dass sie ihn ausgeraubt hat, langsam verdrängt.
Scheiß drauf, sagt er sich. Ich kenne doch ’ne Polizistin. Sie wird mir helfen. Die Cops werden mir
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