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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
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nicht. Zumindest nicht wirklich. Jede Nacht blieb ich wach bis in die frühen Morgenstunden, rollte mich auf dem Sofa zusammen, starrte in die Dunkelheit und heulte mich schließlich in einen unruhigen, von Geistern bevölkerten Schlaf.

Vierzehntes Kapitel
    Der Tote Wald
    A m fünften Tag weckte mich ein zweimaliges Klopfen an der Tür. Erschöpft schlug ich die Augen auf. Die Mattscheibe vor mir zeigte nur noch rauschendes Schneegestöber. Ohne eine Antwort abzuwarten, öffnete Dustin die Tür und reckte mir eine Schrotflinte entgegen. Das plötzlich einfallende Sonnenlicht ließ mich blinzeln. »Miss Winters«, rief er. »Ich dachte, vielleicht möchten Sie mir bei der Jagd Gesellschaft leisten?«
    Ich rieb mir die Augen und schaute vom Bildschirm aufs Gewehr. Es war ein seltsamer Anblick, aber wenn man fast vierzig Stunden lang Horrorfilme gesehen hatte, auch wieder nicht so sehr. Ich zwang mich von der Couch. »Okay.«
    »Renée«, sagte mein Großvater, hocherfreut darüber, mich beim Frühstück anzutreffen. »Wie geht es dir?«
    »Könnte besser sein.«
    »Ich habe gehört, dass des Öfteren ein junger Mann für dich anruft«, sagte er über seine Zeitung hinweg.
    Ich zuckte die Achseln und versuchte, mein Haar glatt zu bekommen, das sich inzwischen wie ein Vogelnest anfühlte.
    »Erzähl mir von ihm.«
    »Das ist niemand.«
    Mein Großvater sah mich wissend an. »Niemand, sicher doch. Das habe ich auch schon mal von deiner Mutter gehört. Zwei Wochen später war sie durchgebrannt und nach Kalifornien gezogen, mit nichts als deinem Vater und dem, was sie am Leib trug.«
    Ich hörte auf zu kauen. Meine Eltern waren zusammen durchgebrannt? Das hatten sie mir nie erzählt. »Ich will jedenfalls nicht mit ihm reden.«
    »Verstehe«, sagte er mit gerunzelter Stirn. »Könnte dies vielleicht etwas mit den Filmen zu tun haben, die du gesehen hast, und mit unserer kleinen Unterhaltung neulich?«
    Ich schaute finster zurück. »Nein.«
    Gerade noch rechtzeitig betrat Dustin den Raum, bewaffnet mit dem langen Gewehr, einer Lockpfeife, einer Tasche mit der Aufschrift Patronen und zwei braunen Papiertüten.
    »Wenn Sie dann so weit wären, Miss Winters …«
    »Ich bin schon fertig.« Ich hatte es eilig, den fragenden Augen meines Großvaters zu entkommen, der bestimmt nicht vorhatte, das Thema Dante einfach auf sich beruhen zu lassen.
    Er faltete die Hände über einem Knie. »Was ist heute dran, Dustin?«
    »Wilde Schneegänse, Sir.«
    »Trefflich, trefflich. Nun, dann viel Spaß dabei. VersuchenSie aber bitte, niemanden zu erschießen. Und falls doch, bitte ans Begraben denken.« Er zwinkerte mir zu, aber ich fand das überhaupt nicht lustig.
    Ausgerüstet mit einem Paar hoher Gummistiefel, einem pelzgefütterten Parka, Mütze und Ohrenschützern machte ich mich mit Dustin auf zum Grund hinter dem Anwesen. Der Himmel war strahlend blau, die Zweige der Nadelbäume schwer vom Schnee. Dustin zeigte mir, wie man die Lockpfeife blies, und wir folgten den Antwortrufen, bis wir zu einem zugefrorenen Teich kamen.
    »Ganz leise sein«, mahnte Dustin und ging in die Knie, während er durch sein Fernglas eine Gänseschar beobachtete, die in der Nähe des Ufers im Schnee herumpickte. Langsam nahm er die Flinte von seiner Schulter und reichte sie mir. »Jetzt müssen Sie nur grob draufhalten und abdrücken.«
    Ich starrte die Waffe an, als wäre sie irgendein exotischer Gegenstand. Ich hatte nicht begriffen, dass ich diejenige war, die schießen sollte. »Äh, ich … ich glaub eigentlich nicht, dass ich was töten will.«
    »Wie Sie wünschen«, sagte er und reichte mir seine Provianttüte. Er zog seine Schutzbrille an, blickte den Lauf entlang und richtete ihn auf den Teich. Und schoss.
    Die Vögel stoben auseinander in die Luft, flatterten wild in Richtung der Bäume über uns. Ohne zu zögern zielte Dustin noch einmal, diesmal beinahe senkrecht nach oben. Es folgte ein Quäken und dann eine Federwolke. Dustin riss sich die Brille herunter und suchte den Himmel ab.
    »Fangen«, brüllte er.
    Ich schaute hoch. Meine Arme bewegten sich von alleine,und bevor ich es kapiert hatte, plumpste mir die tote Gans in die Arme, ein Gewirr aus Blut und Daunenfedern.
    Mit einem breiten Lächeln drehte sich Dustin zu mir um. Ich schrie, ließ die Gans fallen und versuchte panisch, die Federn von meinen Händen abzuschütteln.
    »Hervorragend gefangen, Miss Winters! Hervorragend!«
    »Einfach Renée«, verbesserte ich ihn und wischte mir die

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