Dead: Band 1 - Roman (German Edition)
mein Zeug zurückholen. Dann verzeihe ich Erin, und wir können wieder zusammen sein.
Er weiß, dass er sie nie wieder kriegen wird, dass sie ihn benutzt hat. Aber er kann die Hoffnung nicht aufgeben.
Beim Erreichen des Militärgeländes – wo er Sarge zu finden hofft, der ihm wiederum sagen kann, wo Wendy ist – hat er die Ereignisse des vergangenen Abends mehrere Dutzend Mal Revue passieren lassen. Er hat sich viele Gespräche vorgestellt, die er und Erin führen könnten: Das wütende Gespräch, in dem er sie fragt, warum sie ihn ausgenutzt und verletzt hat, wobei sie wegen ihrer Untaten weinen muss. Das ruhige Gespräch, in dem er sie kalt mustert und sagt, dass er ihr vergibt, dass sie ihm leidtut und er ihr ein schönes Leben wünscht. Und das fröhliche, höchst unwahrscheinliche Gespräch, in dem sie seine Sachen zurückbringt und sie einander in die Arme sinken.
Das ständige Krachen des Gewehrfeuers am Rand des Camps wird stärker und erinnert ihn daran, dass seine persönlichen Probleme im Vergleich mit der stets präsenten Bedrohung, denen die Menschen sich hier gegenübersehen, unwichtig sind.
Die Werkstatt ist voller Soldaten, die auf dem harten Zementboden sitzen und Briefe schreiben, Bücher lesen und auf Coleman-Öfen Kaffee kochen. In mehreren Käfigen an der Wand gegenüber gackern Hühner gleich neben sauber gestapeltem Klafterholz. Todd riecht Kordit, Kaffee und Hühnerkacke. Die Soldaten sind eigenartig still und blicken dann und wann zu dem Büro in der Ecke hinüber, das Sarge zu seinem Quartier gemacht hat. Todd bewegt sich vorsichtig zwischen den Leuten, ignoriert ihre feindseligen Blicke und murmelt etwas vor sich hin, als er an Sarges Tür klopft. Niemand meldet sich. Er klopft fester.
Die Tür geht auf. Sarge steht im Rahmen. Er trägt Tarnhosen und ein T-Shirt und schaut Todd an. Als er ihn erkennt, wird seine Miene sofort freundlicher.
» He, Bengel « , sagt er. » Schön dich zu sehen. «
Todd errötet, als er seinen alten Spitznamen hört.
Der Soldat hält ihm die Hand hin. Todd schüttelte sie.
» Ebenfalls, Sarge. «
» Was führt dich in diese Gegend? «
» Ich hab schlechte Nachrichten. Kann ich ’n Augenblick mit dir reden? «
» Na, dann komm mal rein. Ich hab auch ’n paar schlechte Nachrichten, Bengel. «
Todd bleibt überrascht stehen, als er Paul und Ethan sieht, die sich über eine Pritsche beugen, auf der Wendy unruhig und leise stöhnend schläft.
Wendy erwacht mit heftigen Kopfschmerzen und einem überwältigenden Angstgefühl. Der kleine Raum ist voller Männer, die sie anschauen. Sarge drückt einen kühlen nassen Lappen auf ihre Stirn und mustert sie mit einer eigenartigen Mischung aus Liebe und Besorgnis. Paul, Ethan und Todd sind da, und auch Ray und sämtliche Cops der Einheit 12 außer Jonesy und seinem Vater. Ihre Gesichter erhellen sich, als sie Wendy erwachen sehen. Ethan sieht aus, als hätte ihm jemand die Fresse poliert, grinst aber trotz seines blauen Auges. Jemand fragt, wie es ihr geht, und sie bemüht sich, sich auf die Stimme zu konzentrieren. Sie ist noch nicht richtig wach und wünscht sich, endlich klar im Kopf zu werden. Sie weiß nicht mal, ob sie vielleicht träumt. Wenn es ein Traum ist, ist es ein guter. Sie ist froh, Sarge in der Nähe zu wissen, und fühlt sich angesichts ihrer alten Kameraden sicher. Komisch, dass sie die beiden schlimmsten Wochen ihres Lebens mit dieser Gruppe zugebracht hat und sich plötzlich so mit ihr verbunden fühlt. Sie sind ihre Familie. Sie erinnert sich, dass sie damals im Krankenhaus begonnen hat, die Gruppe als Stamm zu sehen.
Sie fragt sich, ob sie im Sterben liegt.
Sarge erkundigt sich, ob sie etwas braucht. Vielleicht Wasser?
Nachdem sie getrunken hat, fragt sie, wie sie hierhergekommen ist. Ihre Stimme klingt komisch. Sie glaubt, es könne vielleicht etwas mit ihren Ohren nicht stimmen. Die Männer sehen sich gegenseitig an und weichen ihrem Blick aus. Tatsache ist: Sie erinnert sich an nichts. Was ihr auch passiert ist, es war so übel, dass sie es nicht ertragen können, es auszusprechen. Ray sitzt neben ihrem Bett auf einer Munitionskiste und berichtet, dass sie und Jonesy angegriffen worden seien. Jonesy hat eine Gehirnerschütterung. Es geht ihm dreckig. Sie ist ebenfalls ordentlich verdroschen worden, aber körperlich geht es ihr gut. Wendy nimmt es hin und fragt sich, wieso sie nicht von der Pritsche aufstehen kann. Sie fühlt sich eigenartig fiebrig. Sie kann das Gefühl nicht
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