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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
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uns berührten. »Alles okay?«, fragte ich und sah sie befremdet an. So eine Zurückhaltung sah Eleanor überhaupt nicht ähnlich.
    »Klar«, sagte sie. »Hab nur einen Schnupfen. Ich will dich nicht anstecken.«
    »Wir wohnen im selben Zimmer«, lachte ich. »Den krieg ich doch sowieso.«
    Einen Moment lang standen wir schweigend voreinander. Eleanor wirkte völlig humorlos, ganz anders als sonst. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte; Small Talk war noch nie meine Stärke gewesen. Also fragte ich sie einfach, was mir auf dem Herzen lag.
    »Eleanor, was ist passiert?«
    Sie nahm ihre Baskenmütze ab.
    »Du musst es mir erzählen«, bat ich. »Ich kenne diesen Blick. Du verschweigst mir was.«
    Sie seufzte und setzte sich auf ihr Bett. »Okay, sei bitte nicht sauer, aber letztes Semester hab ich mich heimlich mit jemand getroffen …« Sie schloss die Augen und kauteauf ihrer Unterlippe herum, als ob sie sich auf meine Reaktion gefasst machte. »… mit Brett.«
    »Was?«, rief ich zu laut. Das war derart jenseits von allem, was ich erwartet hatte, dass ich sie nur fassungslos anstarren konnte. Hatte ich richtig gehört? »Brett Steyers? Du und Brett Steyers?«
    Eleanor nickte.
    »Warum hast du mir nichts davon erzählt?«
    »Keine Ahnung. Mir gefiel diese Sache mit der geheimen Liebschaft. Diese Angst vor dem Erwischtwerden war so aufregend und romantisch. Und hinterher, als sie mich gefunden haben, wollte ich niemandem erzählen, was wirklich passiert ist, weil sie ihn dann verdächtigt hätten, und er kann doch nichts dafür.«
    »Was meinst du damit, ›was wirklich passiert ist‹?«
    »Am Wandertag bin ich erst in die Bibliothek, um zu lernen. Später hab ich mich dann rausgeschlichen, um Brett zu treffen, und wollte nachher durch den Keller zurück ins Wohnheim. Aber gerade als ich rein bin, hat jemand die Tür hinter mir abgeschlossen. Ich hab versucht, in den Kamin zu klettern, um in unser Zimmer zu kommen, aber der Rauchfang war zu. Dann hörte ich vier laute Schläge, wie ein Hammer auf Metall, und plötzlich ist von irgendwoher Wasser durch die Decke geflossen. Ich hab noch versucht, im Heizraum irgendeinen anderen Ausgang zu finden, aber der ganze Keller stand schon unter Wasser. Ich hab geschrien und geschrien, aber das Wasser war viel zu laut, da konnte mich niemand hören.«
    »Wie bist du rausgekommen?«
    Sie zuckte die Achseln. »Eines Tages bin ich einfach aufgewachtund der Kamin war offen, da bin ich rausgeklettert.«
    »Warum hast du das niemandem erzählt?«
    »Ich wollte nicht, dass die vom Kamin erfahren. Das ist unser einziger Weg raus. Und ich wollte auch nicht, dass sie Brett verdächtigen.«
    »Aber was, wenn es Brett war ?«
    Eleanor schüttelte den Kopf. »War er nicht. Weil ich gerade vom Treffen mit ihm kam, als es passiert ist. Er hätte an zwei Orten gleichzeitig sein müssen, um die Rohre kaputt zu machen, als ich da drinnen war. Außerdem, warum sollte er mich umbringen wollen?«
    »Seid ihr zwei noch … du weißt schon?«
    Eleanor seufzte. »Keinen Schimmer. Ich hab ihn noch nicht gesehen«, sagte sie und öffnete den Reißverschluss ihrer Tasche.
    Als ich so auf meinem Bett saß und sie auspackte und mir von ihren Winterferien erzählte, wollte ich so sehr daran glauben, dass sich nichts geändert hatte, dass es wieder wie am ersten Schultag war, vor der Überschwemmung, vor Dante, bevor alles kompliziert geworden war. Aber so würde es nie wieder sein. Sie vermied es, weiter über die Überschwemmung zu sprechen, und weil ich mich noch gut daran erinnerte, wie ich mich nach dem Tod meiner Eltern gefühlt hatte, fragte ich nicht nach. Doch was immer auch im Keller geschehen war, es hatte sie verändert. Ihre Haltung war völlig anders, sie saß krumm da und ihre Füße schlurften, ihr Lächeln war irgendwie dürrer und schiefer geworden. Es waren feine Unterschiede, die außer mir bestimmt niemandem auffallen würden. Es war, als ob siegegen einen Zwilling ausgetauscht worden wäre; gleich und doch im Innern ganz anders. Also schwiegen wir über das Geschehene und gingen lieber zum Mittagessen.
    »Wie waren deine Ferien?«, fragte sie mich, als wir im Speisesaal saßen. Um uns herum versammelten sich Schüler grüppchenweise an den Tischen.
    Dringender als alles andere wollte ich ihr erzählen, was ich bei meinem Großvater erfahren hatte. »Ich war zu Hause und habe so ein Buch gefunden.« Ich überlegte, wie ich ihr das alles am besten erklären konnte. Wo sollte ich

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